Weichenstellung für die Zukunft

Die Sommersynode des Kirchenkreises hat zentrale Beschlüsse zur künftigen Ausrichtung ihrer Arbeit gefasst.

Ob Leitung, Bildung, Diakonie oder Jugendpartizipation: Die Sommersynode des Evangelischen Kirchenkreises Wuppertal hat am Pfingstsamstag in der Gemarker Kirche zentrale Beschlüsse zur künftigen Ausrichtung ihrer Arbeit gefasst.

Unter dem Eindruck sinkender Kirchensteuereinnahmen und gesellschaftlicher Veränderungen hat die Synode des evangelischen Kirchenkreises Wuppertal, das „Parlament“ ihrer 17 Gemeinden, am Pfingstsamstag neue Modelle für Leitung, Bildung, Jugendpartizipation und Diakonie beschlossen.

„Diese Synode war geprägt von schwierigen, aber notwendigen Entscheidungen – getragen von der Hoffnung, Kirche lebendig und zukunftsfähig zu gestalten“, erklärt Superintendentin Ilka Federschmidt.

Geteiltes Superintendentenamt wird erprobt

Ein zentrales Ergebnis ist die Entscheidung zur Erprobung eines geteilten Superintendentenamtes. Ab 2026 soll das Amt erstmals von zwei Pfarrpersonen geführt werden. Sie üben es nebenberuflich zu 50 Prozent aus. Mit der anderen Hälfte ihrer Stelle sind sie hauptamtlich in eine gemeindliche oder kreiskirchliche Pfarrstelle eingebunden. Das neue Modell soll die Leitung des Kirchenkreises wieder stärker an die Gemeinden als ihre Basis heranführen, Teamarbeit fördern und Gabenorientierung auch in der Leitung strukturell verankern.

„Mit dieser Reform will der Kirchenkreis nicht nur ein organisatorisches Experiment wagen, sondern eine theologisch begründete, praxisnahe und zukunftsgerichtete Form kirchlicher Leitung erproben“, betont die Superintendentin. Gemeinsam mit der rheinischen Landeskirche wurden dafür rechtliche Vorgaben entwickelt. Auf der Herbstsynode im November soll die neue Doppelspitze gewählt werden. Die Erprobung startet mit dem Ausscheiden von Superintendentin Ilka Federschmidt, die im Frühjahr 2026 in den Ruhestand geht.

Kürzung der Kirchensteuermittel für die Diakonie

Zudem beschloss die Synode Einsparungen im diakonischen Bereich. Die finanzielle Zuweisung aus Kirchensteuermitteln an die Diakonie Wuppertal wird von derzeit 1,2 Millionen Euro sukzessive ab dem kommenden Jahr bis 2030 auf eine halbe Million Euro abgesenkt. Ein Schritt, der schmerzhaft, aber nötig sei, da sonst andere elementare kirchliche Aufgabenfelder wie die CityKirche, die Krankenhausseelsorge, Jugendarbeit oder die Begleitung der Religionslehrkräfte in Wuppertal aufgegeben werden müssten, erklärt die Superintendentin.

Die Kirchensteuermittel, die der Diakonie weiterhin für ihre soziale Arbeit zur Verfügung gestellt werden, sollen vor allem in Bereiche fließen, für die es nur wenige oder keine staatlichen Fördergelder gibt: Die Präventionsarbeit bei der Beratung und Unterstützung werdender Eltern und Kinder im frühesten Alter („Frühe Hilfen“), die Kernberatung für Geflüchtete und die Begleitung von Kirchenasylen sowie die Quartiers- und Obdachlosenarbeit.

Bündelung von Ressourcen

Einsparmöglichkeiten erhofft sich die Synode auch von ihrem Beschluss, Ressourcen besser zu bündeln, indem das Jugendreferat, Schulreferat und Referat für Kirchenmusik des Kirchenkreises künftig im Referat „evangelische Bildung“ zusammenarbeiten. Auch eine Vernetzung mit dem angestrebten Bildungscampus der rheinischen Kirche auf dem „Heiligen Berg“ wird angestrebt. Die Krankenhausseelsorge soll künftig enger an die Gemeinden angebunden und die Ausbildung ehrenamtlicher Seelsorger gestärkt werden.

Alle Einsparungen und Reformen, die auf der Synode beschlossen wurden, seien im Vorfeld intensiv mit der Diakonie und den Referaten diskutiert und abgestimmt worden, betont die Superintendentin. „Uns ist bewusst, dass dies Verluste und Abschiede bedeutet, aber angesichts der deutlich geringeren Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen, müssen wir uns auf Kernanliegen unseres Glaubens konzentrieren, diese profilieren und unsere Kräfte im Zusammenwirken mit Kooperationspartnern bündeln.“

Jugendvertretungsgesetz im Kirchenkreis

Das neue landeskirchliche Jugendvertretungsgesetz war ebenfalls Thema der Synode. Junge Menschen erhalten mit dem im Februar von der rheinischen Kirche beschlossenen Gesetz offiziell Sitz und Stimme in den Gremien des Kirchenkreises und der Gemeinden. „Wir begrüßen das sehr, denn Jugendbeteiligung kein Feigenblatt, sondern gelebte Teilhabe“, erklärt Ilka Federschmidt.

Weiter befassten sich die rund 100 stimmberechtigten Mitglieder der Synode unter anderem mit dem aktuellen Stand der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Kirchenkreis, der energetischen Ertüchtigung ihrer Gebäude und möglichen Kooperationen der Kirchenkreise in der Bergischen Region.

Die Kreissynode

Die Kreissynode ist das Parlament der 17 evangelischen Gemeinden, die zum Kirchenkreis Wuppertal gehören. Sie umfasst 105 stimmberechtigte Mitglieder (Synodale), von denen 42 Pfarrerinnen bzw. Pfarrer sind. Hinzu kommt eine begrenzte Zahl von berufenen Fachvertreterinnen und -vertretern. Die Synode trifft sich mindestens einmal im Jahr und tagt öffentlich.

Die ausführliche Zusammenfassung der Beratungen auf der Sommersynode gibt es auf unserer Themenseite.

Text: Sabine Damaschke
Foto: Thorsten Levin

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