04.12.2025evangelisch wuppertal
Mit Marionetten zum Heimatpreis
Für das Projekt "Lebensfäden" ist das ökumenische Begegnungszentrum "Krawatte" mit dem Wuppertaler Heimatpreis ausgezeichnet worden. Frauen aus neun Ländern haben ihre Geschichten mit Marionetten erzählt.

Für das Marionettenprojekt „Lebensfäden“ ist das ökumenische Begegnungs- und Bildungszentrum „Krawatte“ mit dem Heimatpreis der Stadt Wuppertal ausgezeichnet worden. In dem Projekt haben Frauen aus neun Ländern ihre eigenen Marionetten gebaut.
Ihre Erfahrungen von Liebe, Flucht, Hoffnung und Neuanfang haben sie Marionetten ins Gesicht geschnitzt: 30 Frauen aus Syrien, Palästina, Indonesien, dem Iran, Irak, der Ukraine und Deutschland erzählen im Projekt „Lebensfäden“ ihre persönlichen Geschichten. Dafür haben sie im ökumenischen Begegnungs- und Bildungszentrum „Krawatte“ in Heckinghausen unter Anleitung des Remscheider Marionettenbauers Markus Heip Puppen geformt, genäht, gebaut und schließlich tanzen lassen.
„Die Idee, Marionetten für sich sprechen zu lassen, die selbst erfunden und gestaltet sind, hat die Frauen begeistert“, erzählt die Leiterin des Zentrums, Dorothee van den Borre. „Jede kann ihre Geschichte ganz individuell und kreativ einbringen, aber es geht auch um eine gemeinsame Geschichte, die entsteht und Frauen unterschiedlicher Kulturen zusammenbringt.“
Herausragendes ehrenamtliches Engagement
Für die kreative Umsetzung dieser Idee hat die Krawatte nun den Heimatpreis der Stadt Wuppertal erhalten. Im Internationalen Begegnungszentrum der Caritas verlieht Oberbürgermeisterin Miriam Scherff die Auszeichnung, die mit jeweils 5000 Euro dotiert ist. Neben der Krawatte wurden auch „Chance Wuppertal“ in Langerfeld und der Katholische Gefängnisverein für das Bergische Land geehrt.
Die Stadt hat den Heimatpreis in diesem Jahr zum sechsten Mal vergeben. Die Auszeichnung ist Bestandteil der Heimatförderung Nordrhein-Westfalen des Landesministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung. Ziel ist es, herausragendes ehrenamtliches Engagement zu würdigen. Die Preisträger wurden aus 32 Bewerbungen ausgewählt. Für das Verfahren können sich Wuppertaler Vereine, Initiativen und Organisationen entweder selbst bewerben oder von anderen vorgeschlagen werden.
Erfolgsgeschichte einer Palästinenserin
An der Preisverleihung nahm neben Dorothee van den Borre auch die Palästinenserin Maha teil. Auf dem Foto der Preisträger:innen trägt sie selbstbewusst ihr Kopftuch – genau wie ihre Marionette. Ob und wann sie es umbindet, entscheidet sie selbst. Ein Selbstbewusstsein, das sich Maha erkämpft hat.

Maha mit Marionettenbauer Markus Heip
Im Jahr 2000 kam sie mit ihrem Ehemann nach Wuppertal. Als er sich acht Jahre später von ihr trennte, wollte die Familie, dass sie mit ihren drei Kindern nach Palästina zurückkommt.
„Eine alleinerziehende Frau in einem fremden Land: Das ist bei uns verboten“, berichtet Maha. „Aber das kam für mich nicht in Frage. Ich wollte auf eigenen Füßen stehen und für meine Kinder und mich sorgen.“ Das ist ihr gelungen. Sie arbeitet heute als Sprach- und Kulturmittlerin und engagiert sich in der Krawatte. Ihre drei Kinder studieren.
Die Gewinner des Heimatpreises
Das ökumenische Begegnungs- und Bildungszentrum „Krawatte“ in Heckinghausen wird von der Kirchengemeinde, dem Sozialdienst katholischer Frauen und der Stadt getragen. In den Räumlichkeiten einer ehemaligen Krawattenfabrik bieten knapp 90 Ehrenamtliche jede Woche für rund 700 Menschen aus vielen Nationen, darunter 150 Kinder und Jugendliche, Spielenachmittage, Kunstprojekte, Hausaufgabenhilfe oder Lese- und Demokratieförderung an.
„Chance Wuppertal“ betreibt in Langerfeld das „Haus des Teilens“, in dem Bedürftige Lebensmittel, Beratung und Hilfe im Alltag erhalten. Dazu gehören auch eine Hausaufgabenbetreuung und Nachhilfe für Kinder und Jugendliche. Rund 120 Menschen besuchen die Einrichtung täglich.
Der Katholische Gefängnisverein für das Bergische Land existiert seit 1997 und engagiert sich für Häftlinge in den Justizvollzugsanstalten Vohwinkel, Ronsdorf und Remscheid. Die ehrenamtlichen Betreuer bieten unter anderem Spielenachmittage, eine Kochgruppe und Theater, aber auch Einzelberatung an.
Text: Sabine Damaschke
Fotos: Sabine Damaschke/Stadt Wuppertal
Weiter mit:
Kommentare
Neuen Kommentar verfassen