Der Freifunk Rheinland e.V. bietet freies WLAN für Wuppertal

Ralf Glörfeld, seit sechs Jahren Freifunker erläutert im Interview: "Wenn wir jetzt mit der Installation des Freifunks in Wuppertal beginnen würden, könnten wir schon zum Weihnachtsgeschäft freien Zugang zum Internet in Wuppertal anbieten."


Ralf Glörfeld ist Wuppertaler und seit 6 Jahren Freifunkaktivist. Ihn treibt die Grundidee des Freifunks, allen Menschen den Zugang zu modernen Kommunikationsmitteln zu ermöglichen. Denn während die Installation von einem km Breitbandinternet durch einen großen Telekommunikationsanbieter bis zu 50.000 Euro kosten kann, und damit für viele unerschwinglich wird, ist der Freifunk in der Lage, mit einfachsten Mitteln das notwendige Netz für Telefonie oder Internet zur Verfügung zu stellen. Das funktioniert auf der Basis von handelsüblichen Routern, die mit einer von den Freifunkern geschriebenen Software bespielt werden. Nach Aufspielen des Programms können sich die Geräte selbstständig miteinander verbinden, bzw. wie es im Fachjargon heißt „vermaschen“.  Je mehr Router zur Verfügung stehen, desto sicherer und schneller wird das Netz. Um größere Entfernungen zu überbrücken, werden Sichtverbindungen benötigt, um mit speziellen Antennen Richtfunkverbindungen aufzubauen. Daher sind beispielsweise Kirchturmspitzen bevorzugte Orte für das Anbringen der Router.

Lieber Ralf, die CDU hat vor etwa 14 Tagen eine Anfrage an den Stadtentwicklungsausschuss gestellt, in der sie prüfen lassen will unter welchen Bedingungen freies WLAN in Wuppertal möglich ist.  (Zum Beitrag) Wie kam es dazu? Wir haben uns in der Vergangenheit bereits über das Thema unterhalten (zum Beitrag)!

Ich weiss nicht wie es dazu kam. Ich weiss nur, dass ein Ratsmitglied im Ausschuss Stadtentwicklung einen Antrag gestellt und darum gebeten hat, folgende Informationen zusammenzustellen:

1. Was würde freies WLAN kosten?
2. Ist es technisch machbar?
3. Wie ist die rechtliche Situation?

Das ist natürlich eine Steilvorlage für den Freifunk Rheinland! Wir beschäftigen uns schon seit Jahren mit dem Thema und haben dazu ein funktionierendes schon im Einsatz erprobtes Konzept erarbeitet. Wir freuen uns jetzt, unsere Idee und deren Möglichkeiten vorzustellen. Für uns ist es eine spannende Frage, inwieweit der Freifunk die Stadt unterstützen und die Stadt den Verein unterstützen kann. Ich bin der Überzeugung, dass es allen Seiten helfen würde. Der Freifunk hätte die Möglichkeit mehr Präsenz in der Innenstadt zu bekommen, die Stadt kann mit der Tatsache werben, dass in der Innenstadt freies Internet zur Verfügung steht.

Hat es schon Gespräche gegeben?
Erste Gespräche mit Ratsmitgliedern haben schon statt gefunden. Wir sind dabei unser Konzept niederzuschreiben, damit auch unser Vorschlag in der nächsten Ausschusssitzung beraten werden kann, und nicht nur der Vorschlag aus der Stadtverwaltung dazu auf dem Tisch liegt.

Du bist ja Mitglied der Piratenpartei! Glaubst Du, dass dein politischer Hintergrund Einfluss auf die Beurteilung eures Konzeptes hat?
Die, die mich kennen wissen, dass ich Unterschiede mache. Das eine ist meine politische Gesinnung. Sie hat mit meiner Identität als engagierter Bürger, der sich für das Thema Freifunk einsetzt, nichts zu tun. Ich sehe da keine Hürde.

Kennst Du Städte in denen es schon freies Internet in der Innenstadt gibt?
Freifunk gibt es ja schon in sehr vielen Städten. Als erste Großstadt hat die Berliner Stadtverwaltung, durch eine Initiative des Freifunk Berlin, das Thema freies Internet in der Innenstadt aufgegriffen. Die mediale Aufmerksamkeit war enorm. Letzendlich ist das Projekt dann aber von der Verwaltung nicht umgesetzt worden. In Neuss hat der Rat, meines Wissens, vor nicht allzu langer Zeit beschlossen, freies Internet in der Innenstadt einzuführen. Das Projekt wird allerdings nicht durch den Freifunk umgesetzt, sondern durch einen bezahlten Dienstleister aufgebaut.

Das ist sicher teuer! Gibt es den Freifunk umsonst?
Zunächst kostet beides etwas! Beim Freifunk ist es so, dass ein großer Teil der Kosten durch das Eigenengagement der Bürger gedeckt wird und das Stadtsäckel nicht belastet wird. Für mich ist der eigentliche Vorteil aber, dass jeder Freifunk machen kann. Steht bei meinem Nachbarn ein Gerät, kann ich bei mir auch eines aufstellen und so weiter und so weiter. Auf diese Weise kann sich der freie Internetzugang in der ganzen Stadt ausbreiten. Das geht bei einem geschlossenen Netz irgendeines Anbieters natürlich nicht.

Gibt es schon eine Tendenz wie eine Entscheidung aussehen könnte? Wie ist Deine Wahrnehmung?
Bisher gibt es noch keine Richtung. Es gibt hier und da Einwände. Die einen sagen, „das ist zu teuer“, die anderen „es gibt keine Rechtssicherheit“.

Habt ihr Erfahrung mit dem Thema Rechtssicherheit?
Ja, haben wir! Wir haben eine Vorschaltseite entwickelt, auf der die AGB’s zur Nutzung des Internet akzeptiert werden müssen! Es wird darauf hingewiesen, dass keine strafrelevanten Dinge während der Nutzung des Freifunknetzes abgewickelt werden dürfen. Außerdem weisen wir explizit darauf hin, dass mit dem Freifunk als gemeinschaftlichem Projekt verantwortungsbewusst umgegangen werden muss, damit alle etwas davon haben. Wird das Häkchen dann bei „AGB’s akzeptieren“ gesetzt, erhält der Nutzer für eine Stunde den freien Zugang ins Internet. Danach müssen die Bedingungen erneut akzeptiert werden. Auf diese Weise appellieren wir in regelmäßigen Abständen an das Verantwortungsbewusstsein des Nutzers.

Es wäre schön wenn das funktionieren würde!
In Einzelfällen kann es zu Abmahnungen kommen, wenn ein solches Gerät aufgestellt wird. Das ist schon möglich  – über einen Fall bin ich informiert. Der Freifunk konnte aber  größeren Schaden abwenden, indem er in einem Schreiben an den abmahnenden Anwalt auf seine AGB’s verwiesen hat, die von dem Nutzer akzeptiert worden sind. Daraufhin wurde das Verfahren beendet.

Die eigentlichen Betreiber des Netzes sind doch die Freifunker, die damit auch in der Verantwortung stehen?
Genau – es sind die Bürger der Stadt, die die Verantwortung übernehmen, nicht die Stadt selbst. Für die Stadt ist die Sache daher auf jeden Fall rechtssicher.

Welche Unterstützung würdet ihr im Falle einer Zusammenarbeit von der Stadt erwarten?
Es sind nur zwei Dinge die wir brauchen: Orte für die Aufstellung der Geräte und Strom für den Betrieb der Technik. Ein Router braucht etwa zwei bis vier Watt. Wenn der Freifunk eine Spende zur Anschaffung der Technik erhalten würde wäre das zwar schön, ist aber keine Bedingung. Wir reden hier von Preisen von Minimum 15,00 Euro und Maximum 80,00 Euro pro Gerät.

Wie lange würde es dauern bis so etwas aufgebaut ist?
Es kommt darauf an, welche Fläche gewünscht ist. Darüber haben wir bisher keine Informationen. Wenn wir heute beginnen würden, könnten wir bis zum Weihnachtsgeschäft auf jeden Fall schon eine gewisse Fläche ausgeleuchtet haben.

Wer sind die Konkurrenten?
Da gibt es die unterschiedlichsten Anbieter und Geschäftsmodelle. Bspw. gibt es Provider, die für Hotels einen Internetzugang zur Verfügung stellen und dafür einen monatlichen Betrag kassieren. Das rechnet sich auch. Aber es kommt darauf an, wie viel die Stadt bereit ist, dafür auszugeben. Mit dem Freifunk-Modell hätte die Stadt die Möglichkeit, mit ihren engagierten Bürgern zusammenzuarbeiten und damit Kosten zu sparen. Inwieweit sie dazu bereit ist, wollen wir ausloten!

Lieber Ralf, vielen Dank für das Gespräch!

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Kommentare

  1. Da freue ich mich sehr, dass es in Richtung sinnvoller Zusammenarbeit geht!

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