12 ökologische Hotspots an der Bergischen Uni

Anlässlich des Jubiläumsjahres stellte die Botanikerin Prof. Dr. Gertrud Lohaus 2022 einmal im Monat ein Beispiel dafür vor, wie die Bergische Universität ihr Gelände naturnäher umgestaltet und damit aktiv einen Beitrag zur biologischen Vielfalt leistet. Hier finden Sie alle Hotspots im Überblick:

Januar: Benjeshecken

Eine angelegte Benjeshecke neben Gebäude V/W. // Foto Gertrud Lohaus

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Die Benjeshecken bestehen aus toten Zweigen und Ästen und bieten damit einen ganz eigenen Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Solche Hecken sollen aus Samen von heimischen Straucharten „von selbst entstehen“. Dazu wird Gehölzschnitt und Reisig locker in Streifen aufgeschichtet. Diese Streifen bieten Vögeln oder kleinen Säugetieren Schutz und durch die im Kot der Tiere enthaltenen Samen sollen in diesem Streifen langsam wieder Sträucher wachsen und so eine lebende Hecke entstehen. Da der ganze Prozess bis zur echten Hecke jedoch mehrere Jahrzehnte dauert, kann die Heckenbildung durch Initialpflanzungen unterstützt werden. Auf der Gaußstraße, hinter Gebäude W, sind verschiedene Arten von Benjeshecken bereits zu sehen, weitere im Entstehen. Diese Astaufschüttungen unterscheiden sich von denen in der freien Landschaft, da die Streifen kürzer und teilweise durch eingegrabene Pfähle begrenzt sind.

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Februar: Gründächer

An der Bergischen Universität ist aktuell das Flachdach auf der Mensaebene ME 05 auf dem Campus Grifflenberg begrünt. // Foto Friederike von Heyden

Dachbegrünung ist bei flach geneigten oder flachen Dächern möglich und reicht von dünnen Substratschichten mit trockenheitsresistenten Pflanzen, die eher eine geringe Wuchshöhe erreichen, bis zu höheren Bodenaufbauten, auf denen Sträucher und Bäume wachsen können. Die Pflanze auf dem Dach hat es jedoch meistens nicht leicht: hohe Strahlungsintensität, Trockenheit, Nässe, Nährstoffmangel, Frost und wenig Wurzelraum. Gründächer sorgen für ein besseres Klima in den angrenzenden und den Räumen darunter sowie für Wasserrückhaltung. Insgesamt tragen Gründächer zur Verbesserung des Stadtklimas bei. An der Bergischen Universität ist aktuell das Flachdach der Mensaebene ME 05 auf dem Campus Grifflenberg begrünt. Neben dem Mensagebäude sind außerdem die Studierendenwohnheime des Hochschul-Sozialwerks Wuppertal bepflanzt – und die nahezu komplett: Mehr als 90 Prozent der Wohnheimplätze haben ein „grünes Dach“.

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März: Streuobstwiese

Seit Herbst 2021 gibt es eine Streuobstwiese auf dem Campus Grifflenberg. Am nordwestlichen Fuße des Flügelhügels stehen verschiedene Äpfel-, Birnen, Pflaumen- und Kirschsorten auf dem Hang. // Foto Gertrud Lohaus

Eine Streuobstwiese bezeichnet eine Grünlandfläche, auf der veredelte Hochstämme verschiedener Obstgehölze „verstreut“ stehen. Hochstämme werden von Nieder- und Mittelstämmen unterschieden und bezeichnen Bäume, die so aufgeastet werden, dass die Krone mit Seitenästen erst weiter oben am Stamm ausgebildet wird. Die Obstgehölze können verschiedene Sorten von Äpfeln, Birnen, Pflaumen oder Kirschen sein. Streuobstwiesen sind aus ökologischer Sicht sehr wertvoll: Sie bieten Lebensraum für Insekten, Vögel, Spinnen und andere Kleintiere. Durch eine Bewirtschaftung der Fläche unter den Bäumen kann sich artenreiches Grünland entwickeln, das neben Gräsern auch viele blühende Kräuter aufweist. An der Bergischen Uni sind im Herbst 2021 von der AG Botanik am nordwestlichen Fuße des Flügelhügels, am Fußweg bzw. an den Treppen Richtung Stadt, neun Hochstämme gepflanzt worden. Verschiedene Apfel-, Birnen, Pflaumen- und Kirschsorten stehen seitdem auf dem Hang.

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April: Farne

Auch wenn Farne in Städten selten zu finden sind, an schattigen Mauern sind sie trotzdem anzutreffen – wie hier auf dem Campus Grifflenberg. // Foto Gertrud Lohaus

Farne sind meist an feuchten und schattigen Stellen zu finden, beispielsweise in Wäldern, in Felsspalten oder in der Nähe von Gewässern. Die Vermehrung erfolgt bei ihnen durch Sporen und nicht durch Samen. Weltweit gibt es etwa 11.000 Farnarten, in Mitteleuropa sind nur etwa 100 bekannt. In Deutschland am häufigsten ist der Adlerfarn, der hier mit bis zu zwei Metern Höhe einer der größten Farne ist. Im urbanen Raum sind Farne eher selten, da die entsprechenden Lebensräume fehlen. Stadtböden sind meistens stark verdichtet, zu trocken oder haben einen unpassenden pH-Wert. Dazu kommt, dass das Klima in der Stadt zu heiß und zu trocken ist. Auf dem Campus Grifflenberg gibt es ein paar Stellen, die fast immer im Schatten der Gebäude liegen. Die AG Botanik hat eine solche Fläche am Durchgang zwischen Innenhof PO und Gebäude B genutzt, um ein Farnbeet anzulegen. Ein weiteres Farnbeet wurde im Innenhof von Gebäude V angelegt.

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Mai: Artenreiches Grünland

Studentin Chamaine Nawrath widmete sich in ihrer Bachelorarbeit der vielfältigen Vegetation auf dem Flügelhügel. // Foto Gertrud Lohaus

Grünland bezeichnet verschiedene, meist von Gräsern dominierte Ökosysteme, die durch menschliche Nutzung entstanden sind. Artenreiches Grünland hat eine große Bedeutung für den Erhalt der biologischen Vielfalt, den Boden-, Wasser- und Klimaschutz. Ganzjährig mit Pflanzen bedeckt wird hier der Boden gegen Erosion geschützt und Regenwasser stärker auf der Fläche gehalten. Da wenig bis gar nicht gedüngt wird, wird auch das Grundwasser unter diesen Flächen geschützt. Je nach Humusanteil im Boden, können Grünlandflächen darüber hinaus zur Kohlenstoffspeicherung beitragen. Auf dem Campus Grifflenberg gibt es Grünland mit einem mittleren Artenreichtum beispielsweise auf dem Flügelhügel. Er unterliegt einem regelmäßigen, ein- bis zweimal jährlich stattfindenden Pflegeschnitt, was sich positiv auf die Artenvielfalt auswirkt: Bei Vegetationsaufnahmen im Rahmen der Bachelorarbeit von Chamaine Nawrath sind fast 20 Grasarten und 40 krautige Pflanzenarten bestimmt worden.

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Juni: Das Uni-Arboretum

Das Uni-Arboretum auf dem Campus Grifflenberg umfasst derzeit 102 Baum- und Straucharten. // Foto Gertrud Lohaus

Seit zehn Jahren gibt es auf dem Campus Grifflenberg das Uni-Arboretum – ein Rundweg um die Hochschulgebäude, der mittlerweile 102 Baum- und Straucharten umfasst. Der Baumlehrpfad hat viele Funktionen: Seine Obstgehölze wie Äpfel, Pflaumen oder Kirschen dienen Insekten als Nahrungsquelle. Er ist Ersatzstandort für zwei seltene Baumarten, um dort das genetische Material zu erhalten und dient darüber hinaus als Barometer dafür, wie sich Wetter und Klima entwickeln. Auch im Rahmen von Lehrveranstaltungen wird der Baumlehrpfad genutzt, etwa zur Bestimmung von Pflanzen und Tieren als Teil des Biologiestudiums. Universitätsangehörige und Gäste können das öffentlich zugängliche Gelände jederzeit besuchen und anhand der Begleitbroschüre sowie der Beschilderung zahlreiche Gehölze kennenlernen. Dazu laden auch Führungen ein, bei denen Interessierte erfahren können, was die Bäume sowohl aus botanischer als auch aus literarischer Sicht ausmacht.

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Juli: Blühstreifen und -inseln

Sowohl auf dem Campus Grifflenberg als auch – wie hier zu sehen – auf dem Freudenberg gibt es mehrere Blühstreifen und Blühinseln. // Foto Friederike von Heyden

Die Anzahl der Insektenarten ist in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zurückgegangen. Den ca. 500 in Deutschland vorkommenden Wildbienenarten stehen beispielsweise immer weniger Nahrungsangebote und Nistplätze zur Verfügung, sodass über die Hälfte in ihrem Bestand bedroht sind. Angelegte Blühstreifen sind eine Möglichkeit, für mehr blühende Pflanzen zu sorgen und damit dem Nahrungsmangel entgegenzuwirken. Im allgemeinen Handel erhältliche Blühmischungen sollten möglichst nur heimische Wildpflanzen enthalten, die über mehrere Jahre immer wieder blühen und an die jeweiligen Landschaftsräume angepasst sind. Ebenfalls wichtig ist, den Wildbienen ein langblühendes Nahrungsangebot über den Hochsommer hinweg zu bieten. Die abgeblühten Stängel sollten im Herbst stehengelassen werden als gutes Winterquartier für Tiere. Sowohl auf dem Campus Grifflenberg – etwa vor Gebäude VW – als auch auf dem Freudenberg gibt es mehrere Blühstreifen und Blühinseln.

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August: Nisthilfen für Insekten

In einer Lehrveranstaltung der Arbeitsgruppe Botanik zum Thema „Blüten und Bestäuber“ haben Studierende verschiedene Nisthilfen gebaut, die auf dem Campus Grifflenberg aufgestellt wurden. // Foto Gertrud Lohaus

Etwa 90 Prozent aller Blütenpflanzen sind auf Insektenbestäubung angewiesen. Neben den Honigbienen bestäuben u. a. Wildbienen zahlreiche Blütenpflanzen. Rund ein Viertel der Wildbienenarten nistet oberirdisch. Diese Arten lassen sich mit Nisthilfen unterstützen, die auch als sogenannte Insektenhotels in Bau- oder Gartenmärkten angeboten werden. Optimales Material dafür sind glatt geschnittene Pflanzenstängel verschiedener Längen und Durchmesser, von 3 bis 8 mm, oder sauber gebohrte, nicht zu große Löcher in Harthölzern. Mehrere kleine, unterschiedlich gestaltete Nisthilfen sind besser als eine große. Sie sollten einen sonnigen Platz bekommen, möglichst in der Nähe von Nahrungspflanzen und Wasserflächen. In einer Lehrveranstaltung der Arbeitsgruppe Botanik zum Thema „Blüten und Bestäuber“ haben Studierende verschiedene Nisthilfen gebaut, die auf dem Campus Grifflenberg, etwa bei Gebäude W oder unterhalb des Flügelhügels, aufgestellt wurden.

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September: Ruderalflächen

An der Gaußstraße gegenüber von Gebäude W (vor dem Kindergarten) gab es eine solche Ruderalfläche bis Ende 2022. Mittlerweile wird dort gebaut. // Foto Friederike von Heyden

Ruderalflächen sind Rohbodenstandorte und primär menschlichen Ursprungs, etwa auf Baustellen, Schutt- oder ehemaligen Gleisflächen. Für eine Zeit sich selbst überlassen, siedeln sich darauf spezifische Pflanzengesellschaften an. Die dortigen Bedingungen können sehr extrem sein: hohe Sonneneinstrahlung, Hitze, Trockenheit oder auch mechanische Störungen. Dennoch gibt es Pflanzenarten, die solchen Bedingungen trotzen. Zu Beginn siedeln sich meist einjährige sogenannte Pionierarten an. Ist die Fläche länger ungenutzt, werden diese zunehmend von zwei- oder mehrjährigen Pflanzen verdrängt und es entwickeln sich ausdauernde Ruderalflure. An der Gaußstraße hinter Gebäude W und gegenüber vor dem Kindergarten gibt es solche Ruderalflächen. Beides sind ehemalige Baueinrichtungsflächen aus der Zeit der V- und W-Neubauten. Die Flächen sind seit ein paar Jahren sich selbst überlassen und wurden von Pflanzen besiedelt.

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Oktober: Regen- und Brauchwasser

Ulrich Wissemann (Dezernat 5) und Uni-Kanzler Dr. Roland Kischkel (l.) vor der neuen Regenwasserzapfstelle auf dem Campus Grifflenberg. // Foto Gertrud Lohaus

In Wuppertal regnet es zwar immer noch mehr als in anderen Gegenden Deutschlands, dennoch gibt es auch hier weniger Niederschlag als früher. Auch die Verteilung des Regens im Jahresverlauf hat sich verändert: Es gibt zunehmend trockene Frühjahre und im Sommer lange Trocken- oder Dürreperioden. Für Pflanzen bedeutet das Stress, da in der Zeit ihres größten Wachstums am wenigsten Wasser zur Verfügung steht. Auch die Verfügbarkeit von Trinkwasser ist begrenzt und an manchen Stellen in Deutschland herrscht bereits zeitweilig Wasserknappheit. Um Wasser zu sparen, wässert die Arbeitsgruppe Botanik ihre Gewächshauspflanzen und – in trockenen Sommern – die Bäume des Uni-Arboretums zum größten Teil mit in Zisternen aufgefangenem Regenwasser. Zusätzlich wird im neuen Gewächshaus hinter Gebäude W ein Teil des Brauchwassers, das zum Spülen des Leitungssystems hier an der Uni verwendet wird, aufgefangen und ebenfalls zum Pflanzengießen verwendet.

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November: Nistkästen, Nähr- und Schutzgehölze für Vögel

Tom Schürhoff (l.) und Frank Sondermann (beide Dezernat 5) beim Aufhängen der Nistkästen für Blaumeisen auf dem Campus Grifflenberg. // Foto Gertrud Lohaus

In Deutschland brüten über 300 Vogelarten. Sie unterscheiden sich beispielsweise durch die Auswahl der Nistplätze. Arten wie Blaumeisen suchen sich Löcher in alten Bäumen, Vögel wie zum Beispiel Mauersegler brüten in Felsspalten, Erdhöhlen oder in Mauerlöchern. Sind nicht genügend natürliche Nistplätze vorhanden, können verschiedene Nistkästen oder Nisthilfen die Ansiedlung von Vögeln unterstützen. Aber Vögel nisten nur dort, wo sie neben den Nistplätzen auch genügend Futter und Wasser finden. Ein vogelfreundliches Gelände sollte daher vielfältige Strukturen aufweisen, um die verschiedenen Nahrungs- und Nistpräferenzen verschiedener Vogelarten zu befriedigen. Auf dem Campus Grifflenberg sind zahlreiche Nistkästen für Blaumeisen insbesondere an den Eichen aufgehängt worden. Um außerdem das Angebot an Samen und Früchten für Vögel zu erhöhen, wurden von der Arbeitsgruppe Botanik mehrere Strauchgruppen und Hecken angelegt.

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Dezember: Trockenmauern und Lesesteinhaufen

Die Steine für die Lesesteinhaufen und Trockenmauern auf dem Campus Grifflenberg wurden von der AG Botanik aus dem Bodenaushub bei Bauarbeiten oder Pflanzungen „gelesen“ und dann aufgeschichtet. // Foto Gertrud Lohaus

Trockenmauern bestehen aus Natursteinen, die ohne Mörtel aufgeschichtet werden. Die Steine stammen entweder aus Steinbrüchen oder wurden aus der Umgebung aufgesammelt. Trockenmauern werden heute meist im Rahmen von Landschafts- und Gartengestaltungen angelegt. Steinhaufen oder -mauern sind extrem trockene und warme Lebensräume – und dennoch Lebens­raum für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten. Da die Steine tagsüber durch die Sonne erwärmt werden und diese Wärme nachts wieder abgeben, sind sie Sonnen-, Ruhe- und Jagdplatz vieler Spinnen, Käfer, Erdhummeln oder auch von Kriechtieren, wie z. B. Zaun- oder Mauereidechsen. Auf dem Campus Grifflenberg wurden mehrere kleinere Lesesteinhaufen und Trockenmauern angelegt. Die Steine wurden von der AG Botanik aus dem Bodenaushub bei Bauarbeiten oder Pflanzungen „gelesen“ und dann aufgeschichtet.

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„Dies waren zwölf Beispiel für eine naturnähere Umgestaltung des Uni-Geländes, um so einen Beitrag zur Erhöhung der Artenvielfalt zu leisten. Viele von den dargestellten Beispielen lassen sich auch auf privaten oder anderen öffentlichen Flächen verwirklichen. Bisher ist es noch nicht gelungen, den weltweiten Verlust der Biodiversität aufzuhalten. Hierzu sind viele unterschiedliche Maßnahmen notwendig. Ein entscheidender Faktor, der auch die beiden für uns Menschen entscheidenden Themen Trinkwasser- und Nahrungsmittelverfügbarkeit primär betrifft, ist die Vermeidung der weiteren Erderhitzung und damit verbunden die dringend notwendige Reduktion der Emissionen von Kohlenstoffdioxid und weiterer klimarelevanter Gase.“ – Botanikerin Professorin Dr. Gertrud Lohaus

Quelle: Uni Wuppertal

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