07.07.2025

BUGA-Wanderung über die Tesche – ein Erfahrungsbericht

Wohin geht die Reise 2031?


Wuppertal Marketing bot am Sonntag, dem 6. Juli, eine geführte Wanderung über die künftigen BUGA-Flächen rund ums Lokschuppen-Areal und die Tesche an. Kostenpunkt: 12,50 €. Meine Erwartungen waren ehrlich gesagt nicht sehr hoch, denn Neues erhoffte ich mir kaum. Mir ging es vielmehr darum, genau zuzuhören, was so erzählt wird – und gegebenenfalls ein paar kritische Anmerkungen einzustreuen.

Start am BUGA-Lokal
Treffpunkt war um 11 Uhr im BUGA-Ladenlokal am Kaiserplatz 4. Dort wurden die Tickets kontrolliert, und alle sollten sich zusätzlich in eine Liste mit Namen und Unterschrift eintragen. Warum das nötig war, blieb leider unklar – Datenschutz scheint hier kein Thema zu sein.

Anhand einiger Plakate der Machbarkeitsstudie gab es zunächst einen Überblick. Zum Glück regnete es an diesem Tag ein wenig. Nicht, weil Wandern im Regen schöner wäre – sondern weil es in Zeiten des Klimawandels einfach dringend nötig ist.

Vohwinkeler Bahnhof – Verkehrsfragen ungelöst
Von dort ging es zu Fuß Richtung Vohwinkeler Bahnhof. Schon hier wurde deutlich: Das könnte spannend werden, wenn während der 180 Tage der BUGA tatsächlich 1,8 bis 2,2 Millionen Menschen in die kostenpflichtigen Kernareale strömen sollen. Die Unterführung am Bahnhof ist dafür heute definitiv zu eng – Autos haben dort mehr Platz als die Fußgänger*innen.

In der Vorhalle des Bahnhofs wurde etwas zum ISEK (Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept) erzählt. Eine Förderkulisse des Landes, die eigentlich nichts mit der BUGA zu tun hat. Allerdings zeigt sich beim genaueren Hinsehen, dass sich Wuppertal schon sehr auf die BUGA ausrichtet. Denn während uns die BUGA immer als Chance für die Stadt verkauft wird, fließt das BUGA-Budget eben nicht direkt in die Stadtentwicklung – sondern wir nutzen andere Fördertöpfe, um Dinge für die BUGA zu realisieren.

Bahnprojekte und Lokschuppen
Auch die Maßnahmen der Bahn kamen zur Sprache. Hier wurde wieder betont, die BUGA ermögliche vieles erst. Ich sehe das anders: Viele Sanierungen, etwa an Gleisen und Tunneln, wären ohnehin gekommen. Hoffen wir zumindest, dass die Aufzüge bald mal grundlegend erneuert werden. Besonders der Aufzug Richtung Essen bzw. Nathrather Straße fällt ständig aus – auch an diesem Tag.

Über die Nathrather Straße ging es weiter zum Lokschuppen-Areal. Unterwegs wurde erwähnt, dass die ursprünglich geplante Tunnelverbindung unter den Gleisen dorthin wohl nicht gebaut wird – weil sie bis 2031 schlicht nicht fertig würde. Städtebaulich wäre diese Tunnelverbindung jedoch für das neue Wohnquartier auf dem Lokschuppen-Areal dringend erforderlich gewesen.

Auf dem Lokschuppen-Gelände waren einige erstaunt, wie sehr sich die Natur dort bereits zurückerobert hat. Es wurde über eine geplante Brücke zum Park-&-Ride-Parkplatz gesprochen und kurz erwähnt, dass dort Wohnungen durch den Investor Clees entstehen sollen – Details blieben jedoch vage.

Nordbahntrasse, marode Brücken und alte Gärtnerei
Weiter ging es Richtung Nordbahntrasse, vorbei an der Brücke am Homanndamm. Leider wurde dort kein Halt gemacht. Schade, denn diese Brücke weist massive Schäden auf, die bis zur BUGA dringend saniert werden müssten – was definitiv nicht aus dem BUGA-Budget bezahlt wird.

An der Nordbahntrasse angekommen, ging es um die ehemalige Wassack-Deponie, wo derzeit noch der Bogenschießverein sitzt. Angeblich sei dafür bereits eine Ersatzfläche gefunden worden – allerdings nicht in Wuppertal. Weiter ging es durch kleine Pfade in eine grüne Oase Richtung Alte Gärtnerei. Viele waren überrascht, wie schön es dort ist. Wie es künftig genau aussehen soll, werde erst klar, wenn der laufende Wettbewerb abgeschlossen sei. Allerdings kam auch hier wieder das bekannte Versprechen: Für jeden gefällten Baum würden zwei neue gepflanzt werden. Eine Aussage, die schlicht falsch ist, denn so funktionieren Ausgleichsmaßnahmen nun einmal nicht.

An der Alten Gärtnerei wurde noch kurz erläutert, dass das Gelände der Familie Jakobi gehört, die offenbar bereit ist, Flächen zu verkaufen oder dies bereits getan hat. Auch hier hat sich die Natur bereits ihren Platz zurückgeholt. Es bleibt spannend, was die artenschutzrechtlichen Gutachten dazu ergeben werden.

Schwammstadt, Trenntoilette und Fazit
Auf dem Weg zur Tescher Stichstraße fiel noch der Begriff „Schwammstadt“ – ein weiteres Schlagwort, das häufig genannt wird, dessen konkrete Umsetzung aber bisher oft unklar bleibt.

Schließlich ging es zum Haltepunkt Lüntenbeck an der Nordbahntrasse, wo aktuell eine Trenntoilette steht. Die Grundidee, menschliche Ausscheidungen zu Dünger zu verarbeiten, finde ich übrigens spannend – dummerweise ist das gesetzlich bislang nicht erlaubt. Während Gülle aus der Massentierhaltung bedenkenlos auf Feldern landet, dürfen kompostierte menschliche Abfälle nicht genutzt werden.

Zum Abschluss ging es zum Eisenbahner-Tennisclub, wo es Snacks und Getränke gab.

Mein persönliches Fazit
Erst einmal danke an die Organisatoren, die sich Mühe geben, die BUGA-Planungen interessierten Menschen näherzubringen. Meine Erwartungen wurden jedenfalls erfüllt: Die BUGA wird die Stadt Wuppertal allein kaum nachhaltig positiv verändern. Vieles, was nun als BUGA-Erfolg verkauft wird, wäre ohnehin gekommen – oder wird aus anderen Fördertöpfen finanziert. Klima und Umweltschutz wird zu wenig beachtet.  Und bei manchem bleibt unklar, was tatsächlich umgesetzt werden kann – oder welche Probleme noch ungelöst sind.

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Kommentare

  1. N. Bernhardt sagt:

    Zu fällen einen schönen Baum,
    braucht’s eine Viertelstunde kaum.
    Zu wachsen, bis man ihn bewundert,
    braucht er, bedenkt es, ein Jahrhundert.
    Eugen Roth

    Zu planen eine teure BUGA,
    ist wie Geldzuschütt-Tabaluga.
    Indes Brücken und Schulen verwesen.
    Was bleibt? Außer Spesen nichts gewesen.

    Ach ja, ein riesiger Schuldenberg.
    Der BUGA-Nutzen: klein wie Zwerg.
    Die letzten Kröten zusammengekratzt
    für einen tollen Stadtrandparkplatz.

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