03.12.2025N. Bernhardt
„Fahrradstraße“: Radfahrer bitte absteigen.

Titel: Willkommen in der „Fahrradstraßen“-Parkzone. Ob innerhalb oder außerhalb, die Markierungen sind eh nur Quark.
Herzallerliebst hat die Stadt Wuppertal die Neue Friedrichstraße und Teile der Friedrichstraße als „Fahrradstraße“ ausgewiesen und bei der Aufforstung des großen, grünen Schilderwaldes vor allem die Autofahrer bedacht. Neben dem obligatorischen „für alle frei“ zu jedem Schild „Fahrradstraße“ gesellt sich eine Parkverbotszone mit dem Hinweis „Parken in den markierten Bereichen erlaubt“.
Diese Hinweise sind offenkundig als eben solche – völlig unverbindlich eben – zu verstehen, denn es ist allgemein bekannt, daß der weise Autofahrer und -parker die „markierten Bereiche“ eigenständig bis zur nächsten Kreuzung fortsetzt (Titelbild). Interessieren tut es niemanden nicht.
„Fahrradstraßen“ sind in Wuppertal ohnehin verkappte Tempo-30-Zonen [1], in denen lediglich die Mindestbreite von 3 Metern gilt. Besondere Vorschriften bezüglich Fahrbahnbreiten gibt es für „Fahrradstraßen“ ohnehin nicht.
Hypothetische Vorfahrt für die „Fahrradstraße“: Ist ja der Radfahrer, der wahlweise auf Vorfahrt verzichtet oder unterm Auto liegt

Foto: Umgedrehte Vorfahrt nach „Recht des Stärkeren“: Der entgegenkommende Scooterfahrer hält sicherheitshalber mal an, weil Autofahrer gerne bei „Vorfahrt achten“ über die Kreuzung knallen.
Entsprechend liegt unsere „Fahrradstraße“ auch mitten in der Tempo-30-Zone, in der der Grundsatz „rechts vor links“ gilt. Natürlich rechnet innerhalb dieser Zone niemand mit geänderten Vorfahrtsregeln – schon gar nicht auf einer querenden „Fahrradstraße“. Deshalb hat man auf der „Fahrradstraße“ trotzdem schöne dreieckige Schilder aufgestellt, die Vorfahrt auf dieser signalisieren sollen. Angesichts zügig querender Kfz bleibt dem Radfahrer die „freiwillige“ Wahl zwischen Wahrung der Vorfahrt oder der eigenen Gesundheit. Es nutzt ja zu Lebzeiten nichts, wenn auf dem Grabstein steht: „Er hatte Vorfahrt“.
Diese Art des „freiwilliger Selbstverzichts“ gehört zum Stadtprogramm gleichen Namens, in dem Radfahrer immer dann gebetsmühlenartig an § 1 StVO – Gebot der Rücksichtnahme – erinnert werden, wenn die Stadtplaner für eine sichere Verkehrsinfrastruktur entweder unwillig oder unfähig waren. Das Programm findet bei den WSW auf der Friedrichstraße bis Neumarkt seine Fortsetzung, wo man bei Drei auf den Bäumen zu sein hat oder durch absichtliches Zufahren mit dem Bus als Radfahrer daran erinnert wird, „freiwillig“ auf dem Gehweg zu fahren: „Das ist eine Einbahnstraße!!!1drölfzig“ – und sicherer obendrein.

Foto: Du bist bei Drei nicht auf den Bäumen? Dann kommen 19 Tonnen Stahl und blecherne Dummheit auf dich zugerollt. Da kann man doch mal Rücksicht nehmen, absteigen und zu Fuß weiterlaufen.
[1] Ausnahme bildet die „Fahrradstraße“ Rutenbecker Weg: dort kümmert es keine Sau, wenn da wie gehabt 50 km/h gefahren wird – die 30 stehen ja nirgends!1elf – Liegt ja eh am „Arsch der Welt“.
Weiter mit:
„Was habe ich davon, wenn ich im Recht bin, aber dann auf dem Friedhof lande?“
Radfahrer-Beitrag in der DLF-Sendung Lebenszeit vom 5.12.25: „Rasen, Drängeln, Schimpfen- Über Aggression im Straßenverke
… wenn Sie es noch auf den Friedhof schaffen. Viele Radfahrer liegen ja einfach tot am Straßenrand, versperren Parkplätze, verstopfen Gullis…
Klar: wenn Radfahrer und Fußgänger nicht auf sich selbst aufpassen müßten, wäre dieses Szenario das normale Bild. Eigentlich sollten Verkehrsplaner für sicherere Straßen ohne Konfliktpotential sorgen, Politiker für durchsetzbare Verkehrsregeln und Polizei/Ordnungsamt für deren Durchsetzung.
Das geht natürlich nicht, wenn man Parken auf Gehwegen faktisch zum Grundrecht erklärt, den vorhandenen Verkehrsraum einfach mit einer weißen Linie in zwei schmale Teile trennt und sich damit zur „Fahrradstadt“ deklariert, während die Verkehrsteilnehmer kieken können, wie sie auf dem klitzekleinen Rest für den fließenden Verkehr unter-, über- und durcheinander klarkommen.
Nebenbei werden diese Fälle, in denen Rad- und Fußverkehr „freiwillig“ zum Verzicht auf den eigenen Vorrang gezwungen wird, in keiner Statistik auf.
Wäre der ein oder andere Radfahrer doch nur ein Auto, dann würden viel mehr Autofahrer das „Hindernis“ vor ihnen einfach akzeptieren und nicht auf Teufel komm raus versuchen zu überholen.
Ja – an jedem verdammten Tag sterben Radfahrer in Wuppertal. Manche auch zweimal.
Meine Güte, wer Vorfahrt hat und nicht fährt, tut halt niemandem einen Gefallen.