Fahrradstadt: Wuppertal feiert die nächsten 50m „Radweg“

Umweltverein „Der letzte Guerilla-Radler“ verleiht Designpreis für die frechste Radweggestaltung

Wuppertal ist Fahrradstadt: bereits zwei Mal mit dem Pannenflicken geehrt, geht es nun weiter mit der Goldmedaille für den besten Guerilla-Radweg: möglichst viele Radwege sind möglichst kurz (wie dieser neue), taucht aus dem Nichts auf und löst sich bereits nach wenigen Metern wieder in Luft auf. Damit Radfahrer sich auch schön sicher wieder in den fließenden Verkehr einfädeln (müssen).

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Wie beim Backen weden Eigelb und Eiweiß getrennt. Der gute Verkehr darf weiterfahren, der schlechte muß 50 Meter einen Radweg benutzen.

Kluse. An der B 7 in Höhe Wunderbau dürfen Autofahrer endlich auf Beschleunigung hoffen: Es gibt auf der Brücke die nächsten 50 Meter Radweg, den die behindernden Zweiradler benutzen müssen. Dabei ist der Radweg so designt, daß er langsam breiter wird: Ideal, um Radfahrer, die nicht schnell genug auf ihren Mobbingstreifen verschwinden, ein wenig dorthin zu zwingen. Leider ist kein Pizzashop in der Nähe, daher kann der wertvolle Parkplatz ja gar nicht sinnvoll genutzt werden.

Das sog. Grünpfeilschild ist bei querenden Radwegen illegal. Aber das ist in Wuppertal scheißegal.

Der Grünpfeil (Zeichen 720 StVO) neben dem roten Wechsellichtzeichen, von dem bis in die höchsten Etagen bekannt ist, daß 9 von 10 Kraftfahrern bei Rot direkt auf die Kreuzung brettern – Sichtlinie, wissenschon. Daß dieser Grünpfeil bei einem querenden Radweg illegal ist, ist ja bei unserem Landrecht eh egal. Wir brauchen den Pfeil offiziell, damit die hunderte Schauspiel-, äh, PB-Zentrums- und Kinobesucher direkt nach Veranstaltungsende ohne lästige Rotphase wie eine Perlenkette rausfahren können. Daß da auch ein Kindergarten ist und die Eltern ihre Kinder morgens anleinen müssen, damit die bei Fußgängergrün nicht vors Auto laufen, daß da nach Landrecht bei Zeichen 720 natürlich der Autofahrer Vorfahrt hat – geschenkt.

Hinter der Brücke endet der Radweg in der Einmündung von der Straße Wunderbau.

„Komm mit mir ins Abenteuerland, auf Deine letzte Reise“ könnte der Titel des kurzes Endes sein. Damit es etwas spannender wird, wird der Radweg mit dem Verkehr vom Wunderbau zusammengeführt. Im Phantasialand kostet die kitzelnde Achterbahn viel Geld, in Wuppertal gibt es Adrelaninfeeling kostenlos! Da das bisherige „Vorfahrt achten“ vom Wunderbau bisher auch kein Schwein interessiert hat, wurde dieses – aus Haftungsgründen – durch ein STOP-Schild ersetzt, aber die Haltelinie „vergessen“. Dann muß nicht die Stadt bezahlen, sondern der Kraftfahrer, der vom Wunderbau kommt. Und der orientiert sich am laufenden (Kraft-) Verkehr und findet sich unversehens auf der Radspur wieder.

Wie sagte noch Bugs Bunny in “Easter Yeggs” am Ende: „It’s the suspense that gets me.“ – *Explosion* (Der Osterhase hängt kaputt auf einem Baum.) – Bugs: “Remember, doc, Keep smiling!” – – – Deutsch etwa: „Es ist die Spannung, die mich fesselt. *boom* Nicht vergessen: immer schön lächeln!“ – Wenn der Radfahrer das nach dem Unfall noch kann.

Wir sind gespannt, welche Designpreise die Stadt Wuppertal für uns und zum Abschied des langjährigen Verkehrsdezernentzen noch auf Lager hat, bei all dem Personalmangel!

[1] Goldener Pannenflicken 20/21: Wuppertal!
http://cycleride.de/component/joomgallery/pannenflicken-20-21.html

Silberner Pannenflicken 21/22: Wuppertal!
http://cycleride.de/component/joomgallery/pannenflicken/pannenflicken-21-22.html

Weitere Designpreise an der Strecke:

Sperrfläche mitten auf dem Radweg
Eine Sperrfläche mitten auf dem Radweg? Ist das eine andere Art der Anordnung „Radfahrer absteigen!“? Scheint so, denn… was haben wir denn da für ein blaues Schild im Hintergrund?

Radweg-Ende-Schild mitten auf dem Gehweg.
Ein Radweg – Ende auf dem Gehweg. Ja, wo sollen denn dann die Fußgänger hin, wenn Radfahrer intuitiv nach der Einmündung „Am Wunderbau“ auf den Gehweg, der dann wie am Unterdörnen in einer Richtung ein Geh- in die andere ein Radweg ist, wechseln sollen?
Ah, verstehe schon :Radfahrer sollen absteigen, um dann bei grüner Fußgängerampel gefahrlos weiterfahren zu können. Nur der Kaffeeautomat für Überbrückung der Wartezeit fehlt noch, denn die Fußgängerampel ist eine Bettelampel und immer noch nicht mit einem akustischen System für Blinde ausgerüstet.

Hier geradeaus, hier Einfahrt verboten, hier rechts abbiegen. Was denn nun…

Ein einzig widersprüchliches Geseier an verkehrsrechtlichen Anordnungen für den Verkehr aus dem Wunderbau: Zeichen 209-30 Vorgeschriebene Fahrtrichtung – geradeaus, Daneben: Zeichen 250 Verbot für Fahrzeuge aller Art. Daneben: Zeichen 209 Vorgeschriebene Fahrtrichtung – rechts. Darüber ein STOP-Schild, aber ohne Haltelinie. Hier darf man sich offenbar aussuchen, was man gerne beachten möchte, fährt dann eben durch (rechts vor links!) und den Radfahrer von links über den Haufen. Bisher war da ja eine durchgezogene Linie, so daß man auch vorher schon gefahrlos ohne Halt auf den rechten Fahrstreifen gekommen ist.

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Kommentare

  1. Susanne Zweig sagt:

    Danke für die zwei ergänzten Fotos.
    Wenn ich das neue Radweg-Ende-Schild ernst nehme, handelt es sich bei der rechten Fahrspur bis zur Ampel um einen Radweg. Der Autoverkehr vom Wunderbau benutzt den rechten Streifen aber als normale Fahrspur. Ein Radweg kann nicht gleichzeitig eine Kfz-Spur sein. Die Verkehrsführung ist widersprüchlich und der Radweg in seinem jetzigen Zustand nicht benutzbar (geschweige denn benutzungspflichtig).

  2. N. Bernhardt sagt:

    Das ist offenkundig nicht nur ein Versuch, Radfahrer mittels immer neuer Sticheleien von der Hauptverkehrsachse zu drängen, sondern Teil des „Radverkehrskonzeptes“ unter Landrecht. Denn die ständige Wiederinfädelung in den fließenden Verkehr dient nicht der Verkehrssicherheit und widerspricht damit dem obersten Ziel der Straßenverkehrs-Ordnung.

    Daß man die Radfahrer ganz nebenbei bauliche in irgendwelche Nebenstraßen „geleitet“, hat ja Tradition inm Verkehrsressort und -ausschuß, genau wie man Anregungen auf die hinterletzten Pläte der Tagesordnung (Verkehrsausschuß) setzt und damit seine LMAA-Haltung gegenüber bestimmten Verkehrsteilnehmern kundtut.

  3. Susanne Zweig sagt:

    Wenn der Radweg mal fertig ist, dürfte das ein neuer Versuch sein, Radfahrer von der B7 zu drängen.
    Rezept: Man nehme einen benutzungspflichtigen Radweg (50 m reichen) und lasse ihn versehentlich in einer Rechtsabbiegerspur auslaufen. Wer nicht aufpasst, landet in der Hofaue oder auf dem Hofkamp.
    Das Muster wiederholt sich hinter der Döppersberg-Kreuzung, wo ein zwar freiwilliger aber fett rotmarkierter Radweg ortfremde Radfahrer das Islandufer hinunterführt.
    Außer Dienst gestellt ist der Radweg, der früher vor der Einmündung Kasinostraße anfing und Radler behutsam in die Aue entsorgt hat.
    Ich würde die letzten 50 Meter des neuen Radwegs nutzen, mich in den fließenden Verkehr der Geradeausspur einzufädeln…

  4. Ist ja nicht so, als sei die Straße an dieser Stelle nicht breit genug. Man hätte ruhig einen Teil des Mittelstreifens opfern können, um für alle Verkehrsteilnehmer Platz zu schaffen.

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