06.07.2015

In zehn Jahren

Wuppertal lebt – oder doch nicht? Das Projekt Wuppertal 2025 zieht große Kreise. Aufbruchsstimmung macht sich breit. Doch welche Konzepte sind echte Entwicklungsansätze? Welche sind bloß Augenwischerei der Marketingabteilung?

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Das Zugpferd
Zweifelsohne das bekannteste Konzept von Wuppertal 2025 ist der geplante Bau einer Seilbahn vom neuen Döppersberg über den Campus der Wuppertaler Universität zum Schulzentrum Süd. Das Projekt ist laut einer Machbarkeitsstudie der WSW möglich, sofern es von der Bevölkerung positiv aufgenommen wird. Und hier scheiden sich die Wuppertaler Geister.
Auf der einen Seite kostet die Seilbahn voraussichtlich 50 Millionen Euro. Auch wenn das Projekt auf seine Wirtschaftlichkeit überprüft wurde, ist so eine Investition immer ein Risiko. Zudem beschweren sich bereits die ersten Anwohner über einen Eingriff in ihre Privatsphäre. Auf der anderen Seite ermöglicht die Seilbahn eine deutlich schnellere Verbindung zwischen Uni und City. In nur drei Minuten könnten Studenten zum Campus pendeln. Darüber hinaus wäre eine Seilbahn für das Stadtbild des Tals der Schwebebahn wohl auch schlüssig. Ob das Projekt endgültig umgesetzt werden wird, entscheidet sich bei einem Ratsbeschluss im kommenden Jahr. Zuvor soll der Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern gesucht werden.

Die Wohlfühlprojekte
Bei so vielen Kontroversen um ein Thema, muss es natürlich auch harmonische Alternativen geben. „Qualitätsoffensive Innenstadt“, „Grüne Stadtquartiere“ oder das Projekt „Sportifikation“ sind Beispiele dafür. Die Stadt soll grüner, aktiver, lebenswerter werden. Kein Bürger würde das ablehnen. Diese Ideen sind durchaus richtig, doch bei genauerer Betrachtung der Konzepte zeigt sich an der einen oder anderen Stelle eine Inhaltsleere. Für die „Qualitätsoffensive Innenstadt“ soll ein Forum geschaffen werden, in dem Projektentwickler, Investoren und Bürger in einen Dialog treten können, konkrete Projekte gibt es jedoch noch nicht. Für die „Sportifikation“ sollen Bürgerinnen und Bürger unterstützt werden, die eigene Projekte entwickeln wollen. Hier mangelt es bis jetzt allerdings an einem Koordinator.
Anders sieht das bei den Projekten „Wuppertal als Fahrradstadt“ und „Perspektivwechsel Wupper“ aus. Auch hier geht es um die Verbesserung der Lebensqualität, allerdings wurden für diese Projekte bereits konkrete Pläne umgesetzt.

Die Wegweiser aus dem Kultursumpf
Das wohl interessanteste Projekt in diesem Bereich ist das 22-Km-Festival auf der Nordbahntrasse. Ein Festival mit einem Programm aus Musik, Tanz, Film, Literatur und inszenierter Architektur soll die Nordbahntrasse im Jahr 2017 in einen Ausnahmezustand versetzen. Künstler aus ganz Deutschland sollen angeheuert werden. Am 22. August 2015 wird mit dem Musikfestival „Viertelklang“ ein erstes Pilotprojekt auf der Trasse ins Leben gerufen. Danach soll das Festival von Jahr zu Jahr wachsen.

Doch auch bereits vorhandenes Potential soll effektiver genutzt werden. In dem leerstehenden Schauspielhaus soll das Internationale Tanzzentrum Pina Bausch entstehen. Doch nicht nur das Tanztheater soll hier proben und aufführen, auch ein Zentrum für Produktionen und Uraufführungen aus dem Ausland soll eingerichtet werden. Die Finanzierung der Planungskosten für dieses Konzept ist bereits von Bund und Land gesichert. Auf dem Kultursektor hat die Stadt ein so umfangreiches Potenzial, das nur darauf wartet, ausgeschöpft zu werden.

Die Projekte der Wirtschaftsförderung
Das modernste Projekt ist der Wuppertaler „New Deal“. Die Idee ist einfach: Pro 2000 geschaffener Arbeitsplätze soll die Gewerbesteuer für Unternehmen um fünf Prozent gesenkt werden. Laut Angaben der Stadt bringt jeder neue Arbeitsplatz rund 1000 Euro Mehreinnahmen – also zwei Millionen Euro bei 2000 neuen Arbeitsplätzen. Gleichzeitig mindert die Senkung der Gewerbesteuer um ein Prozent diese Einnahmen um 345.000 Euro – rund 1,7 Millionen Euro bei fünf Prozent. Die Rechnung ist also knapp bemessen, aber sie zeigt Wirkung.
Seit Start des „New Deals“ vor genau zwei Jahren gibt es in Wuppertal 1600 neue Arbeitsplätze. Bis 2025 sollen es mindestens 5000 werden.

Das Fazit
Wuppertal 2025 besteht insgesamt bislang also aus viel „soll“ und wenig „ist“, aber bis 2025 sind schließlich auch noch zehn Jahre Zeit. Viele Ideen sind bereits sehr weit gedacht, einige stecken noch in den Kinderschuhen, wenige werden in ihrer geplanten Form wohl auch 2035 noch nicht fertig sein. Doch bei dem vorhanden Potenzial der Stadt und den Initiativen seiner Bürger lässt sich festhalten: Wuppertal lebt.

Text: Benedikt Dahlmann

Der Artikel ist ein gekürzter Auszug aus der neuen Ausgabe der talwaerts, Wuppertals Wochenzeitung. Den vollständigen Artikel lesen Sie in der neuen Ausgabe, die immer freitags erscheint. Überall, wo es Zeitschriften gibt und unter www.talwaerts-zeitung.de

 

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