Bergische Diakonie: Ehrliche Mediation oder verdeckte Absage? – Analyse eines Statements

Nach dem gestrigen Gerichtstermin zwischen der Bergischen Diakonie und dem Tierschutzverein Pechpfoten e.V. wurde von der Richterin die Möglichkeit einer zweiten Mediation in Aussicht gestellt. Offiziell soll diese dazu dienen, eine einvernehmliche Lösung zu finden. Doch das am Folgetag veröffentlichte Statement von Diakonie-Vorstand Björn Neßler wirft Zweifel auf, ob tatsächlich noch eine Einigung angestrebt wird – oder ob die Mediation nur noch eine Formalität darstellt.

Foto: C.Otte

In seiner Erklärung betont Neßler zunächst, dass die ursprüngliche Idee, psychisch teils schwerstkranken Menschen ein Förderangebot in Form eines Tierschutzzentrums zu bieten, überzeugend gewesen sei. Doch dann folgt ein klarer Bruch: Die Interessen eines Tierschutzvereins und die Aufgaben einer Diakonie seien vor Ort „nicht belastbar in Einklang zu bringen“. Auch die notwendige Sicherheit und Struktur für die teils schwer erkrankten Klientinnen und Klienten könne im Rahmen dieser Kooperation nicht gewährleistet werden.

Besonders deutlich ist der Satz: „Nachdem das nicht zu realisieren ist, ergibt die Zusammenarbeit für die Bergische Diakonie keinen Sinn mehr. Wir haben daher den Kooperationsvertrag gekündigt.“ Damit stellt der Vorstand unmissverständlich klar, dass die Entscheidung zur Beendigung nicht nur gefallen ist, sondern aus Sicht der Diakonie endgültig ist.

Zwar wird abschließend erklärt, man gehe „mit dieser Haltung“ in die vom Gericht vorgeschlagene Mediation und hoffe auf eine Lösung, die den Zwecken der Diakonie dient. Doch gerade diese Formulierung lässt zwischen den Zeilen erkennen, dass es weniger um einen echten Kompromiss mit Pechpfoten e.V. geht, sondern vielmehr um die Wahrung der eigenen Position und die Einhaltung rechtlicher Rahmenbedingungen. Die Betonung, dass auf dem betreffenden Grundstück nur bestimmte Einrichtungen zulässig seien, verstärkt den Eindruck, dass die Tür für das Tierschutzzentrum bereits geschlossen ist.

Für Beobachter entsteht so das Bild, dass die zweite Mediation vor allem der öffentlichen Beruhigung dient – um Tierschützer, Unterstützer des Vereins und die Presse nicht weiter zu mobilisieren. Inhaltlich ist die Absage an eine gemeinsame Zukunft jedoch klar formuliert.

Kommunikativ birgt das Statement Risiken: Wer offiziell eine Lösungssuche signalisiert, gleichzeitig aber inhaltlich eine klare Absage erteilt, läuft Gefahr, Vertrauen zu verlieren. Für viele Unterstützer von Pechpfoten e.V. dürfte die Erklärung eher als Vorwegnahme des Mediationsergebnisses wirken. Ein lösungsoffener Ton, der gemeinsame Perspektiven betont, hätte hier deeskalierend wirken können – stattdessen wurde die Position der Diakonie öffentlich zementiert. Ganz das Gegenteil von dem, was gestern signalisiert worden ist.

Die kommenden Wochen werden zeigen, ob es tatsächlich zu einem zweiten Mediationsgespräch kommt – und ob es sich dabei um einen echten Versuch der Annäherung handelt oder lediglich um einen letzten formalen Schritt, bevor die Trennung endgültig vollzogen wird. (C.O)

Hier das Statement im Wortlaut:

Erklärung von Björn Neßler zum Gerichtstermin zur Beendigung der Kooperation mit Pechpfoten e. V. (14. August 2025)

Presseerklärung vom Vorstand der Bergischen Diakonie

Die Idee, unseren psychisch teils schwerstkranken Menschen ein kontinuierliches Förderangebot in Form eines Tierschutzzentrums anzubieten, schien uns allen zunächst sehr überzeugend.

Wir müssen allerdings heute klar sagen: So gut die Idee war, so wenig ließen sich die Interessen eines Tierschutzvereins und die Aufgaben einer Diakonie hier vor Ort belastbar in Einklang bringen. Es hat sich im Laufe vieler gemeinsamer Gespräche zur Kooperation gezeigt: Wir können mit dem Tierschutzzentrum nicht verlässlich den geschützten Raum sicherstellen, den unsere zum Teil schwer psychisch erkrankten Klientinnen und Klienten rund um die Uhr brauchen.

Wir wollen inklusive Teilhabe mit professioneller Begleitung im Alltag ermöglichen. Dafür braucht es feste Rhythmen und klare Strukturen. Nachdem das nicht zu realisieren ist, ergibt die Zusammenarbeit für Bergische Diakonie keinen Sinn mehr. Wir haben daher den Kooperationsvertrag gekündigt.

Die Pechpfoten leisten aus Sicht des Tierschutzes Beeindruckendes – doch die Bergische Diakonie hat eine andere Aufgabe. Unser Auftrag ist es, hilfsbedürftige Menschen zu schützen und zu unterstützen. Darin dürfen wir keine Abstriche machen. Auch nicht für andere, sehr lobenswerte Ziele, wie den Tierschutz.

Mit dieser Haltung gehen wir nun in die vom Gericht vorgeschlagene Mediation und hoffen, gemeinsam mit den Pechpfoten eine Lösung zu finden, die den Zwecken der Bergischen Diakonie dient – zum einen im Sinne der uns anvertrauten Menschen, zum anderen weil auf dem dortigen Sonderbaugebiet nur solche Einrichtungen entstehen dürfen.

Anmelden

Kommentare

  1. Susanne Thönes sagt:

    Aus dem BDA Freundesbrief 2020, Seite 34:

    Zitat:
    …Denn unsere Klientinnen und Klienten im Soialtherapeutischen Verbund freuen sich schon auf diese neue Aufgabe und die Möglichkeit sich einzubringen oder dort in Form eines Arbeitsplatzes einer Beschäftigung nachzugehen.“

    Was hat sich daran geändert? Wo ist der Unterschied zur Beschäftigung im Verein Pechpfoten für die Klientinnen und Klienten?
    Oder galt dies nur für die in 2020 angedachte kommerzielle Hundetagesstätte der Diakonie?

    Das Projekt der Kooperation der BDA und des Vereins Pechpfoten ist möglich, es wäre mit gutem Willen und Lösungbereitschaft der Diakonie ein gelungenes Stück Inklusion.

    Wer wie ich im engsten Freundeskreis erlebt hat, dass eine psychisch schwer erkrankte junge Person durch das Zusammenleben mit einem Hund, das Versorgen und Pflegen eines Hundes mehr genesen ist als durch jahrelange Therapie, kann nur den Kopf schütteln über die
    Halsstarrigkeit der Diakonie…

    Vielleicht sollte man die Klientinnen und Klienten der Diakonie in die Mediationsgespräche mit einbeziehen. Sie wissen/spüren vielfach, was ihnen guttun könnte.

Neuen Kommentar verfassen

Schreibe einen Kommentar zu Susanne Thönes Antwort abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert