Wuppertaler Seilbahn bringt keine Wegezeitverkürzung für Studierende

Die Seilbahn verkürzt die Wegezeit zur Universität in vielen Fällen gar nicht. Im Mittel könnte eine Wegezeitverkürzung von einer Minute angenommen werden.

Das immer wieder ins Feld geführte Hauptargument für eine Seilbahn ist die Fahrzeitverkürzung zur Universität. Oft hört an dieser Stelle die Betrachtung auf, selbst Ulrich Jaeger, Geschäftsführer der WSW Mobil, gibt zu, dass bei der Beurteilung der Seilbahn nur die Fahrzeiten herangezogen wurden. Die tatsächlichen Wegezeiten wurden nicht betrachtet!

Um von der reinen Fahrzeit zur Wegezeit zu kommen, müssen weitere Zeitbestandteile herangezogen werden (vergleiche Standardisiertes Bewertungsverfahren 2006, Intraplan Consult, hier ohne Widerstandsbetrachtung):

Die Wegezeit setzt sich zusammen aus der Zeitdauer des Fußwegs vom Startpunkt zum Einstiegspunkt, der Wartezeit, der Fahrzeit und der Zeitdauer des Fußwegs zum Ziel.

Da die Wuppertaler Uni eine Pendleruni ist, ist davon auszugehen, dass viele Studierende am Gleis 1 des Hauptbahnhofes ankommen und von dort den Weg in die Uni suchen. Die Zeit vom Bahnhofstunnel für die Überwindung der 18 Meter Höhendifferenz bis zur Einstiegsplattform der Seilbahn, die Wartezeit zum Einstieg in eine Seilbahngondel zur Stoßzeit und die Fusswegezeit von der Seilbahnstation an der Mensa bis zu den zentralen Hörsälen summiert sich auf ca. 9 Minuten.

Campus Grifflenberg mit allen HörsälenCampus Grifflenberg mit allen Hörsälen ©© OpenStreetMap-Mitwirkende

Dies ergibt folgende Vergleichsmöglichkeit:

Fußweg zur Station 4 Min., Wartezeit 1 Min., Fahrzeit 3 Min., Fußweg auf Campus 4 Min., Summe 12 Min.

Im Vergleich dazu die Buswegezeit: Fußweg zum Busbahnhof 1 Min., Wartezeit 1 Min., Fahrzeit 9 Min., Fußweg auf Campus 1 Min., Summe 12 Min.

Die Seilbahn verkürzt die Wegezeit zur Universität in vielen Fällen gar nicht. Im Mittel (je nach Buslinie und Zielhörsaal) könnte eine Wegezeitverkürzung von einer Minute angenommen werden.

Wir, als Kritiker der geplanten Wuppertaler Seilbahn, stellen daher den Projektaufwand erheblich in Frage. Alle Details und die gesamte Stellungnahme zu unserer Wegezeit-Betrachtung finden Sie auf unserer Webseite unter folgendem Link: Wegezeitverkürzung für Studentinnen und Studenten

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Kommentare

  1. Wir möchten noch ergänzen:

    Gleis 1: da müssen alle Bahnnutzer her, die auch an Gleis 2, 3, 4 oder 5 ankommen. Natürlich muss man auch die Schwebebahn und Umsteiger von anderen Bussen ins Kalkül ziehen. Damit würde die Rechnung wesentlich unübersichtlicher, würde aber kein anderes Ergebnis liefern. Bei Busumsteigern wäre die Fußwegezeit sogar wesentlich kürzer.
    Busabfahrten: wie groß ist die durchschnittliche Wartezeit, wenn die Busabfahrten 07:31, 07:31, 07:32,07:33, 07:40, 07:40, 07:42, 07:44, 07:45, 07:51, 07:52, 07:52, 07:53, 07:57, 08:00, 08:00, 08:03, 08:04,08:05, 08:05 sind, also 20 Busse mit 2800 Plätzen in 34 Minuten, sprich alle 102 Sekunden? Wie lange wäre die Wartezeit, wenn in den 34 Minuten die Seilbahn 1980 Plätze anbietet, also nur 71% der jetzigen Buskapatität?

    1. Katrin Adam sagt:

      Was sind denn das für Zeiten, wenn ich fragen darf? Sind diese dem aktuellen Fahrplan entnommen oder eine weise Voraussage, wie es einmal sein soll, wenn der Döppersberg fertig ist? Zudem sind diese Uhrzeiten wohl nicht unbedingt repräsentativ für Studenten, denn nicht minder viele fangen sicherlich erst um 10 Uhr an oder kommen sogar erst zum Mittagessen – dann hätten sie durch die Seilbahn einen Vorteil.

      1. Hallo Katrin Adam,

        vielen Dank für Ihren Kommentar.

        Zu Ihren Fragen:
        1. Nein, das sind die Abfahrzeiten aller Busse Richtung Uni zu Vorlesungszeiten.
        2. Unrepräsentative Uhrzeiten: Sagen Sie das bitte der WSW. Diese glauben, dass sie die Seilbahn besonders und ausdrücklich wegen des morgendlichen „drohenden Verkehrskollaps“ zu bauen sei. „Vor allem in den Morgenstunden stößt die Beförderung mit Bussen dann an die Grenzen der Kapazitäten“, so ist das in der WSW.info 162, verteilt an alle Wuppertaler Haushalte, nachzulesen:
        http://wsw.info/162/index.php?t=Eine-Seilbahn-fuer-Wuppertal

        Wir untersuchen auch gerne andere Uhrzeiten, aber das würde an der Begründung für die Seilbahn vorbei gehen und wir versuchen, uns streng an die Fakten zu halten.

  2. Die Wegezeitannahmen kann jeder Leser leicht für andere Gleise adaptieren. Die Buswartezeiten können natürlich zu Stoßzeiten höher sein, aber das wären Sie für die Seilbahn ebenfalls, da diese gar nicht ausreichende Kapazitäten hat, um den Fahrgaststrom von jetzt auf gleich aufzunehmen.

    Nochmal der Hinweis, viele Details zu unseren Annahmen sind auf unserem Blog zu finden, der Artikel auf News enthält nur einen Auszug: http://seilbahnfreies-wuppertal.de/2015/09/15/wegezeitverkuerzung-fuer-studentinnen-und-studenten/

  3. Katrin Adam sagt:

    Interessant auch die Schlussfolgerung „Da die Wuppertaler Uni eine Pendleruni ist, ist davon auszugehen, dass viele Studierende am Gleis 1 des Hauptbahnhofes ankommen“. Das ist doch Quatsch. Zwar ist unser Hbf klein, aber mehr als ein Gleis hat er ja nun doch. Und dass man egal, wann der Zug auf Gleis 1 ankommt, 1 min Buswartezeit hat, würde ich gerne mal erleben.

  4. Marcel sagt:

    Eine Minute Buswartezeit? Moment, studiere ich seit Jahren an einer anderen Uni oder woher die Zahl? Zehn Minuten sind da doch auch gerne mal die Regel – und wenn der Bus wieder mal übervoll ist, dauert es entsprechend länger.

    Erinnert ein wenig an die Quatsch-Rechnung, die vor einigen Wochen in der Rundschau als Leserbrief war…

    1. Hallo Peter Faust, hallo Marcel,

      vielen Dank für Ihre Kommentare.

      Die Wartezeit als Funktion der Fahrzeugfolgezeit wurde als Forschungsauftrag für den Bundesminister für Verkehr von Walther 1976 ermittelt. Dies hat er u.a. 1991 nochmals in einer weiteren Veröffentlichung dargestellt. Diese Veröffentlichungen sind online nicht abrufbar, aber hier kann man davon lesen (Seite 31, Abbildung 10):
      http://www.raumplanung.tu-dortmund.de/irpud/fileadmin/irpud/content/documents/publications/ap184.pdf
      Beschweren Sie sich beim Bundesminister für Verkehr und nicht bei uns, dass, wenn alle knapp 2 Minuten ein Bus fährt, Sie 13 Minuten warten. Dann ist das Modell von Walther (Beispiel: Schwebebahn fährt alle 4 Min., Wartezeit im Durchschnitt 2 Min) falsch, das seit fast 40 Jahren verwendet wird.

      Wenn allerdings die Busse so voll sind, dass Sie nicht mitkommen, ist eine andere Situation eingetreten, die Walther nicht beschrieben hat. In diesem Fall beschweren Sie sich bei der WSW Mobil.

      Abschließend ein Gedankenexperiment: wenn morgens die 23 Busse zwischen 7:30 und 8:15 zur Uni mit 3400 Plätzen nicht reichen und Sie wegen überfüllten Bussen warten müssen, reichen dann die 2600 Plätze in der Seilbahn in den besagten 45 Minuten aus? Die WSW.info 162 (http://wsw.info/162/index.php?t=Eine-Seilbahn-fuer-Wuppertal) sagt implizit „ja, die 2600 Plätze reichen für alle Studenten, die vorher mit 3400 Plätzen nicht ausgekommen sind.“

      Was denken Sie?

  5. Peter Faust sagt:

    Totale Milchmädchenrechnung… nach meinen Erfahrungen dauert die Buswartezeit bis zu 13 Minuten. Diese erhöht sich auch gerne mal, wenn der Unibus mal wieder zu voll ist und ich auf den nächsten warten muss…

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