30.10.2025evangelisch wuppertal
Begegnung baut Brücken
Vor zehn Jahren öffnete das Sophiencafé International der Gemeinde Elberfeld-West erstmals seine Türen. Für viele Geflüchtete war das der Anfang einer neuen Lebensgeschichte. Am 7. November gibt es eine Jubiläumsfeier.

Vor zehn Jahren öffnete das Sophiencafé International der Gemeinde Elberfeld-West erstmals seine Türen für Geflüchtete. Aus einem Ort der Hilfe wurde ein Ort der Freundschaft – und für viele der Anfang einer neuen Lebensgeschichte. Am 7. November wird das groß gefeiert.
Wohnungen, Möbel, Deutschkurse, Lebenshilfe aller Art: Das waren die Themen, als das Sophiencafé International im Herbst 2015 startete. Die ersten Teilnehmenden kamen vor allem aus Syrien und Eritrea. Sie waren jung, männlich und mussten sich zum ersten Mal in ihrem Leben selbst versorgen.
„Was brauche ich denn für meine Küche? Ich weiß das nicht,“ überlegte damals ein junger Mann, der heute in Elberfeld ein angesehener Apotheker ist. „Eine Pfanne, Töpfe, Gläser? Ach ja, Besteck.“ Kochen war aber auch ein niedrigschwelliges Kommunikationsformat und schnell bildete sich eine Kochgruppe und fremde Gerüche zogen durch die Sophienkirche im Luisenviertel.
Von der Kochgruppe ins eigene Restaurant
Viele dieser jungen Männer sind inzwischen in der Gastronomie tätig: in einem Schnellimbiss in Hagen, als Kellner im Luisenviertel oder Besitzer des beliebten Restaurants AlMoudyaf in der Friedrich-Ebert-Straße in Wuppertal. Sie alle haben im Sophiencafé Beratung, Unterstützung und Freundschaft erlebt. Heute kommen sie nur noch selten ins Café, aber wenn ein neues Baby angemeldet werden muss oder ein Einbürgerungsantrag gestellt werden soll, wissen sie, dass die Tür der Sophienkirche donnerstags offensteht.

Sophiencafé-Leiterinnen Katja Dummer und Annette Schulz (v.l.) sind für viele Geflüchtete die „Mamas“.
„Als Ehrenamtliche hatten wir am Anfang damit zu kämpfen, dass unsere Vorstellung vom Leben so ganz anders war als die der Neuankömmlinge. Wir waren intensiv damit beschäftigt, Ausbildungsplätze zu suchen – und dann fingen sie an, im Restaurant zu arbeiten oder sich selbständig zu machen“, erzählt Katja Dummer, die seit 10 Jahren das Sophiencafé mit ihrer Freundin Annette Schulz leitet. Beide sind für viele Geflüchtete inzwischen zu „Mama Annette“ und „Mama Katja“ geworden.
Impulse, aber keine Bevormundung
Sie hätten sich immer wieder gegenseitig ermahnt, das auszuhalten, so Katja Dummer weiter. Wer wochenlang übers Meer und die Balkanroute nach Deutschland geflüchtet sei, brauche Impulse, aber keine Bevormundung. Im Laufe der zehn Jahre hat sich die Arbeit – wie auch die ehrenamtlich Tätigen – immer wieder verändert. „Das ist unser Erfolgsrezept, dass wir immer wieder überlegen, was die Geflüchteten brauchen,“ sagt Annette Schulz.
Zu Beginn der Corona-Pandemie musste das Café schließen. Doch schon bald war klar, dass die Menschen dann nicht nur ohne Unterstützung, sondern auch ohne soziale Kontakte sein würden. Also verteilten sich die wenigen mutigen Ehrenamtlichen mit Masken und Schutzschirmen ausgerüstet in den vielen Räumen der Kirche. Manchmal wurde der Schutzschirm beiseitegeschoben, um Tränen zu trocknen, denn für viele Familien wurde das Eingesperrt-Sein in den kleinen Wohnungen zur Zerreißprobe.
Geflüchtete engagieren sich ehrenamtlich
Nach der Pandemie kam mit den Geflüchteten aus der Ukraine eine neue Herausforderung auf das Sophiencafé zu. Nun stand das Deutschlernen im Vordergrund, neben der Kinderbetreuung entstand eine Hausaufgabenbetreuung für Schulkinder. 2023 erhielt das Sophiencafé International den Heimatpreis dafür, dass ehemalige Besucher:innen selbst ehrenamtlich tätig wurden, Deutschunterricht gaben und in der Kinderbetreuung arbeiteten.

Syrisch-ukrainische Freundschaft: Hanna und Samira
„Heute entwickeln wir oft neue Lebensentwürfe mit den Besucher:innen aus der Ukraine. Sie haben – das war bei den Geflüchteten aus Syrien genauso – etwas gelernt, das hier in Deutschland nicht passt. Oder sie nutzen den Neustart und möchten auch mit Anfang 40 noch mal eine Ausbildung oder Umschulung machen, etwas ganz anderes“, erzählt Katja Dummer.
Lernen steht immer im Vordergrund
Das Thema Lernen – für große und kleine Geflüchtete – bleibt also im Vordergrund. Darum freut sich das fast ausschließlich ehrenamtlich arbeitende Team über Sponsoren. Der Rotary Club Wuppertal Süd hat in diesem Jahr mit einer großzügigen Spende die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen unterstützt. Auch ein Antrag bei der RTL-Stiftung wurde positiv beschieden und so konnten in den Sommer- und Herbstferien Deutsch-/Grammatik-Intensivkurse für Kinder und Jugendliche angeboten werden.
„10 Jahre erfolgreiche Arbeit, das muss gefeiert werden“, sagt Katja Dummer. „Die Ehrenamtlichen im Sophiencafé bauen Brücken und Freundschaften. Ehrenamtliche und Besucher:innen lernen miteinander und voneinander, Das ist unser Erfolgsrezept.“
10 Jahre Sophiencafé International
Am 7. November 2025 feiert das Sophiencafé International sein zehnjähriges Bestehen als Begegnungscafé der Evangelischen Kirchengemeinde Elberfeld-West. Die Jubiläumsfeier findet ab 16 Uhr in der Sophienkirche (Sophienstraße 3) statt. Mit dabei sind Rafael Nikodemus, Kirchenrat der Evangelischen Kirche im Rheinland, Superintendentin Ilka Federschmidt, Diakoniedirektorin Dr. Sabine Federmann sowie Arlin Cakal-Rasch, Leiterin des Kommunalen Integrationszentrums im Ressort Zuwanderung und Integration.
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So inspirierend zu lesen! Zehn Jahre voller Menschlichkeit und Freundschaft – einfach großartig.