Trauer und Solidarität an Chanukka

Der Terroranschlag auf ein jüdisches Chanukka-Fest in Sydney überschattet auch das Lichterfest in Wuppertal. Superintendentin Ilka Federschmidt betont die tiefe Verbundenheit der evangelischen Kirche mit der jüdischen Kultusgemeinde und die Entschiedenheit, gegen Antisemitismus vorzugehen.


Der Terroranschlag auf ein jüdisches Chanukka-Fest in Sydney überschattet auch das Lichterfest in Wuppertal. Superintendentin Ilka Federschmidt betont die tiefe Verbundenheit der evangelischen Kirche mit der jüdischen Kultusgemeinde und die Entschiedenheit, gegen Antisemitismus vorzugehen.

Wie jedes Jahr hat die jüdische Kultusgemeinde auch in diesen Tagen zum öffentlichen Entzünden der Chanukka-Kerze eingeladen. Die Feier wird stattfinden, wie die Kultusgemeinde mitteilt, aber unter starken Sicherheitsvorkehrungen. „Wir trauern um die Ermordeten, so wie wir das auch im Oktober vor zwei Jahren gemacht haben. Aber wir werden trotzdem feiern, denn wenn wir in permanenter Angst leben und alles absagen, dann haben die Terroristen das erreicht, was sie wollten“, sagt Leonid Goldberg, Vorsitzender der jüdischen Kultusgemeinde.

Chanukka in Wuppertal

Das öffentliche Entzünden des achtarmigen Chanukka-Leuchters findet am Donnerstag (18.12.) um 17 Uhr vor dem Haus der Jugend auf dem Geschwister-Scholl-Platz statt. Es wird die fünfte Kerze entzündet.

Tiefe Verbundenheit mit jüdischen Geschwistern

Superintendentin Ilka Federschmidt hat in einem Brief (zum Download weiter unten) an die Kultusgemeinde ihre tiefe Betroffenheit ausgedrückt und versichert, dass die evangelische Kirche in Wuppertal an der Seite der jüdischen Geschwister steht. „Wir wissen uns als Christenmenschen Ihnen persönlich, der Jüdischen Gemeinde und allen jüdischen Menschen fest verbunden und wir stehen an Ihrer Seite“, betont sie. „Die Verbundenheit ist für uns mehr als ein Gefühl, als eine Haltung: Sie hat Ihren Grund in Gott selbst.“

Superintendentin Ilka Federschmidt ruft dazu auf, in allen Gottesdiensten für die Jüdische Gemeinde und die Überwindung allen Antisemitismus zu beten.

In den evangelischen Gemeinden, in Begegnungen und Gesprächen, in Predigten, der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, im Religionsunterricht und da, wo die evangelische Kirche öffentlich ihre Stimme erheben könne, werde sie daran arbeiten, den Antisemitismus – auch unter manchen Christen – zu überwinden, verspricht die Superintendentin. „Und wir werden nicht aufhören, Gott inständig um die Kraft seines Friedens zu bitten gegen allen zerstörerischen Judenhass.“

Solidaritätsaufrufe aus der Politik

Große Anteilnahme gab es auch aus der Politik. „Die Gewalt, die dort unschuldige Menschen getroffen hat, die gemeinsam das Chanukka-Fest feiern wollten, erschüttert uns zutiefst“, schreibt Wuppertals Oberbürgermeisterin Miriam Scherff. „Gerade vor dem Hintergrund der anhaltenden Bedrohung durch antisemitischen Hass ist ein solcher Anschlag besonders schmerzhaft. Er richtet sich nicht nur gegen einzelne Menschen, sondern gegen grundlegende Werte unseres Zusammenlebens: Menschlichkeit, Sicherheit, Würde und gegenseitigen Respekt.“

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) versicherte, dass die Sicherheitsbehörden bei den Chanukka-Feierlichkeiten in Nordrhein-Westfalen besonders aufmerksam seien. „Unser klares Ziel ist es, jüdisches Leben zu schützen.“ In den vergangenen Jahren haben an den Feierlichkeiten in Wuppertal rund 200 Gäste teilgenommen. In diesem Jahr rechnen die Veranstalter, zu denen neben der jüdischen Kultusgemeinde auch die Solidargemeinschaft Wuppertal gehört, mit deutlich mehr Menschen, die ihre Solidarität bekunden möchten.

Chanukka: Lichter- und Familienfest

Das Chanukka-Fest ist ein fröhliches, achttägiges Lichterfest und soll an die Neueinweihung des zweiten Jerusalemer Tempels im Jahr 164 vor Christus erinnern. Das Fest hat bereits am Abend des 14. Dezember 2025 begonnen und endet am 22. Dezember 2025. Mit Anbruch der Dunkelheit am 18. Dezember, dem fünften Tag, wird also die fünfte Kerze entzündet. Dabei werden hebräische Gebete rezitiert. Der Chor der jüdischen Kultusgemeinde wird nach Entzünden der Kerzen jüdische Lieder singen.

Hintergrund des Festes ist ein „Lichtwunder“. Die Menora, der siebenarmige Leuchter im Tempel, sollte eigentlich nie verlöschen. Allerdings war nur noch Öl für einen Tag vorhanden. Für die Herstellung neu geweihten Öls wurden aber acht Tage benötigt. Die biblischen Makkabäerbücher berichten, dass wie durch ein Wunder das Licht trotzdem acht Tage brannte, bis neu geweihtes Öl zur Verfügung stand.

Text: Sabine Damaschke
Foto: Werner Kleine/KK Archiv

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