04.11.2025N. Bernhardt
„Fahrradstraße“ Hardtufer zu Weihnachten?

Foto:Zwanghaftes Überholen? Daran wird auch eine „Fahrradstraße“ nichts ändern.
Am Hardtufer gab es bereits einmal einen eigenen, auskragenden Wuppergehweg und sogar einen Radfahrstreifen mit unglaublichen 1,60 m Breite. Dank der regelmäßigen (fehlenden) Unterhaltung des auskragenden Gehwegs war diese Konstruktion plötzlich marode. Im Raum stand lt. VO/2792/04 eine grundlegende Sanierung der Ufermauer für 2,35 Millionen Euro oder eine Wiederherstellung des Kragarms für das doppelte.
Verkehrstechnisch hat man sich für die billigste Lösung entschieden und aus dem unzureichenden Radfahrstreifen ein noch unzureichenderes Schutzstreifchen gemacht – siehe Titelbild.
Geistiger Durchfall auf die Fahrbahn gepinselt
Der „Schutzstreifen“ beschützt den Überholer in dem Gedanken, es handele sich um zwei völlig verschiedene Fahrstreifen, und man müsse deshalb weder zu Fußgängern zur linken, noch auf Radler zur rechten, einen Seitenabstand einhalten. Mal ganz davon abgesehen, daß Abstandhalten zu beiden Seiten mangels Fahrbahnrestbreite nicht möglich ist, weiß man in der Verwaltung wohl auch um die Regel „Radfahrer müssen überholt werden. Man nennt diese Konstellation deshalb auch angeordnete Verkehrsgefährdung.
Superidee: Die Fahrradstraße
Weil das nicht mehr „zeitgemäß“ (VO/0224/24) ist, beschließt man kurzerhand für geplante 460.000 Euro (Stand: Anfang 2024) den Abschnitt Hardtufer in eine „Fahrradstraße“ umzuwandeln. Keine Aus- und Zufahrten oder Straßenkreuzungen, also ideal nur für Radler? Fehlanzeige, das geht lt. VO/1529/24 natürlich niemals nicht.
- Wegen, äh, LKW, die da drehen müssen. – Entgegen der Behauptung kommt die Feuerwehr auch in die Sackgasse zu „Gleis 1“ (Adresse: Döppersberg 1). [1]
- Wegen, äh, der notwendigen Teileinziehung (§ 7 Straßen- und Wegegesetz): „Für die Teileinziehung müsste nachgewiesen werden, dass die Straße keine Verkehrsbedeutung mehr für KFZ hat.“ –
Die Friedrich-Ebert-Straße am Laurentiusplatz hat man ja auch teileingezogen für Fußgänger, obwohl der ganze Kfz-Verkehr nun den Umweg über die Aue fahren muß. Die Parallelstraße zum Hardtufer heißt übrigens Friedrich-Engels-Allee. - Weil, äh, falls es zu einer Beschränkung des KFZ-Verkehrs käme, und falls dann jemand dagegen klagen sollte, könnte es zwei Jahre bis zu einem Urteil dauern‼‼ Und erst dann könnte eine Umsetzung der Fahrradstraße erfolgen. –
Die „Fußgängerzone“ Friedrich-Ebert-Straße hat man komischerweise ein Jahr lang als „Verkehrsversuch“ durchführen können, und erst vieeeel später eine Teileinziehung vorgenommen. Komich, nich? Und: Hat dagegen jemand geklagt?
Darum „Fahrradstraße mit Alles frei – ein wenig Satire
- Mit ein paar wenigen Schildern können wir auch für diesen Abschnitt behaupten: „Auf diesen Straßen haben Radfahrende Vorrang vor Autos“ – was doch für mehr Sicherheit und Komfort auf den Wegen sorgt‼‼‼
- Laut Leitfaden der AGFS NRW sollen in Fahrradstraßen nicht mehr als 2.500 Kfz/24h unterwegs sein. Das waren zu Zeiten des Geoportals noch 10.000, aber „nach dem Verkehrsmodell von 2020 sind“ noch „zwischen 3.000-5.000 Kfz/24h“ unterwegs. Und überhaupt: „Die Reduzierung auf 30 km/h wird ebenfalls dazu beitragen, dass das Hardtufer unattraktiver für den Kfz-Verkehr wird.“ (Zitat VO/0224/24) – Bestimmt‼
- Da wir wissen, daß Automenschen auch nur Gewohnheitstiere sind und für die Anpassung das Tempolimit von 30 km/h viele Monate benötigen, haben wir extra auf die vorzeitige (durchgehende) Anordnung von Tempo 30 auf der gesamten Strecke Hünefeldstraße und Hardtufer verzichtet.
- Passenderweise steht auf dem Schild „Fahrradstraße“ auch nichts von Tempo 30 – also gilt das Tempolimit 𝜋 mal Daumen unter Berücksichtigung des geraden und geschwindigkeitsfördernden Straßenverlaufs.
- Ebenso bleibt der alte Parkstreifen auf dem Gehweg unangetastet und wird lediglich durch eine gestrichelte Linie ersetzt. Die blauen Parkplatzschilder dürfen – auf einen Teilbereich reduziert – auch nicht fehlen. Schließlich muß man offiziell Kompromisse machen; aber wir wissen, daß der kluge Autofahrer die Parkreihe eigenständig vor und hinter der markierten Parkflächen fortsetzt.
- Sollten diese Maßnahmen nicht zur Temporeduzierung beitragen, schicken wir den Radverkehr Richtung Barmen, der sich bisher sicher auf dem Gehweg jenseits der rot-weißen Leitborde bewegen konnte, in den Kfz-Gegenverkehr als Kanonen…, äh, Kühlerfutter. Dann bremsen hoffentlich entgegenkommende Kraftfahrer bis auf unter 30 km/h ab.
- Wegen der unterschiedlichen Straßenbreite bleibt natürlich nur eine Restfahrbahn für Auto und Rad übrig. Deshalb heißt es ja „Restfahrbahn“, die vielleicht mal 3, mal 4 Meter betragen dürfte. Von den knapp 10 Metern im Schnitt gehen 2,50 m für den wupperseitigen Gehweg ab, noch einmal 2x 0,75 m für die gestrichelte Linie und natürlich den vorhandenen Geh- und Parkstreifen auf der Nordseite.
- Dieser Murks „ist ein Teil der Handlungsachse 1, des im Juli 2019 beschlossenen Radverkehrskonzeptes“ Deshalb passen wir es nicht den aktuellen Erkenntnissen der Verkehrs- und Unfallforschung an, sondern setzen es 1:1 um‼
- Und überhaupt: Für die Kinder unter den Radfahrern heißt es weiterhin: Laßt Euch gefälligst von den Eltern im SUV bis vor den Schulhof fahren, das ist sicherer! Eine Schulstraße auf die Hardt, wo kommen wir da hin? – Eben: nicht mehr mit dem Auto zum Schulbeginn zum Gymi, das geht doch nicht!
Fußnoten
[1] WZ vom 03.11.2025: Fenster von Suchthilfe-Einrichtung eingeschlagen: Einsatz in Wuppertal,
https://www.wz.de/-138258385
[2] Radio Wuppertal vom 15.10.2025: Weitere Fahrradstraßen in Wuppertal,
https://www.radiowuppertal.de/artikel/weitere-fahrradstrassen-in-wuppertal-2467846.html
Drucksachen:
- VO/2792/04: Fußgängerwege Hardtufer,
https://ris.wuppertal.de/vo0050.asp?__kvonr=3571 - VO/0224/24: Umsetzung Talachsenradweg: Abschnitt Hardtufer/Hünefeldstraße – Einrichtung einer Fahrradstraße,
https://ris.wuppertal.de/vo0050.asp?__kvonr=31401 - VO/1529/24: Anregung: Modalfilter für die Fahrradstraße Hardtufer,
https://ris.wuppertal.de/vo0050.asp?__kvonr=32828 - VO/0264/25/1-A: Antwort auf Große Anfrage Ausschuss für Verkehr – Sachstand Fahrradstraße Hardtufer; Große Anfrage der SPD-Fraktion
https://ris.wuppertal.de/vo0050.asp?__kvonr=33151
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Weiter mit:
Die Überschrift lässt vermuten, dass zum Jahreswechsel am Hardtufer der Bau der Fahrradstraße geplant ist.
Im Text geht es um den alten Wuppergehweg und die vorhandenen Schutzstreifen. Dann darum, dass die Fahrradstraße (wie alle Fahrradstraßen in Wuppertal) für den Restverkehr freigegeben werden wird. Dann um etwas, was als Satire verstanden werden soll.
Um den Start der Bauarbeiten – wie die Überschrift vermuten lässt – oder einen anderen aktuellen Anlass geht es scheinbar nicht. Wer will das lesen?