12.06.2025Uli Schmidt
BUGA Wuppertal – Wenn ein halbes Jahr zur Dauereinrichtung wird
Ein Kommentar von Ulrich Schmidt
In der Bezirksvertretung Vohwinkel (11.06.205) wurde kürzlich wieder deutlich, wie schnell eine Großveranstaltung wie die BUGA beginnt, bestehende Infrastrukturen „mitzudenken“ – ohne zu hinterfragen, wem sie eigentlich gehören und wofür sie täglich genutzt werden.
Eine kleine Nachfrage aus dem Politischen Gremium zur Brücke ergab spannendes. Konkret ging es um Aussagen der Geschäftsführerin BUGA gGmbH zu einer geplanten Brücke vom Lokschuppen-Areal über die Bahnstrecke, die auf den heutigen Park-&-Ride-Parkplatz führen soll. Dieser soll – so die sinngemäße Aussage – während der BUGA als Zugang dienen. hinzukommend der P&R als Umsteigeplatz für Shuttlebusse und auch als Haltepunkt für Reisebusse dienen. Eben auch weil die Tunnel Lösung im Bahnhof Vohwinkel als Zugang zum Kernareal Lockschuppen weggefallen ist. Auch das wird also Mehrkosten bedeuten die keine Ahnung wo nach abgerechnet werden sollen.
Der P+R-Platz ist aber keine leere Fläche. Er wird heute bereits sinnvoll genutzt – von Pendler:innen, die den ÖPNV im Alltag nutzen, als Verbindung zur Nordbahntrasse und als Baustein einer umweltfreundlichen Mobilitätskette in Vohwinkel. Hier wird die Nordbahntrasse drüber geführt.
Dass man ausgerechnet diesen Ort für die temporäre BUGA-Nutzung vereinnahmt, ist fragwürdig. Noch fragwürdiger ist die Reaktion der Bezirksvertretung.
Ich war ehrlich gesagt erstaunt, mit welchem Desinteresse die Politiker:innen der BV Vohwinkel den Ausführungen der BUGA gGmbH lauschten, aber keinerlei erkennbare Fragen stellten oder Überlegungen anstellten, was für Vohwinkel selbst gut, praktikabel oder verträglich wäre. Keine Nachfrage zum P+R-Angebot. Keine Diskussion über die Trassenanbindung. Kein kritischer Blick auf Reisebusse im Stadtteil. Auch wenn das die letzte Sitzung der BV vor den Wahlen waren…. ist das doch nicht ein Zeichen das nur von Wahl bis zur Wahl gedacht wird?
Ich möchte betonen: Ich bin nicht gegen diese Brücke. Für die neue Wohnbebauung am Lokschuppen-Areal kann sie ein sinnvoller Impuls sein. Aber der übergriffige Zugriff der BUGA auf funktionierende Infrastruktur darf nicht einfach durchgewunken werden, nur weil ein halbes Jahr Veranstaltung ansteht.
Was fehlt, ist ein ernsthaftes Nachdenken über die Auswirkungen auf den Alltag – gerade in einem Stadtteil wie Vohwinkel.
Was außerdem nachdenklich stimmt: Im Rahmen der BUGA-Planung wurden sogenannte „Kernareale“ definiert – also genau die Flächen, auf denen die Veranstaltung hauptsächlich stattfinden soll. Wenn das Konzept schlüssig wäre, müssten doch genau dort alle wesentlichen Infrastrukturen abgebildet werden können – inklusive Eingängen, Mobilität, Aufenthaltsqualität, Platz für Parkplätze oder zumindest Shutle Busse.
Stattdessen erleben wir das Gegenteil: Es wird munter über angrenzende, nicht eingeplante Flächen verfügt – vom Park-&-Ride bis zur Trasse. Und das, ohne dass diese Orte je im offiziellen BUGA-Rahmenkonzept oder den Machbarkeitsstudien eine Rolle gespielt hätten.
Das wirft eine unbequeme Frage auf: Waren die Machbarkeitsstudien zu optimistisch – oder einfach schlecht gemacht?
Denn wenn eine Veranstaltung ein halbes Jahr lang den öffentlichen Raum dominiert, indem sie sich nachträglich beliebige Flächen aneignet, die weder in Planunterlagen noch in Bürgerentscheiden vorkamen, dann ist das kein gutes Zeichen für vorausschauende Planung. Offensichtlich sind einfach viele Poltiker*innen immer noch voller Glückshormone das diese alles Ausblenden wollen …. irgendwie wie immer noch frisch Verliebt in die BUGA2031.
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Guter Artikel. Danke.
Anmerkung:
Bis auf ein paar Meter Fußwege, die offiziell mit der Begehung angeschaut und umgestaltet werden, gab es bis jetzt noch kein Konzept für die Erhöhung von Fuß- und Radverkehr. Gerade im Bereich Zoo ist die Kapazität der Gehwege eingeschränkt. Von den unakzeptabeln Zustand und der fehlenden Barrierefreiheit wollen wir gar nicht reden.
Wenn man auf die Uhr schaut, das sind keine 6Jahre mehr.
Hallo Wolfhardt, dieses ist ein wichtiger Punkt. Den ich vermutlich auch im weiteren Verfahren rund um die BUGA sehr sorgfältig auch was den Fußverkehr betrifft im Auge haben werde. Hierbei spielt vor allem auch die Barrieren Armut eine große Rolle. Gerne darf der Fuß EV. hierbei fordernd unterstützend tätig werden. Bei erwartenden 1,8 Millionen Besucher*innen sollte auch das Umfeld der Kernareale dem entsprechend Betrachtet werden. Ich bin mir allerdings jetzt schon sicher das beim zu erstellenden Mobiltätskonzept dort nicht das Haupt Augenmerk liegen wird.