27.07.2025N. Bernhardt
Der Datenschürfwahn im Netz am Beispiel DHL

Und ob wir Fragen haben: Warum liefert DHL den Sendungsstatus nicht in einer einfachen Tabelle, ohne (1) Drecks-Cookies, (2) Drecks-Javascript, (3) stetige Datenschürferei im Hintergrund trotz „Do not track“-Signals?
Mal eben auf DHL, mal eben den Sendungsstatus eines Pakets abrufen. Und schon hat DHL 8000 Zeichen als persönlichen Fingerabdruck von meinem PC nach Hause telefoniert. Wie Kriminelle bedient man sich dabei zufällige Internetadressen wie „bIwj9ibstUQd“, die zudem stetig wechseln, damit ein normaler Benutzer ja nicht in die Lage versetzt wird, diese illegalen Machenschaften zu unterbinden. Denn blockiert man dieses Mal den Aufruf der Adresse beginnend mit dhl.de/bIw“, wird morgen die Adresse einfach neu bestimmt.
Datenschürferei wird mit Zwang zu Cookies und Javascript ergaunert
Früher™ bot DHL eine Webseite an, die nach Eingabe der Sendungsnummer 123 den Paketstatus kurz und knackig tabellarisch ausgegeben hat. Inoffiziell bietet DHL aktuell eine Sendungsverfolgung unter der Adresse https://www.dhl.de/int-verfolgen/data/search?piececode=123&language=de an – wobei piececode die Sendungsnummer „123“ ist –, doch diese Adresse ist tief im System auf dhl.de vergraben.
Daher kommt Lieschen Müller über die Einstiegsseite von dhl.de und wird dort kräftig ausspioniert. Das ganze hat etwas von sozialer Manipulation: Du willst doch, daß die Website „funktioniert“, oooder?
Lieschen besucht unter gebotener Vorsicht dhl.de, wo DHL in erster Zeile herumheult:

Lieschen kann zwar eine Sendungsnummer eingeben, …

… aber bekommt bedauerlicherweise dazu keine Infos angezeigt:

Dasselbe passiert uns auch, wenn wir zwar Javascript aktivieren, aber keine Cookies. Morbus Dreister Datenschürf können wir durch die zufällig erstellten Nach-Hause-Telefonier-Adressen mit den Standardwerkzeugen auch nicht verhindern. Diese benötigen feste (statische) Adressen.
LG Berlin hat LinkedIn schon 2023 aufs Maul gehauen, aber DHL ist nicht LinkedIn
Nutzer können in der Regel im Webbrowser festlegen, daß sie nicht verfolgt werden wollen (Tracking). LinkedIn kündigte indes auf der Website noch frech an, auf diese Signale nicht zu reagieren. Dagegen hatte die Verbraucherzentrale Bundesverband geklagt und Recht bekommen: Wenn ein Nutzer festlegt, nicht verfolgt zu werden, ist dies ein wirksamer Widerspruch gegen eine solche Datenverarbeitung (LG Berlin, 24.08.2023 – 16 O 420/19).
Ein solcher Widerspruch interessiert DHL freilich einen feuchten Dreck. Das Urteil gilt ja nur gegenüber LinkedIn. Und bis da mal jemand gegen klagt, dauert es Jahre und einen dicken Geldbeutel durch die Instanzen. Bis dahin läßt sich die Datenschürfermafia etwas neues einfallen.
Der gleiche Murks mit Cookie-Banner
Während die kriminelle, inzwischen jedoch „übliche“ Datenschürferei heimlich im Hintergrund abläuft, ist die oft erzwungene „Zustimmung“ des Cookie-Banner-Krieges die reinste Pest. Wie so oft, verlagern verschiedenste Website-Betreiber die eigene Verantwortung auf Dritte wie cookie-law.org, und zwar oft noch in fahrlässiger Weise: wird nämlich der Aufruf zum „Cookie-Banner-Anbieter“ blockiert, erscheint zwar nicht der Cookiebanner auf der aufgerufenen Website, Cookies werden aber trotzdem gesetzt.
Mehr Infos:
Global Privacy Control, Sec-GPC-Header, DNT-Header (leider nur in Englisch):
https://en.wikipedia.org/wiki/Global_Privacy_Control
https://globalprivacycontrol.org/
Webbrowser. die Global Privacy Control erlauben:
– Brave (basiert auf Google Chrome) → https://brave.com/de/
– Firefox – am ehesten noch die ESR-Version → https://www.firefox.com/de/browsers/enterprise/
– Palemoon → https://www.palemoon.org
Definition „Datenschürferei“: Das Erheben und Verarbeiten von Daten durch einen Website-Betreiber auf dem Endgerät des Nutzers im Hintergrund, während diese Datenerhebung weder für den Nutzer ersichtlich, logisch oder nachvollziehbar ist. Im Sinne der Datenschutzgesetze unbedingt notwendig sind diese Datenhaufen auch nicht, auch wenn sich einige Anbieter ein „berechtigtes Interesse“ standardmäßig aus dem Ärmel ziehen.
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