Nähe schenken gegen die Unruhe

Es ist ein ganz besonderes Projekt der Diakonie Wuppertal: Wenn die Sonne sinkt und die Unruhe steigt, betreut Abdi Ali an Demenz erkrankte Senioren.


Wenn die Sonne sinkt und die Unruhe steigt, schenkt Abdi Ali an Demenz erkrankten Senioren Nähe. „Pflege ist mehr als Versorgung – sie ist Zuwendung, Trost und Zeit schenken“, betont die Diakonische Altenhilfe Wuppertal zum „Internationalen Tag der Pflegenden“ am Montag (12.05.).

Wenn der Tag sich dem Abend zuneigt, beginnt für Abdi Ali sein Dienst. Dann ist er als gelernte Betreuungskraft im Reformierten Gemeindestift Elberfeld der Diakonischen Altenhilfe Wuppertal mit einem besonderem Auftrag unterwegs: Er kümmert sich in den frühen Abendstunden speziell um Bewohnerinnen und Bewohner mit Demenz, die unter dem sogenannten „Sundowning-Syndrom“ leiden.

Dieses Syndrom tritt häufiger im Zusammenhang mit einer Demenz auf. „Unter Sundowning versteht man eine Verhaltensänderung, die am späteren Nachmittag bis in die Abendstunden andauert“, erklärt Gemeindestiftleiterin Beate Pilny. „Menschen mit Demenz werden angespannt, beginnen zu rufen und zu wandern. Sie werden von starker Ruhelosigkeit erfasst, haben den Wunsch, nach Hause zu wollen und können nicht oder schlecht einschlafen.“

Tagsüber Struktur und abends Nähe

Es gebe Tipps und Maßnahmen, um diesem Phänomen entgegenzuwirken, sagt sie. Abschaffen oder heilen könne man es nicht. Ein strukturierter Tagesablauf mit sinnvoller Beschäftigung sei hilfreich. Routineabläufe böten Stabilität und Sicherheit und könnten helfen, Unruhe zu vermeiden. „Dafür gibt es bei uns speziell ausgebildete Mitarbeitende, die tagsüber für Struktur und Beschäftigung sorgen, aber die Unruhe bleibt am Abend bestehen.“

Weil die betroffenen Menschen vor allem Beistand und Trost brauchen, damit sie die Unruhe aushalten, hat das Reformierte Gemeindestift mit Abdi Ali einen besonderen Betreuer eingestellt, den sie liebevoll nur „Herrn Abdi“ nennen. Er beginnt seinen Dienst um 17 Uhr und steht den Bewohnerinnen und Bewohner durch das Abendessen hindurch bis zur Nachtruhe zur Seite.

Altenhilfe als „Herzensaufgabe“

„Für mich ist das Begleiten der Menschen eine Herzensaufgabe“, sagt er. Abdi Ali hat einen Kurs als Betreuungskraft absolviert. Er ist da, wenn die Unruhe kommt. Seit Mai 2024 betreut er die Bewohnerinnen und Bewohner des Gemeindestifts – und kommt bei den alten Menschen gut an.

Das Reformierte Gemeindestift Elberfeld

„Sie schätzen den freundlichen jungen Mann und seine Gesellschaft“, beobachtet Beate Pilny. Gespräche mit ihm, kleine Spaziergänge oder auch das gemeinsame stille Verweilen geben ihnen Halt. „Es ist einfach wichtig, dass sie in den Sundowning-Stunden nicht alleine sind“, betont die Leiterin des Gemeindestifts.

Förderung durch die Dr. Hesslenberg-Stiftung

Um diese besondere Betreuungskraft einsetzen zu können, mussten einige bürokratische Hürden genommen werden, denn mit dieser Idee betrat das Reformierte Gemeindestift Neuland. „Bundesweit ist uns kein solches Projekt bekannt“, sagt Diakoniedirektorin Sabine Federmann stolz. Es mussten also Lösungen außerhalb des mit den Pflegekassen verhandelten Stellenschlüssels gefunden werden.

Abdi Alis Stelle wird nun durch die Wuppertaler Dr. Hesslenberg-Stiftung gefördert. „Er schenkt den Bewohnerinnen und Bewohnern Zeit, Ruhe und menschliche Nähe, die über den Tag hinauswirken“, betont Beate Pilny. „Und unterstützt damit in den herausfordernden Strukturen der Altenpflege auch unsere Betreuungskräfte, die tagsüber für eine gute Tagesstruktur und sinnvolle Beschäftigung sorgen.“

Tag der Pflegenden 2025

Zum Tag der Pflegenden am 12. Mai fordert die Diakonie Wuppertal gemeinsam mit dem diakonischen Landes- und Bundesverband und vielen anderen Sozialverbänden eine schnelle Umsetzung der im Koalitionsvertrag vereinbarten Pflegereform. Die neue Bundesregierung müsse in der Pflege Ergebnisse liefern, heißt es. Mehr als 140.000 Unterschriften für die Petition „Mach Dich Stark für Pflege!“ seien ein starkes Signal, das die neue Bundesregierung ernst nehmen sollte. Die Petition wird heute (12.05.) vor dem Bundesministerium für Gesundheit in Berlin übergeben.

Text und Fotos: Diakonische Altenhilfe Wuppertal/Sabine Damaschke

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