02.05.2025evangelisch wuppertal
Fest des Glaubens und der Gemeinschaft
Mit fremden Menschen sofort ins Gespräch kommen, Neues hören und erleben: Carolina und Anna sind begeistert vom Kirchentag in Hannover.
Mit fremden Menschen sofort ins Gespräch kommen, Neues hören und erleben: Carolina und Anna (v.l.) sind begeistert vom Kirchentag in Hannover. Mit den beiden Teamerinnen aus der Gemeinde Schellenberg-Einern nehmen noch viele andere Menschen aus dem evangelischen Kirchenkreis Wuppertal teil wie Social-Media-Redakteur Thorsten Levin vom Öffentlichkeitsreferat.
Wie ist die Stimmung auf diesem 39. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hannover?
Carolina Krane: Hier gibt es so viele interessante Menschen und Meinungen. Überall treffen wir Menschen, die freundlich und nett sind und mit denen wir sofort ins Gespräch kommen. Das macht total Spaß!
Anna Müller: Ich finde es hier supertoll. Gestern haben wir über zwei Stunden mit anderen Jugendlichen bei einer Open Air-Disco getanzt. Im Zentrum Jugend ist immer was los. Es gibt da tolle Aktionen, von denen wir richtig viel lernen können, zum Beispiel wie es ist, blind zu sein. Das haben wir mal drei Minuten an einem Stand ausprobiert.
Thorsten Levin: Ich habe Hannover noch nie so voll erlebt. Meine Frau kommt ja aus Hannover, deshalb bin ich öfter hier. Es ist bemerkenswert, wie friedlich alles hier abläuft. Alle nehmen Rücksicht aufeinander. Das gibt es sonst selten. Die Polizeipräsenz ist hoch, aber zurückhaltend. Rund 250 Sperren wurden für diesen Kirchentag aufgestellt, aber das gibt auch Sicherheit für die Kirchentagsgäste.
Mit guter Laune dabei: Thorsten Levin vom Öffentlichkeitsreferat
Warum wolltet ihr unbedingt mit auf den Kirchentag?
Carolina Krane: Vor zwei Jahren waren Anna und ich ja zum ersten Mal auf dem Kirchentag in Nürnberg als Konfirmandinnen und hatten da schon ganz viel Spaß. Es war toll, Kirche mal ganz anders zu erleben und so viele Jugendliche zu treffen, die überzeugt vom christlichen Glauben sind. Diese Möglichkeit wollten wir den neuen Konfirmanden in unserer Gemeinde Schellenbeck-Einern auch geben und betreuen jetzt eine Gruppe als Teamerinnen.
Wie herausfordernd ist es, auf dem Kirchentag für Konfis mit verantwortlich zu sein?
Anna Müller: Unsere Konfis zu beaufsichtigen und zusammenzuhalten, ist wirklich nicht leicht. Es gibt hier so viele tolle Konzerte, Stände, Aktionen – überall ist etwas los, und das wollen die Konfis am liebsten alles erkunden und weglaufen. Wir müssen sie dann etwas im Zaum halten, indem eine von uns vorne geht und die andere hinten. Dann klappt das auch, aber es ist halt schwieriger als wenn man durch langweilige Sachen laufen würde. Und wir müssen oft richtig laut sein, damit sie uns in der Menge hören, weil sie uns oft nicht sehen können. Aber bis jetzt haben wir das gut gemanagt.
Überall an den Ständen kommen Menschen ins Gespräch.
Carolina Krane: Eine echte Herausforderung ist es übrigens auch, das Essengehen zu organisieren. Der eine möchte zu McDonalds, die andere zu Burger King, die andern wollen zu Penny gehen. Da eine Einigung zu finden, kann schon dauern und etwas Nerven kosten.
Was gefällt euch bisher am besten?
Anna Müller: Es ist einfach schön zu erleben, dass alle hier denselben Glauben vertreten. Das prägt den gesamten Kirchentag. Wir haben ja alle die christlichen Werte und deshalb weiß man ja eigentlich schon, dass man hier coole und nette Leute trifft. Es ist ein respektvoller Umgang miteinander. Hier kann man sich über seinen Glauben austauschen, aber auch über ganz andere Dinge und man sieht einfach, wie vielfältig Kirche ist und was sie alles so macht.
Carolina Krane: Besonders gut hat mir die Bibelarbeit mit Angela Merkel gefallen. Wir haben die noch nie live gesehen, deswegen war das schon aufregend. Man merkt auf jeden Fall, dass sie Politikern ist. Sie weiß exakt, was sie erzählen will und wie sie es erzählen möchte. Sie hat eine super lockere Art. Sie ist ja auch Pfarrerstochter, und mal zu erleben, dass so eine bekannte Persönlichkeit denselben Glauben wie wir vertritt, ist echt krass.
Thorsten Levin: Angela Merkel war auch für mich beeindruckend. Eine Ex-Bundeskanzlerin mitzuerleben und die jetzt aus einer anderen Position heraus reden zu hören, war wirklich interessant. Sie hat ja schon in der Vergangenheit zu den regelmäßigen Gästen und Podiumsteilnehmern der Kirchentage gehört. Diesmal hat sie über Vertrauen und Beherztheit in der Politik gesprochen anhand der biblischen Geschichte von Jesus, der von einer Griechin gebeten wird, den Dämon aus ihrer Tochter auszutreiben.
Bibelarbeit mit Ex-Bundeskanzlerin Merkel
Sie hat gesagt, dass ihr Gottvertrauen oft geholfen hat, wenn ihr Situationen ausweglos erschienen. Dabei ging sie auch auf ihre Entscheidung ein, 2015 die deutschen Grenzen für Geflüchtete zu öffnen. Dazu steht sie noch immer und das fand ich beeindruckend. Selbstkritisch hat sie sich zur Klimapolitik geäußet und in Anlehnung an die Kirchentagslosung „mutig, stark, beherzt“ mehr politische Anstrengungen im Kampf gegen den Klimawandel gefordert. Auch das war gut.
Was nehmt ihr mit nach Hause?
Carolina Krane: Das ist für mich auf jeden Fall die Gemeinschaft. Alle sind motiviert und interessiert. Alle sind voll offen und man redet mit Leuten, mit denen man vorher nie gesprochen hätte. Wir nehmen diesen Spirit mit nach Wuppertal und hoffen, dass wir weiter so offen sein können.
Thorsten Levin: Ich erlebe hier nicht nur Carolina und Anna total motiviert, sondern auch ganz viele andere Christinnen und Christen. Das Motto „Mutig – stark – beherzt“ passt einfach gut. Das biblische Leitwort soll ja in diesen schwierigen Zeiten von globalen Konflikten und Klimakrise dazu ermutigen, Ideen für eine gerechtere Welt zu entwickeln und auch für die Kirche wieder zu Hoffnung und Aufbruch zu kommen. Davon ist hier in Hannover wirklich etwas zu spüren. Das möchte ich auch mit nach Hause nehmen.
Das Gespräch führte Sabine Damaschke.
Fotos: Thorsten Levin
Deutscher Kirchentag Hannover
Der 39. Deutsche Evangelische Kirchentag findet noch bis Sonntag (05.05.) mit rund 1.500 Events an mehr als 60 Orten in Nürnberg statt. Bisher wurde rund 65.000 Tickets verkauft – das sind mehr als zum Start des Kirchentags 2023 in Nürnberg. Im Laufe der nächsten Tage erwarten die Organisatoren bis zu 100.000 Teilnehmer am Hauptprogramm. Kontroverse Diskussionen gibt es auf dem Kirchentag unter anderem über deutsche Waffenlieferungen, den Nahostkonflikt und die Klimakrise. Auch sexualisierte Gewalt wird ausdrücklich thematisiert.
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