Das schwarze Schaf vom Niederrhein

Heute wäre der Kabarettist und überzeugte Christ Hanns Dieter Hüsch 100 Jahre alt geworden. Mit einer Hommage wird in der CityKirche (17.05.) an ihn erinnert.


Heute wäre der Kabarettist Hanns Dieter Hüsch 100 Jahre alt geworden. Mit einer Hommage wird in der CityKirche (17.05.) an den scharfsichtigen Gesellschaftskritiker und tief im Glauben verwurzelten Christen erinnert.

Atemlos, ohne Punkt und Komma und auch ohne Gedankenstriche: Hanns Dieter Hüsch (1925-2005) präsentierte sich bei seinen Bühnen- oder Radioauftritten gern als Schnellsprecher: „Man darf dem Publikum keine ruhige Minute lassen. Sonst ist man verloren“, sagte er einmal. Politische Frontalangriffe in seinen Programmen mochte der Kabarettist und Liedermacher nicht. Stattdessen wollte er „die Ohren der Menschen schulen für Lügen, falsche Töne und falsche Figuren.“

Auch heute noch ist der Großmeister der Kleinkunst beliebt und unvergessen. In der CityKirche Elberfeld erinnern der Wuppertaler Kleinkünstler Christian Kercher und Pianistin Beatrix Pluta am 17. Mai in Gedichten, Liedern und Geschichten an Hanns Dieter Hüsch. Ihre Hommage zum 100. Geburtstag nennen sie nach einem seiner humorvollen Gedichtzeilen „Raus ausm Loch/ Rein ins Loch – Und dazwischen macht das Herz/ Poch Poch“.

Hommage an Hanns Dieter Hüsch

Samstag, 17. Mai, 20 Uhr
CityKirche Elberfeld, Kirchplatz 2

von Christian Kercher und Beatrix Pluta
Tickets bei Wuppertal Live
EUR 15,00 / 9,00 (ermäßigt)
EUR 15,00 / 9,00 (ermäßigt) im Vorverkauf

Der Bauchredner Gottes

Stets wandte sich der Kabarettist gegen kleinbürgerliches Spießertum und Rechtsradikalismus. Seine Episoden über die Figuren Ditz Atrops und Hagenbuch sind Glanzstücke literarischen Kabaretts. Der Protestant sprach ohne missionarischen Eifer vom christlichen Glauben, stieg auch als Laien-Prediger auf Kanzeln, redete auf Kirchentagen. Im Jahr 2000 erhielt er den ökumenischen Predigtpreis. „Bauchredner Gottes“ nannte ihn die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ einmal.

Als Sohn eines preußischen Beamten kam Hanns Dieter Hüsch am 6. Mai 1925 zur Welt. Nach mehreren Operationen an den Füßen wurde er nicht als Soldat im Zweiten Weltkrieg eingesetzt. Ein Medizinstudium brach er ab, ging nach Mainz, wo er ein Studium der Theaterwissenschaften, Philosophie und Literaturgeschichte begann. Doch schnell rief ihn das Mainzer Studentenkabarett „Die Tol(l)eranten“. Ab Ende 1948 trat er als Chansonnier mit einem eigenen Soloprogramm auf, gründete das Kabarettensemble „arche nova“.

Kabarettist, Journalist, Sprecher

Der „Poet der kritischen Fantasie“ veröffentlichte bissige Chansons, Gedichte und Geschichten mit reichlich Wortwitz, hielt mild-ironische Predigten, begleitete sich auch selbst auf der kleinen Philicorda-Orgel. In den Zeiten der Studentenbewegung und der linksterroristischen RAF wurde Hüsch bei einem Liedermacher-Festival auf der Burg Waldeck ausgebuht und als zu zahm und bürgerlich in seiner Gesellschaftskritik von der Bühne geschickt.

Es muss eine extrem schmerzhafte und bis dato unbekannte Erfahrung für den Niederrheiner gewesen sein, der daraufhin – nach einer längeren Auszeit – den Schwerpunkt seiner Tätigkeit für einige Zeit ins Radio und ins Fernsehen verlegte.

Für das ZDF reiste er durch die Welt und unterhielt das Fernseh-Publikum mit humorigen Reisebetrachtungen der etwas anderen Art. Zudem war er beim Mainzer Sender viele Jahre lang auch als Synchronsprecher tätig, etwa für „Dick und Doof“ und „Die kleinen Strolche“.

Liedermacher und Buchautor

1974 komponierte er ein bis heute bekanntes „Abendlied“ für Kinder und Erwachsene. Auch als Buchautor war Hüsch erfolgreich. Langsam verwandelte er seine Liveauftritte auf der Bühne in Lesungen mit Orgelbegleitung. Im Jahr 2000 begann er eine Abschieds-Tournee. Immerhin war er damals schon der dienstälteste deutsche Kabarettist.

Nur ein Jahr später, im November 2001, erlitt er einen schweren Schlaganfall, von dem er sich bis zu seinem Tod im Dezember 2005 nicht mehr erholte. Hüsch hinterließ seine zweite Frau Christiane und seine Tochter Anna.

Text: Andreas Rehnolt (epd)
Foto: KK-Archiv

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