Unterbarmer Blagen. Aufgewachsen zwischen Rudi Schuricke und Elvis.

Eine Anthologie Kindheits- und Jugenderinnerungen aus den 50er und 60er Jahren von Monika Arnold†, Ronald M. Hahn, Horst Hinrichs, Erhard Knorr, F.P. Gunnar Kohleick

Vorwort von Ronnie Krampe

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NACH DER STEINZEIT UM DREI UHR

Es ist vermutlich bei allen Menschen unserer Altersgruppe so: Denken wir an das finstere Zeitalter vor unserer Geburt, sehen wir automatisch Schwarz-Weiß-Bilder.

Es liegt daran, dass Farbfotos aus dieser Epoche Seltenheitswert haben. Als Kind hatte ich stets den Eindruck, dass das Leben unserer Eltern nur in Grautönen verlaufen sein kann. Als ich dies in den grellbunten 1970er Jahren meinem Erzeuger gegenüber erwähnte, hat er gelacht und erklärt, seine Jugend sei ebenso wenig grau gewesen wie die meine, wenn man davon absieht, dass er und seine als „Könige vom Heydt“ bekannten Kumpane als Kinder einen Krieg aushalten, Kohldampf schieben und bei der Eisenbahn Kohlen klauen mussten, um es warm zu haben. (Beim Kohlenklauen hat meine Mutter übrigens geholfen. Die Beiden waren damals 18 Jahre alt.) Doch das nur am Rande.
Irgendwann habe ich mich dann aber dabei ertappt, dass auch ich meine Jugendjahre zunehmend in Schwarz-Weiß-Bildern sah. Was daran liegt, dass Farbfotos auch in meiner Kindheit noch recht selten waren. Das erste Farbfoto, auf dem ich zu sehen bin, entstand in der Wahner Heide und zeigt mich mit Stahlhelm und Knarre bei einer Bundeswehrübung.
Die Vorstellung, die bunten Bilder aus meiner Vergangenheit könnten allmählich grau werden und verblassen, führte zu dem Plan, Zettel zu beschriften, um zu verhindern, dass irgendwann der Tag kommt, an dem man alles vergessen hat und niemandem mehr erzählen kann, wie die Welt nach der Steinzeit um drei Uhr ausgesehen hat. Die Zettel wurden reich an Zahl, doch das Projekt Memoiren musste immer wieder unterbrochen werden, um Dinge zu Papier zu bringen, die dazu beitrugen, den Lebensunterhalt zu sichern. (Kommerzielle Autoren werden nicht vom Staat gefördert; diese Wohltaten genießen nur Künstler, da die nicht für sich selbst sorgen können.)

Umschlag23.11

http://verlachsgruppeongerbarmerblagen.im-wuppertal.de/buch.html

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Kommentare

  1. Regina Daub sagt:

    Ein wirklich lesenswertes Buch und das nicht nur für Unterbarmer sondern für alle die Erinnerungen an diese Zeit und / oder an Wuppertal haben !! Herzlichen Glückwunsch allen Beteiligten zu diesem Buch !! Ganz , ganz toll !!!!!! 🙂 Vielen Dank …………………….

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