Chaos im Einwohnermeldeamt: Engpass wird zur Verwaltungsposse

Erst vor einer Woche empfahl die Verwaltung den Bürgern, statt des völlig überlasteten Einwohnermeldeamts (EMA) die Bürgerbüros aufzusuchen. Jetzt macht sie die Bürgerbüros dicht.

Seit Tagen ist das Einwohnermeldeamt völlig überlastet. Der saisonale Ansturm vor den Sommerferien und krankheitsbedingte Personalengpässe führen dazu, dass viele Wuppertaler bis zu sechs Stunden warten müssen – falls sie überhaupt an die Reihe kommen.

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Vor gerade einmal sechs Tagen riet die Stadtverwaltung uns Wuppertalern, das EMA nach Möglichkeit zu meiden und auf die Bürgerbüros auszuweichen:

Eine Alternative für alle, die […] sich zum Beispiel an- oder ummelden oder ein Führungszeugnis beantragen möchten, sind die Bürgerbüros in den Stadtteilen. Sie stehen jedem Wuppertaler unabhängig von seinem Wohnort offen.

Jetzt hat das Rathaus auch dieser letzten Möglichkeit für eine halbwegs zügige Bearbeitung von Behördenangelegenheiten einen Riegel vorgeschoben. In einer aktuellen Pressemitteilung heißt es:

Der Besucheransturm beim Einwohnermeldeamt am Steinweg hält unvermindert an. Jetzt soll kurzfristig ein wenig Entlastung geschaffen werden: Die Bürgerbüros sollen vorübergehend, voraussichtlich bis zu den Sommerferien, schließen, damit die Mitarbeiterinnen im Team am Steinweg bleiben und dieses verstärken.

Dass das viel bringt, glaubt allerdings auch die Stadtverwaltung nicht. Eine Chance auf einen tagesaktuellen Termin hätten nur diejenigen, die ganz früh vor dem Einwohnermeldeamt stehen. Eine Garantie gebe es aber auch für die Frühaufsteher nicht. Besser sei es, sich per Online-Buchung oder Anruf im Servicecenter einen Termin geben zu lassen oder das Servicecenter unter 563-0 anzurufen.

In den sozialen Netzwerken machen sich verärgerte Bürger, die stundenlang im EMA anstehen mussten, Luft und auch aus der Politik wird Kritik an den dortigen Zuständen laut. Jannis Stergiopoulos, SPD-Stadtverordneter für den Bezirk Wichlinghausen-Nord: „Bis zum Beginn der Sommerschulferien sind es fast noch vier Wochen. Wir wollen nicht weiter akzeptieren, dass im Einwohnermeldeamt nach dem Grundsatz gehandelt wird: Kommst du nicht heute dran, dann vielleicht morgen.“ Die Grünen sehen die Ursache des Problems in den Sparmaßnahmen der Verwaltung: “Die derzeitige Situation im Einwohnermeldeamt ist eindeutig hausgemacht. Schon die Entscheidung, zur Haushaltskonsolidierung das Personal in den Bürgerbüros abzubauen hat zu einer Überlastung des Einwohnermeldeamtes und dadurch zu Qualitätseinbußen geführt, darauf haben wir GRÜNE frühzeitig hingewiesen.“
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Foto: motograf / pixelio.de

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