08.06.2025Uli Schmidt
Machen wir in Wuppertal jetzt nur noch BUGA
In dieser Woche steht in mehreren Bezirksvertretungen und dem Verkehrsausschuss eine neue Vorlage der Verwaltung auf der Tagesordnung: Zwei Fahrradstraßen auf den Südhöhen — natürlich als Teil des BUGA+-Projekts.
Auf den ersten Blick klingt das gut. Radverkehr stärken? Immer gerne! Doch schaut man genauer hin, muss man sich fragen: Worum geht es hier wirklich?
Fahrradstraße — wo man schon jetzt kaum Auto fährt?
Der geplante Abschnitt zwischen der Königshöhe und der Cronenberger Straße ist schon heute wenig attraktiv für den Autoverkehr. In Teilen darf man gar nicht mit dem Auto fahren, in anderen ist der Kfz-Verkehr ohnehin gering.
Braucht es hier also wirklich eine „Fahrradstraße“? Oder geht es schlicht darum, mit einer schnellen Maßnahme einen BUGA-Stempel aufzudrücken?
Parallel dazu läuft eine Untersuchung — warum also jetzt der Schnellschuss?
Noch spannender wird es beim Lesen der Begründung der Verwaltung:
Aktuell läuft die Ausschreibung für eine verkehrliche Gesamtuntersuchung des geplanten Radrings (34 km). Bis Ende 2026 soll diese Untersuchung konkrete Empfehlungen liefern — auch für diesen Abschnitt.
Trotzdem will man jetzt schon parallel planen und beschließen.
Warum diese Eile? Wo ist die Gesamtstrategie? Und warum wird der Radverkehr wieder einmal stückwerkhaft vorangetrieben?
Radverkehr mit Plan — nicht als BUGA-Beifang!
Als jemand, der sich seit Jahren für den Radverkehr in Wuppertal interessiert und engagiert, sage ich klar: Wir brauchen endlich eine Gesamtstrategie.
Die „schnelle“ Fahrradstraße im BUGA-Kontext bringt den Radverkehr keinen Meter weiter, wenn dafür an anderen Stellen wichtige Lücken, Sicherheitsprobleme und Alltagsrouten weiter verschleppt werden.
Der Eindruck drängt sich auf: In Wuppertal geht momentan fast nur noch BUGA.
Personalkapazitäten in der Verwaltung? → vorrangig für BUGA-Projekte.
Ratsvorlagen und politische Zeit? → stark von BUGA-Projekten geprägt.
Förderanträge? → oft nicht gestellt — weil zu viele Ressourcen in BUGA-Themen gebunden sind.
Öffentliches Geld? → an vielen Stellen gebunden an BUGA-Konzepte.
Natürlich ist die BUGA ein spannendes Projekt für die Stadt. Aber: Wir haben eine Stadtgesellschaft, die auch im Alltag funktioniert. Und genau dafür braucht es Priorität und seriöse Planung — nicht nur PR-taugliche Einzelmaßnahmen.
Mein Appell:
👉 Politik und Verwaltung sollten sich ernsthaft fragen:
Drehen wir gerade alles um die BUGA — oder kümmern wir uns auch um die Stadt jenseits dieses Events?
👉 Radverkehrsplanung darf nicht nach der Logik „was können wir schnell als BUGA+-Maßnahme vermarkten?“ laufen. Wir brauchen Lückenschlüsse, sichere Wege, Schulradrouten — und das auf Basis eines abgestimmten Plans.
👉 Eine Fahrradstraße in einem Abschnitt, der ohnehin kaum Kfz-Verkehr hat und derzeit untersucht wird, ist Symbolpolitik und bindet unnötig Ressourcen.
Ich wünsche mir für Wuppertal eine Stadt, in der wir Radverkehr, Fußverkehr, ÖPNV und auch die BUGA mit klarem Kopf und mit Prioritäten entwickeln.
Nicht alles gleichzeitig, nicht alles auf einmal, und nicht auf Kosten der wichtigsten Alltagsprojekte.
👉 Diskutiert gerne mit — wie seht ihr das? Dreht sich in unserer Stadtpolitik momentan zu viel nur um die BUGA?
Weiter mit:
Wenn es für unsinnige Anordnungen – sei es eine als „Fahrradstraße“ getarnte Tempo-30-Zone für Alle – Zuschüsse gibt, gilt dafür eine Bindungsfrist. Das heißt kurz und bündig, daß man eine sinnvolle (geänderte) Nachnutzung oder Anordnung immer mit dem Argument totschlagen kann, daß dabei die bewilligten Mittel zurückgezahlt werden müßten.
Beispiel: Wie die untere Friedrichstraße verkehrsberuhigt wurde, hat man die Anlieger für die baulichen Maßnahmen zur Kasse gebeten und den Bereich zwischen Neumarkt und Karlstraße als Fußgängerzone ausgewiesen. Die BV Elberfeld hatte in den folgenden Jahren mehrfach den Wunsch geäußert, die Zufahrt zu den Geschäften zu ermöglichen, oder die Fußgängerzone in einen praxisgerechten beruhigten Bereich umzuwandeln. Dies wurde regelmäßig von der Verwaltung mit dem Argument totgeschlagen, daß dann von den damals zur Kasse gebetenen Anliegern Rückforderungen in ungenannter Höhe auf die Stadt zukommen könnten.
Nachdem dann aus Düsseldorf die Order kam, daß diese für Fußgänger gemeingefährliche „Fußgängerzone“ nicht länger Bestand haben kann, traf man sich mit Land, Bezirksregierung und Stadt zum Kaffeetrinken und protokollierte als allererstes, daß eine Umwandlung der Fußgängerzone in einen verkehrsberuhigten Geschäftsbereich „nicht förderschädlich“ ist.
Die Akten der Klage von damals liegen mir ja noch vor.
Wie die Schwebebahnstation Oberbarmen neu gebaut werden sollte, wurde auch darüber diskutiert, die häßlichen „windenerregenden“ Aufgangstürme durch den ursprünglichen Aufgang an der Wupperbrücke zu ersetzen. Da aber vorgeblich diese Türme mit Zuschüssen gebaut wurden und die Bindungsfrist von 25 Jahren noch nicht abgelaufen war, blieben diese häßlichen Glaskästen im Stil der 60er-jahre stehen, während die Originalstation verschrottet wurde.
Mich beschleicht das sanfte Gefühl, daß einige der heute umgesetzten Maßnahmen wie angeblich für den Radverkehr uns in ein paar Jahren nach diesem Muster auf die Füße fallen, während die Verantwortlichen schon längst nicht mehr in der Verwaltung residieren.