15.05.2015

Geteilte Mobilität

Car-Sharing ist hip, schont die Umwelt und den Geldbeutel. Der Wuppertaler Markt ist seit neuestem um einen Anbieter reicher.

Talwaerts_Carsharing_Fahrzeug-WSW-bald auch carsharingIn den verschiedensten Farben glänzen ihre Dächer im Sonnenlicht um die Wette, ruhig und friedlich stehen sie wie an langen Bändern aufgefädelt am Straßenrand und warten geduldig auf ihren nächsten Einsatz: Autos. Wem sich dieser romantische Blick auf die zahllosen parkenden Karosserien am Straßenrand verschließt, der kommt schnell zu einem Haufen Fragen: Warum stehen die eigentlich da? Braucht wirklich jedes Familienmitglied ein Auto? Und benutzt der Nachbar seines überhaupt je?

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Hier setzt das Unternehmen Drivy an. Deutschlands größter Anbieter für privates Car-Sharing ist seit Kurzem auch in Wuppertal verfügbar. Über die Internetplattform kann jeder Autobesitzer sein eigenes Auto zur Vermietung anbieten, wobei Drivy den Grundpreis festlegt und der Besitzer zusätzlich selbst den Kilometerpreis bestimmen kann. Vermietet werden kann vom Transporter bis zur Limousine fast alles. „Aus versicherungstechnischen Gründen darf das Auto unter anderem keinen Gegenwert haben, der 45.000 Euro übersteigt“, erklärt Christiane Jakobs von Drivy. „Unser Ziel ist es, dass jeder Wuppertaler, der die laufenden Kosten seines eigenen Autos reduzieren möchte, sein Auto auf Drivy an Menschen in der Nachbarschaft vermieten kann.“

Die Idee, Autos genau dann zu mieten, wenn man sie braucht, ist auch in Wuppertal nicht neu. Schon vor fast 20 Jahren brachten die Stadtwerke auf Initiative des lokalen Klimaschutzvereins „regen“ geteilte Fahrzeuge auf die Straße. „Carriba“ hieß der Dienst, der seinen Kunden zu Beginn etwa 100 Fahrzeuge an 70 Standorten anbot. „Das wurde gut angenommen. Vor allem gab es tolle Synergieeffekte, da wir unseren VRR-Kunden spezielle Angebote machen konnten. Die Autos wurden gerade für Ausflüge, Ferien oder als Zweitauto viel genutzt“, sagt Ingmar Behrens, der bei den WSW zuletzt als Abteilungsleiter für Carriba zuständig war. Das heißt auch: für die Abwicklung zuständig, denn 2010 ging Carriba an „Cambio“.

Drivy hingegen vereinfacht das, was in Freundeskreisen oft schon funktioniert und macht einen Verleih für beide Parteien kalkulierbar. Mit dem gleichen Grundgedanken bietet die Plattform „AirBnB“ einen Marktplatz zur Vermietung der eigenen Wohnung, auch Uber liegt der Gedanke des effizienten Teilens zu Grunde, ebenso der Fahrgemeinschafts-Vermittlung „BlaBlaCar“. Was diesen Plattformen neben ihrer Grundidee gemein ist, ist die Missbrauchsanfälligkeit: In Städten wie München vermietet eine Art „AirBnB“-Mafia ganze Straßenzüge ausschließlich als Ferienwohnungen und treibt damit die Mieten in die Höhe. Das ist auch bei Drivy nicht ausgeschlossen, wenn auch – zumindest noch – mit nicht so hohen Gewinnspannen.

Dem Risiko der Kommerzialisierung stehen die Chancen für den Einzelnen gegenüber. Kosteneinsparungen für die Autobesitzer, Mobilitätsgewinn für die Mieter, aber auch Langzeitoptionen: die Reduzierung der Gesamtanzahl von Autos und damit eine effizientere Nutzung der einzelnen Fahrzeuge. Entscheidungsfaktor Nummer 1 im Konsumverhalten hingegen bleibt bisher – trotz Ökotrend und Bioboom – der Preis.

Text: Sophie Blasberg / Foto: Johannes Rothenhagen

Der Artikel ist ein gekürzter Auszug aus der neuen Ausgabe der talwaerts, Wuppertals Wochenzeitung. Den vollständigen Artikel lesen Sie in der neuen Ausgabe, die immer freitags erscheint. Überall, wo es Zeitschriften gibt und unter www.talwaerts-zeitung.de

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