Energiewandel: „Irgendwelche Enthusiasten machen immer den ersten Schritt“

Dr. Ulrich Stiebel ist in jüngster Zeit mit klaren Statements zur Energiepolitk in Erscheinung getreten – und empfahl sich damit als Redner beim Bergischen Unternehmerkongress der Wirtschaftsjunioren. njuuz sprach mit dem Mitinhaber der Unternehmensgruppe Stiebel Eltron.

Dr. Ulrich Stiebel beim Bergischen UnternehmerkongressDr. Ulrich Stiebel beim Bergischen Unternehmerkongress

Herr Dr. Stiebel, vor welchen Herausforderungen stehen die Städte in NRW?

Im Vordergrund steht die Sanierung im Bestand. Da kommen wir oft nicht weiter, weil man niemanden verpflichten kann, sein Haus zu renovieren. Da muss dann Geld in die Hand genommen werden, um Anreize schaffen. Renovierungskosten in diesem Bereich steuerlich abzuziehen wäre zwar hilfreich, ist für Privathaushalte aber nicht möglich.

Was kann eine Kommune tun, um auf die Veränderungen auf dem Energiemarkt richtig zu reagieren.

Kommunen können Bürgeranlagen fördern und dadurch diesen Prozess positiv begleiten. Durch Genossenschaftsanlagen auf Wertstoffhöfen können Städte ebenfalls einen wichtigen Beitrag leisten. Finanzielle Anreize für Haussanierungen wären zwar sinnvoll, sind aufgrund der Haushaltslage vieler Kommunen aber schwierig.

Können Unternehmen eine Vorreiterrolle übernehmen?

Wenn wir eine Photovolatikanlage bei uns im Werk haben, dann machen wir das nicht aus Gründen der Amortisation. Da gibt es Alternativen, die sich schneller bezahlt machen. Ich habe einfach Spaß an der Sache. Für mich ist Photovoltaik die neue Dampfmaschine. Wir sehen uns da schon als Vorbild.

Ist die Anschaffung einer Flotte von Elektromobilen, wie sie derzeit in Wuppertal von Unternehmen propagiert wird, eine Alternative?

Das ist ein Anfang. Irgendwelche Enthusiasten machen immer den ersten Schritt. Es begeistert mich als Techniker, wenn neue Lösungen ausprobiert werden.

Sie sagten in Ihrer Rede, dass die Frage, ob die Energiewende gelingt, über das Image Deutschlands entscheidet. Gilt das auch für Städte?

Natürlich. Wenn Sie sehen, dass sich in Bayern Dörfer positiv profilieren, die eigene Windparks haben, dann zeigt das doch, wie wichtig dieser Punkt ist. Auch in Mecklenburg-Vorpommern ist man zu 84% regenerativ. Für Familien ist das ein wichtiges Kriterium bei der Entscheidung für oder gegen eine Region. Häuser mit Photovoltaikanlagen vermieten sich heute übrigens oft viel schneller. Die Städte müssen hier aktiv werden.

Wie sollten sich Stadtwerke positionieren?

Die Stadtwerke haben ja tolle Verbünde untereinander. In München gibt es in fünf Jahren nur noch regenerativen Strom. Natürlich wird der nicht nur auf dem Münchner Gemeindegebiet produziert, sondern aus ländlichen Regionen zugeliefert. Das kann auch für andere Ballungsräume ein Vorbild sein.

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Die Fragen stellte Georg Sander
Foto: Wilma Schrader

njuuz ist Medienpartner des Bergischen Unternehmerkongresses

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