Ein Café wie eine Reise

Mit ihrem Sophiencafé International unterstützt die Gemeinde Elberfeld-West seit neun Jahren Geflüchtete und macht Begegnungen möglich.


Mit ihrem Sophiencafé International hat die Gemeinde Elberfeld-West vielen Geflüchteten geholfen und Begegnungen möglich gemacht. Jetzt konnte es seinen neunten Geburtstag feiern.

Fast jeden Donnerstagnachmittag, auch in den Ferien, treffen sich im Begegnungs- und Sprachcafé bis zu 70 Menschen, um Deutsch zu lernen, Hilfe bei Briefen von Ämtern oder Beratung im Bereich Ausbildung und Beruf zu bekommen. Auch zum gemeinsamen Reden und Spielen dient das Café. Im Herbst 2015 gegründet, kommen bis heute immer wieder neue Menschen hinzu – aus Syrien, der Ukraine, Iran, Irak, der Türkei, Marokko, Tunesien oder Saudi-Arabien.

„Manchmal hilft das Treffen auch über Traurigkeit hinweg, weil man etwa seit neun Jahren die Familie nicht mehr gesehen hat und manchmal ist es wie eine Familie“, sagt Presbyterin Katja Dummer, die das Café 2025 mitgegründet hat und es seitdem gemeinsam mit Freundin Annette Schulz leitet.

Hausaufgabenhilfe für Kinder

Das ehrenamtliche Team zählt fast 20 Personen. Für die Hausaufgabenbetreuung, die in diesem Jahr verstärkt wurde, fanden sich neue Ehrenamtliche. Die Kinder kommen direkt aus der Betreuung in die Kirche und machen Hausaufgaben oder lesen ein bisschen. „Sie haben gute Noten in der Schule, aber oft Schwierigkeiten beim Lesen oder der Rechtschreibung. Hier genießen sie dann, wenn sich ein Erwachsener Zeit für sie nimmt und mit ihnen ein spannendes Buch liest“, erklärt Katja Dummer.

Im Café selbst werden Lebensgeschichten erzählt, Biografien verglichen. Die Gäste weinten auch manchmal über verlorene Eltern oder verstorbene Kinder – und überlegten, wie sie in Deutschland noch besser Fuß fassen können, beobachtet Katja Dummer. Alexander und Julia etwa kommen aus der Ukraine und geben selbst Deutschunterricht, um auszuprobieren, ob das ein beruflicher Weg ist, den sie einschlagen möchten. Die Schwestern Rahma und Maryam helfen in der Kinderbetreuung, andere unterstützen die Hausaufgabenbetreuung.

Sophiencafé mehrfach ausgezeichnet

Für den Ansatz, Menschen, die selbst einmal auf Hilfe angewiesen waren, in die ehrenamtliche Arbeit einzubinden, hat das Sophiencafé International 2022 den Heimatpreis von Oberbürgermeister Uwe Schneidewind erhalten. Hinzu kam eine Auszeichnung für vorbildliches Ehrenamt in Wuppertal, der CIVITAS-Preis. Er wurde 2020 durch Helge Lindh (SPD) verliehen.

Seit zwei Jahren läuft zudem ein ganz besonderes Projekt. Etwa 15 Frauen werden in einem Vorbereitungskurs zur Inklusionsassistentin geschult. In 24 Unterrichtsstunden werden Grundkenntnisse über das Berufsbild vermittelt. Die Frauen kommen aus verschiedenen Ländern und haben dort oft schon als Erzieherinnen, Lehrerinnen oder Hebammen gearbeitet.

Weitermachen in schwierigen Zeiten

Im nächsten Jahr wird das Sophiencafé International sein zehnjähriges Bestehen feiern. Das wird dann kurz vor der Bundestagswahl sein. „Wir lassen uns nicht entmutigen von der aktuellen (gesellschafts-)politischen Lage“, sagt Katja Dummer. „Wir freuen uns über die Begegnungen und sind damit nicht die Einzigen.“

Probleme, neue Ehrenamtliche zu gewinnen, hat das Sophiencafé nicht. Im Gegenteil. „Wuppertal ist vielfältig, und das ist auch gut so. Die Begegnung mit den Menschen aus anderen Ländern, das ist fast so, als mache man eine Reise.“

Text und Foto: Katja Dummer/KK-sd

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