125 Jahre Friedhofskirche

Der "Ölbergdom" ist einer der bedeutendsten evangelischen Kirchenbauten des 19. Jahrhunderts im Rheinland. Pfarrer Hong nimmt uns mit in die Kirche.


Der „Ölbergdom“ ist einer der bedeutendsten evangelischen Kirchenbauten des 19. Jahrhunderts im Rheinland. Pfarrer Hong nimmt uns mit in die Kirche.

Pfarrer Dr. Jonathan Hong ist seit Dezember 2021 an der Friedhofskirche tätig und hat die Kirche schnell ins Herz geschlossen. Sein Lieblingsort ist mitten im Kirchraum, wo die Bänke im Halbkreis stehen.

Von dort aus kann man auf die Rosettenfenster gucken und sitzt mitten in der Gemeinde. „Eine Presbyterin hat es einmal so formuliert: Der Kirchraum hat etwas Umarmendes – und das trifft es tatsächlich sehr gut“, sagt der Pfarrer der Gemeinde Elberfeld Nord.

Blick vom Kirchturm in die Stadt

Auch der Blick vom Kirchturm aus in die Stadt sei wunderbar. Und Jonathan Hong liebt die Fenster, die man von der Empore aus am besten sehen kann. Apropos Fenster: Im zweiten Weltkrieg wurden die Original-Fenster zerstört, ansonsten blieb die Friedhofskirche, die ihren Namen der unmittelbaren Nähe zu den beiden evangelischen Friedhöfen verdankt, unbeschädigt.

Die provisorischen Nachrkriegs-Fenster wurden von 2005-2017 komplett ausgetauscht: Das Projekt wurde über Spenden aus der Gemeinde und von interessierten Bürgern und Wuppertaler Institutionen finanziert.

Große Spendenaktion für neue Fenster

Jedes der sechs Fenster erzählt eine ganz eigene Geschichte: Da ist das Fenster mit dem Zitat aus der Barmer Theologischen Erklärung in Abgrenzung zum NS-Regime oder das so genannte Märtyrerfenster in Gedenken an den Sohn von Pfarrer Hermann Albert Hesse, der Moderator des Reformierten Bundes war und einen starken Bezug zur Bekennenden Kirche hatte.

Hermann Albert Hesse war Pfarrer an der Friedhofskirche und er und sein Sohn Helmut Hesse wurden ins KZ Dachau deportiert, wo der jüngere Hesse aufgrund fehlender Medikation an den Folgen einer Niereninsuffizienz verstarb.

Festgottesdienst

Das 125-jährige Jubiläum der Friedhofskirche wird am Sonntag, 5. März, um 10 Uhr mit einem Festgottesdienst mit der Mädchenkurrende und einem anschließenden Empfang gefeiert.
Im Eingangsbereich der Kirche ist bis Mai eine Ausstellung zur Geschichte der Friedhofskirche zu sehen.
Es gibt auch ein Festprogramm zur Sauer-Orgel, die ebenfalls ihren 125-jährigen Geburtstag feiert.
Am 27. Mai findet ein großes Gemeindefest für Jung und Alt rund um die Kirche statt.

Heimat der Mädchenkurrende

Ein weiteres Fenster ist der Musik gewidmet, die in der Kirche bis heute eine große Rolle spielt: „Singet dem Herrn ein neues Lied“ heißt es dort. „Die Friedhofskirche ist nicht nur die Heimatkirche der Mädchenkurrende, sondern Musik spielt überhaupt eine zentrale Rolle für unsere Gemeinde“, sagt Hong. „Musik kann auch Verkündigung sein und erreicht die Herzen der Menschen auf ganz andere Weise“, ist er überzeugt.

Seit kurzem gibt es in der Friedhofskirche übrigens ein neues Gottesdienstformat, das genau diese Verbindung thematisiert: Die MuT-Gottesdienste (Musik- und Theologie-Gottesdienste).

MuT-Gottesdienste und neuer Projektchor

Ein neuer kleiner Projektchor wurde eigens gegründet, um den Gemeindegesang mehrstimmig zu unterstützen. „Wir haben sehr viele Musikbegeisterte an der Kirche und als zweitgrößte Kirche in NRW sind wir auch für Konzerte mit Strahlkraft über Wuppertal hinaus gefragt“, sagt Hong.

Nicht ohne Grund sind die Menschen im Stadtteil also stolz auf ihren „Ölbergdom“, wie die Friedhofskirche auch genannt wird. „Wir machen regelmäßig Führungen und ganz häufig kommen die Menschen anschließend beseelt hinaus und sind erstaunt, diesen Schatz inmitten ihres Viertels nicht früher entdeckt zu haben.“

Natürlich sei ein Gebäude nicht alles und man dürfe es nicht überbewerten, so Hong. „Aber es stimmt: Die Kirche strahlt eine ganz besondere Atmosphäre aus und macht etwas mit der Stimmung des Besuchers.“

Geschiche

Die Friedhofskirche gilt als bedeutendster evangelischer Kirchenbau des 19. Jahrhunderts im Rheinland.
Sie wurde 1894-98 nach Plänen des berühmten Berliner Baumeisters Prof. Johannes Otzen errichtet. Obwohl ursprünglich eine reformierte Kirche, ist sie ein reich gestaltetes Gesamtkunstwerk.
Sie birgt eine 30-registrige Orgel der Firma Wilhelm Sauer, Frankfurt/Oder, die 1995 restauriert wurde und gern für Orgelkonzerte, besonders mit Literatur der romantischen Epoche, genutzt wird.
Die Kirche mit ihrem besonderen Ambiente wird gern für Trauungen gewählt.
An der Friedhofskirche amtierten bedeutende reformierte Pfarrer wie der Moderator des Reformierten Bundes Hermann Albert Hesse oder der Kirchenhistoriker Hermann Klugkist Hesse. Die Friedhofskirche hat 1.020 Sitzplätzen und ist damit die zweitgrößte evangelische Kirche im Rheinland.

Text: Nikola Dünow/KK
Fotos: Gemeinde, Archiv

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