Jung & Alt erkunden Planet Mensch: Woyzeck

SeniorInnen legten asiatische und afrikanische Gewänder an. Junge Migranten stiegen in barocke europäische Kleider. Im TalTonTHEATER spürten sie der Essenz von Büchners Theaterstück Woyzeck nach. Dabei entstanden beeindruckende Fotografien. Eine Ausstellung zeigt sie ab dem 16.10. in Utopiastadt.

Eineinhalb Jahre transkulturelle und intergenerative, künstlerische Suche nach der menschlichen Substanz.
Die am schnellsten wachsenden Einwohnergruppen auf Expedition: SeniorInnen (BewohnerInnen des Lutherstifts) und junge Menschen mit Migrationshintergrund (Stipendiaten der START-Stiftung). Die Erkundung des Planeten Mensch.
Schließlich die Entdeckung des Woyzeck.

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Zwischen Macht und Ohnmacht, zwischen Leben und Spiel schienen im Theater Würde und Solidarität auf. Die Fotografien von Uwe Stratmann geben Ahnung davon.

PlanetMensch_Karte_Dinlang_RZ.inddWoyzeck ist ein Text, „vom Fieber zersprengt bis in die Orthografie; eine Struktur wie beim Bleigießen, wenn die Hand mit dem Löffel vor dem Blick in die Zukunft zittert.“ (Heiner Müller)

Büchners Theaterstück verhandelt „die Abhängigkeit menschlicher Existenz von Umständen, die ‚außer uns liegen‘“ (Hans Mayer, 1927).
Die Frage , wie sehr wir uns von Ängsten und Demagogie treiben lassen; ob und wie wir aufstehen gegen Ungerechtigkeit, Spaltung und Atomisierung der Gesellschaft, ist brandaktuell.
Gefährliche, menschenverachtende Stimmungen breiten sich aus. Planet Mensch: Woyzeck macht Stimmung für Möglichkeiten des Menschseins.

Das Seniorenzentrum Lutherstift steht inmitten der Elberfelder Nordstadt. Hier erlebt man ganz direkt, wie rasant der demographische Wandel unsere Gesellschaft verändert. Wieso also nicht die Potenziale dieses Umbruchs nutzen? Was macht Menschsein aus? Welche Rolle spielt unsere Herkunft, unser Alter? Was verbindet, was trennt uns? Was können wir einander geben? Von „Wie wäre unser gemeinsam gebautes Land“ über „Was würde ich tun, wenn ich nur könnte“ bis „Was ist ein starker Mensch“ wurden die ungenutzten Möglichkeiten des Planeten Mensch ausgelotet.

So traf die Gruppe auf ihrer Reise durch die Lebenswelten des Planeten auf verschüttete Erfahrungsschichten, wie auf surreale Landschaften. Bisweilen überraschten die Generationen sich gegenseitig. „Das Höchste, wozu der Mensch gelangen kann,“ sagte Goethe, „ist das Erstaunen.“
In der erstaunlichen Begegnung erlebten sich Junge wie Alte immer wieder als gestaltende Entdecker – sie entdeckten einander und sich selbst. In gegenseitiger Wertschätzung gelangen künstlerische Transformationen des Gefundenen.
In der Tagesschau sehen wir täglich, dass Zugewanderte und Alte als gesellschaftspolitisches Problemfeld verhandelt werden.
Planet Mensch zeigt: Diese Menschen sind nicht das Problem. Sie sind Teil der Lösung.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

Vernissage am 16. Oktober 2016 um 16 Uhr im Mirker Bahnhof / Utopiastadt. Finissage am 03. November 2016
Ein archäologisch-politisches Kunstprojekt mit BewohnerInnen des Seniorenzentrums Lutherstift und StipendiatInnen der START-Stiftung von Andy Dino Iussa & Roland Brus.
Ausstellung mit Fotos von Uwe Stratmann.
Projektträger: Lutherstift Seniorenzentrum Elberfeld in Kooperation mit START in NRW

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