Und der Wahlgewinner ist: {{wahleintrag.wahl.titel}}

Websites, zusammengebastelt im Webbrowser: Ein unfreundlicher Trend.

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Sie lesen schon richtig. Bei Ihnen ist nichts kaputt. Bei Njuuz auch nicht. „Kaputt“ ist lediglich der Trend, Inhalte nicht mehr fertig auszuliefern, sondern erst beim Kunden oder Leser daheim zusammenzuschustern – wie auf den Wahlergebnissen der Stadt Wuppertal (wahlen.wuppertal.de).

Nehmen wir als Beispiel einen Bäcker, bei dem Sie einen fertigen Rührkuchen bestellen. Statt des Rührkuchens bekommen Sie einen halbfertigen Teig, den Sie ausschließlich mit dem allerneusten Thermomix zusammenrühren und nur in einem ganz bestimmten Ofen fertigbacken können. Da fragen Sie sich doch auch: „Entschuldigen Sie bitte, aber können Sie bitte wie vereinbart den fertigen Kuchen liefern?“ – Oder umgangssprachlich: „Hä? Mach mal hinne und tu Kuchen, aber fix!“

Ähnlich ist das mit „modernen“ Websites. Die kann man nicht mehr einfach auf dem Computer des Anbieters zusammenbauen, wie noch vor wenigen Jahren, sondern muß alle Einzelteile separat zum Endgerät des Lesers übertragen, um das Puzzle dort im Webbrowser auf dem Computer oder Smartphone des Lesers zusammenzufrickeln.

Freilich sind dazu auch noch Programme – also Thermomix und Backofen – erfprderlich, die man bei Lieferung des fertigen Produkts/Inhalts gar nicht braucht. Da muß man als Endanwender schon mal Verständnis haben, wenn das ganze Gefrickel nur mit dem Google Chrome funktioniert. [1]

Praktisches Beispiel: der Wasserstand der Wupper

Das Landesamt für Natur, Umwelt und Klima (LaNUK) betrieb bis Mai diesen Jahres ein Infoportal namens HYGON, das den Pegel der Wupper für jede Meßstation wahlweise als Liniengrafik (siehe Bild 2 und 3 unten) tage-, wochen-, monatsweise oder für ein Jahr angezeigt hat. Aktuell gibt es eine schöne Grafik mit eingezeichneter Meßstation und grauer Stadt als Hintergrund (Bild 4 unten) mit einem kleinen Fehler: mit diesem schönen Bild kann man immer nur einen einzigen Meßstand anzeigen und keine Vergleichswerte.

Praktisches Beispiel: der Bus- und Bahnfahrplan

Um mal eben schnell den nächsten Bus abzurufen, reichte früher™ eine Eingabemaske mit Start und Ziel sowie Datum und Uhrzeit aus (Bild 5 unten) und –schwupps– hatte man das gewünschte Ergebnis (Bild 6 unten). Das reicht heute natürlich nicht mehr aus. Deshalb muß man den Kunden zunächst eine gähnend lange Ladezeit zumuten (Bild 7 unten), denn ohne extern eingebundene Landkarte geht heute gar nichts mehr. Und da die Quellen nicht überprüft werden, kommt am Ende die Fehlermeldung:

„Sorry, something went wrong. Try reloading or going back to the previous page and reloading.“

Bild 2: Wupperpegel (Tagesmittelwerte) im Jahr 2024 am Meßpunkt Kluse, im alten HYGON-System, das im Mai 25 abgeschaltet wurde.

Bild 3: HYGON-Tagesganglinie für den 19.12.2024.

Bild 4: Im aktuellen Angebot gibt es den Pegelstand als schöne Grafik – nicht mehr als eine Momentaufnahme.

Bild 5: Die alte VRR-Fahrplanauskunft: Die Suchmaske ist im Nu geladen. Heute sind die Kunden wahrscheinlich „zu dumm“, einfach Start und Ziel einzugeben, oder wozu braucht man bei dem modernen Kram stets einmal Google Maps dabei?

Bild 6: Die alte VRR-Fahrplanauskunft, Teil 2: Einmal die Eingabetaste reingehauen, steht das Ergebnis bereits auf dem Bildschirm. Informationen ohne viel pling-pling.

Bild 7: GIF-Animation, wie transusig bei einer langsamen Internetverbindung (4G) die supermoderne VRR-Fahrplanauskunft lädt und letztlich mit einer Fehlermeldung scheitert. Nach 30 Sekunden haben wir zwar Goethes Lebenswerk übertragen (etwa 4.800.000 Buchstaben und Leerzeichen), wissen damit aber immer noch nicht den nächsten Bus. Zum Vergleich: die alte VRR-Fahrplanauskunft lädt etwa 36.000 Buchstaben (Bytes) für die Suchmaske.

Fußnote

[1] Zwar definiert die Seite auf https://wahlen.wuppertal.de einen Fingerahdruck (SHA512), um sicherzustellen, daß tatsächlich nur offizieller Programmcode ausgeführt wird. Allerdings scheint sich Google Chrome als eine Art Standardbrowser einen feuchten Staub darum zu kümmern, ob der nachgeladene Programmcode tatsächlich diesem Fingerabdruck entspricht. Andere Webbrowser wie Pale Moon beenden hingegen die Programmausführung mit der Meldung: „None of the “sha512” hashes in the integrity attribute match the content of the subresource.“

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Kommentare

  1. claudia Otte sagt:

    Herr Bernhardt,

    ich feiere Sie, immer den Finger in die Wunden unserer Stadt. Genial. Weiter so, die Themen werden Ihnen nicht ausgehen.

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