26.10.2025N. Bernhardt
Typische Merkmale deutscher Infrastruktur-Politik

Foto: Vor sich hinsiechende Bahnbrücke Herderstraße/Homannstraße: erst kommt die Breitenbegrenzung mit Engstelle, dann die natürlich selten vorangekündigte und noch weniger kontrollierte Tonnagebegrenzung auf hier 6 Tonnen. Bei einer der nächsten Brückenprüfung wird dann die Abgängigkeit bzw. Unbenutzbarkeit festgestellt und damit der Brückenabriß besiegelt.
Die seit kurzem begrenzte Tonnage über die Bahnbrücke Homannstraße erinnert an eine seit Jahrzehnten vollführte Verkehrs- und Verkehrtpolitik, bei der sich Schlagworte wie „Verkehrswende“ und „CO2-neutral“ als „intelligenzneutrales Gewäsch“ herausstellen.
Passenderweise endet an dieser Brücke auch die Nordbahntrasse. Zur Fortführung gen Westen baut man da keine Fuß-/Radbrücke über die Bahnanlagen, wo rund 100 Jahre eine Bahnbrücke stand. Die Solinger haben ja vorgemacht, daß man eine Brücke für unter 100.000 Euro bauen kann. [1]
Nein, zunächst muß man vom plötzlichen Trassenende erstens den Homanndamm queren, um zweitens über einen schmalen Weg mit direktem 90°-Winkel nach 50 Meter drittens in den fließenden Verkehr der Herderstraße einzuordnen, nur um die halb marode Bahnbrücke zu queren und anschließend viertens wieder auf einen schmalen Weg abzubiegen.
Auch im weiteren Verlauf war es völlig vollkommen unmöglich, einen drei bis vier Meter schmalen Streifen vom ehemaligen Bahngelände für einen kreuzungsfreien Rad-/Fußweg entlang der BME-Strecke nach Düsseldorf einzuplanen. Stattdessen hat man es als zwingend erachtet, lieber den gesamten ehemaligen Bahnbereich als Parkplatz auszuweisen, über den der gesamte Radverkehr Richtung Westen geführt wird.
Davon, daß die Wohnbebauung im Stationsgarten als längste bewohnbare Schallschutzmauer Wuppertals einst als autofrei oder zukunftsweisend „autoarm“ geführt wurde und daher der Investor keine oder zumindest weniger Stellplätze als sonst nachweisen mußte, sieht man heute auch nichts mehr. Ledliglich Radfahrer, die weiter den offiziellen Weg zur Korkenziehertrasse weiterfahren möchten, werden über den als „Fußgängerzone“ ausgewiesenen Teil der Straße „Am Stationsgarten“ geführt und dürfen dort „die anderen Fußgänger“ spielen (Schrittempo). Was natürlich weder eingehalten noch kontrolliert wird und es deshalb in der Vergangenheit Konflikte und Zusammenstöße mit Fußgängern insbesondere im Bereich der Geschäfte kam.
Aber Hand aufs Herz: Die Anbindung bzw. das Anfang und Ende der Korkenziehertrasse direkt am Westring ist genauso katastrophal. Die Züge sind bestimmt auch auf schmalen Wegen und Umwegen über Westring und Wibbelrather Weg um die Autobahn 46 herumgefahren anstatt direkt den vorhandenen Tunnel und weiteren kreuzungsfreien Bahndamm zu benutzen. Genau, deshalb fahren wohl auch keine Züge mehr…
Die Bahnbrücke Herderstraße wird dasselbe Schicksal erleiden wie viele Infrastrukturobjekte in dieser Stadt. Lieber wirft man sogenannten „Leuchtturmprojekten“ Abermillionen hinterher, macht dabei großartig Schulden (Tip: Preissteigerungen) und hat dann für die vorhandene Infrastruktur dann leider, leider kein Geld übrig.
Wer denkt, daß die Sonderschulden des Bundes nun zu einer „Hauruck“- und „jetzt aber!“-Stimmung oder gar zu einer wesentlichen Verbesserung von Wegen und Schulen führen, glaubt auch an den Osterhasen zu Weihnachten. Schon die 100 Sondermilliarden für die Bundeswehr sind zum großen Teil versickert. Wenn Baufirmen und -material knapp sind, steigen bei größerer Nachfrage die Preise. Spielt Geld keine Rolle, läuft es geschmiert nochmal so gut.
Fußnote
[1] Pressemitteilung der Stadt Solingen: „Neue Brücke für die Trasse“
https://web.archive.org/web/20200927133409/https://www.solingen.de/de/aktuelles/neue-bruecke-fuer-die-trasse/
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Lesen Sie dazu auch:
Weiter mit:
Das 6-Tonnen-Schild (Vz 262) ist
1. an der Kreuzung Bahnstr./Nathrather,
2. nochmal im weiteren Verlauf der Nathrather und
3. am Abzweig Homannstr. (mit Zusatz „keine Wendemöglichkeit“) angekündigt.
Soviel zur „selten vorangekündigten Tonnagebegrenzung“.
Natürlich hat Wuppertal einen heftigen Brücken-Sanierungsstau. Soweit das am fehlenden Geld liegt, ist es aber Blödsinn, dafür das Linken-Narrativ der teuren „Leuchtturmprojekte“ rauszukramen. Als die Brücke Kirchhofstraße gesperrt wurde, gab es noch keine BUGA-Pläne und bei der Sperrung der Jakobstreppe noch nicht mal Pläne für ein Pina-Bausch-Zentrum. Genutzt hat es den Bauprojekten nichts. Wuppertal hat seine Strukturprobleme eben nicht erst seit gestern. Und die „Leuchtturmprojekte“ sind riskante Versuche, daran etwas zu ändern.
Dass bei der erfolgreichen Klage gegen die L-419-Pläne 100 Million Euro Ingeniersleistungen den Blombach runtergespült wurden, lässt manches „Leuchtturmprojekt“ blass aussehen und bringt den Brückenbau in Wuppertal jedenfalls auch nicht voran.
Und was hindert einen 40-Tonner daran, die marode Brücke zu überfahren? Ein Schild? Ernsthaft?
Die Stahlbrücke an der Schwebebahnstation Varresbeck (ehem. Gasanstalt) war ja auch noch gut genug, um zum Abriß der Originalstation mit 30-Tonnen-Baggern darauf herumzukurven. Kurz danach war sie plötzlich marode und wurde – mangels bereitgestellter Mittel – abgerissen. Es ist zum Kotzen mit anzusehen, wie diese Masche auch Jahrzehnte später noch funktioniert. Wie geschmiert!
Brücken, die auf 40-Tonner ausgelegt sind, gehen nicht kaputt, weil 40-Tonner drüberfahren.
Ich bin keine Expertin, aber wenn mittelgroße Bäume aus den Mauerwerksfugen wachsen und der Rost Löcher ins Geländer frisst, tippe ich mal darauf, dass die Brücke seltener gepflegt als geprüft wird. Da würde ich die Schuld nicht bei den LKWs suchen.
Ja und Nein… Ich sag es mal so Schilder sind kein Garant das sich dran gehalten wird. Das klappt beim parken genauso wenig wie bei Tonnagen Begrenzungen. Wie Brücken berechnet werden sind in Normen zusammengefasst wurden. Ich muss dich allerdings enttäuschen was die Dauerbelastung angeht kann durchaus ein Brücke ihre maximale Lebenszeit nur erreichen wenn auch die “ Wechselspiele“ stimmen. Es kommt eben nicht nur auf Gewicht an sondern vor allem wenn dieses Ausgereizt wird auf die Anzahl der Befahrungen an. Wobei Bremsen und „Gas“ geben je nach Bauwerk einen größeren Einfluss haben. Unser Problem bei der Instandhaltung ist im übrigen um einiges komplexer. Für die Kirchhofbrücke war sogar mal Geld vorhanden gewesen… Am Geld alleine liegt es eben auch nicht sondern bei der Priotäten Setzung. Die Hängebrücke für die BUGA hat keinerlei verkehrliche Notwendigkeiten. Es ist in der tat nur ein Ökologischer Wahnsinn was dafür betrieben wird. Bei der L 419 würde ich mal Nachfragen bei Straßen NRW ob da jemand Verantwortlich gemacht wurde. Soweit der Flurfunk funktioniert wird im übrigen für die Hommandamm ein Neubau bald kommen. Eben auch weil diese für die Errichtung der BUGA sehr wichtig sein wird Ansonsten wird es schwierig werden das Lokschuppenareal zu bespielen.
Die Stadt hat in der Tat an der Ecke Bahnstraße/Nathrather Straße ein 250 aufgestellt mit zwei Zusatzzeichen. Zum einen steht das Schild zu weit vorne, um beim Abbiegen bewußt wahrgenommen zu werden. Zum anderen steht auf dem einen Zusatzzeichen auf vier Zeilen(!) eine Minischrift, so daß man auf der Kreuzung erstmal stehenbleiben muß, um das zu entziffern.
Das ist natürlich sehr effektiv. Da man vor der Brücke selbst nicht wenden kann, wird in der Regel durchgefahren.
Eine Modalsperre vor der Brücke mit Verengung auf 2,30m, wie man das in England seit Ewigkeiten macht, würde die marode Brücke effektiver schützen.
Ich warte nur auf den Tag, wo die Brücke bei der nächsten Prüfung als nicht mehr verkehrssicher eingestuft, abgerissen und durch einen Erdwall ersetzt wird. Wodurch die geplante Rad-/Fußwegverbindung vpm Ende der Nordbahntrasse über Clees’sches Gelände versperrt wird. Weil die Stadt für Brücken wegen ihrer Leuchtturmprojekte natürlichkein Geld hat.
Aber der Mensch ist ein Gewohnheitstier: Seit gestern ist der Hofkamp ab Haspeler Brücke in westlicher Richtung gesperrt und Richtung Barmen Einbahnstraße. Darauf weisen auf der B7 von Barmen kommend zwei große Tafeln hin (so sollte es eigentlich sein). Und trotzdem fuhren reihenweise Fahrzeuge rein und mußten vor der Haspeler Brücke drehen.
Aber eigentlich ist die Brücke nur Aufhänger für die Kritik des Vergammelnlassen vorhandener Infrastruktur, wie man das in den dutzend verlinkten Fällen nachvollziehen kann.
Hier im übrigen die Prüfberichte https://fragdenstaat.de/a/329389
Ah, Ahlenberg Ingenieure, interessant. Danke. Deinen Kommentar mußte ich, warum auch immer, erst freigeben.
„Die Flügelenden ist allerdings nicht komplett verfüllt und auch nicht vorschriftsmäßig abgefangen worden.“
Pfusch, made in Wuppertal? Kontrolle Bauausführung by Personalmangel?
Weiter: „Geländer als Absturzsicherung, … Mehrfach, Nicht fachgerecht, … Das Anschlussgeländer am Widerlager Ost auf der Nord- und Südseite ist mit einen Zaunelement provisorisch befestigt. Die Ausführung entspricht nicht den Vorschriften.“
Alleine, daß der Gutachter von einem Laster umgenietete Leitborde vorfindet, zeigt ja die außerordentliche Wichtigkeit der Brücke. – Nee, laß mal, die fällt sowieso bald zusammen. Die Blopmbachtalbrücke ist mit 3,2 bewertet, was heißt „ Laufende Unterhaltung und umgehende Instandsetzung erforderlich.“, und dort wurden bereits Sanierungsmaßnahmen durchgeführt.
„Schadensbeseitigung kurzfristig erforderlich.“
Na, dann freuen wir uns über die grundlegende kurzfristige Sanierung. Es sei denn, mit „Schadensbeseitigung“ ist die Brücke gemeint.
Auch für die Blombachtalbrücke habe ich den Prüfbericht. Sieht auch nicht gut aus … Was mich ärgert das nicht viel Instandgesetzt wird. Salz und Stahl Beton vertragen sich ja nicht wirklich. Kleiner Schaden kann dann große Wirkung haben. Diese gehört zum Glück nicht uns 😉
Ich würde mir etwas mehr Sorgfalt bei der Recherche wünschen:
Die 6-Tonnen-Begrenzung ist schon 1 km vorher an der Kreuzung Bahnstraße/Gruitener Str. angekündigt.
Ich weiß nicht, welche 100-jährige Bahnbrücke Sie meinen. Die Trasse endet, weil die ehemalige Bahnstrecke dort auf die heutige S-Bahn-Strecke trifft.
Die Idee, einen Durchstich von der Herderstraße zum P&R-Parkplatz zu bauen, war klasse. Der Parkplatz war lange vor der Fahrradtrasse da.