Glückspilze aus dem W-tec

Jahrtausend alte Pilze neu interpretiert: Zwei Gründerinnen verhelfen Vitalpilzen zu einem neuen Image als Lifestyle-Produkt.

Die Geschäftsidee für OH MY HEALTH nutrition hat ihren Ursprung in einer schwierigen Phase in Lina Roggels Leben. Die 38-jährige arbeitete bei einem Modevertrieb. Zu viel Arbeit, Stress und Überstunden führten zu einem Burn-out. Auf ihrem Weg zurück zu alter Leistungsstärke wurden ihr Vitalpilze empfohlen. „Bis dahin hatte ich noch gar nichts damit zu tun. Und ich wäre wohl von alleine auch nie darauf gekommen“ so Lina Roggel. Von der Wirkung der Pilze war sie schnell überzeugt. Allerdings weniger von der Aufmachung der Produkte: „Die Verpackung, die Ansprache, die Vermarktung… das war einfach nicht ansprechend für jüngere Menschen“. Schnell wuchs daraus der Wunsch, eine eigene Marke zu entwerfen. Zusammen mit Freundin Aline Dücker, mit der sie zusammen Textilmanagement studiert hat, wagte sie den Schritt in die Selbstständigkeit.

Lina Roggel (re) und Aline Dücker (li) verpassen Vitalpilzen ein modernes Image. ©Melina Trovatello


Ein Trend für Gesundheitsbewusste

Im Gegensatz zu Lina kannte Aline (35) Vitalpilze bereits aus ihrer Kindheit. Ihre italienische Oma kochte oft mit dem Shiitake-Pilz, den viele nur als Speisepilz kennen. Er gehört aber auch zu den Vitalpilzen, die seit dreitausend Jahren in der traditionellen chinesischen Medizin zur Linderung von Krankheiten und für ein besseres Wohlbefinden eingesetzt werden.

Lina Roggel und Aline Dücker arbeiten daran, das leicht angestaubte Image der Vitalpilze aufzupolieren. Dazu wollen sie auf den Trend von Gesundheits- und Nahrungsergänzungsmittel aufspringen und ihre Vitalpilze als Lifestyle-Produkt vermarkten. „In Amerika boomen Vitalpilze schon seit Jahren. Und alles was dort Trend ist, kommt früher oder später auch hier an“, meinen die beiden USA-Fans.


Von Finnland nach Wuppertal
Ein Jahr steckten die Gründerinnen in den Vorbereitungen. Nun stehen sie kurz vor dem Verkauf ihres ersten Produktes, das Mitte Dezember auf den Markt kommt. Zum Start konzentrieren sie sich auf eine Tinktur des Chaga-Pilzes. Er kann helfen, die Stressresistenz zu erhöhen sowie den Magen-Darm-Trakt und das Immunsystem zu stärken.
Die Pilze stammen aus den Wäldern Finnlands. Hohe Qualität, Umweltstandards und Nachhaltigkeit sind den Gründerinnen wichtig: „Unsere Vitalpilze wachsen auf Bäumen oder rein natürlichen Böden anstatt in sterilen Gewächshäusern. Unser Chaga wächst wild auf Birken in bio-zertifizierten Wäldern und wird erst nach fünf Jahren geerntet, damit er seine vollen Inhaltsstoffe entfalten kann“, erklärt Aline Dücker.


Qualität als Verkaufsargument

Die Inhaltsstoffe werden mit Hilfe eines dualen Verfahrens extrahiert. Wasser löst die primären Stoffe und Alkohol die sekundären Stoffe aus dem Chitin-Gerüst der Pilze. Damit soll eine höhere Dosierung der Wirkstoffe erreicht werden, die vom Köper besser aufgenommen werden können. Auch dadurch wollen die Unternehmerinnen sich von der Konkurrenz abheben, die oft nur eines der zwei Verfahren anwenden würden.
Der Verkauf ihrer ersten Tinktur läuft erst einmal über den eigenen Online-Shop ab. Lina Roggel und Aline Dücker möchten ihre Produkte zukünftig aber auch stationär anbieten, zum Beispiel in Drogeriemärkten und Reformhäusern. Außerdem wollen sie ihre Pilze an Heilpraxen weitergeben: „Unsere Produkte sind so hochwertig, dass sie auch bei Behandlungen eingesetzt werden können“, so Dücker.


Support aus dem W-tec

In ihrem Büro im Technologie- und Gründerzentrum W-tec tüfteln sie bereits an weiteren Rezepturen. Dabei kommt Lina eigentlich aus Köln und Aline wohnt in Bottrop-Kirchhellen. „Ein Bekannter hat uns das W-tec empfohlen, weil es dort so gute Angebote und Unterstützung für junge Start-ups gibt“. Der Standortwechsel hat sich auch schon gelohnt. Mit Hilfe aus dem W-tec wurde OH MY HEALTH nutrition in das Gründerstipendium.NRW aufgenommen.

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