Virtuelle Hängebrücke Wuppertal – Smart City oder nur Hochglanz-Marketing?

Der schöne Schein im digitalen Zwilling

Wuppertal präsentiert seine geplante Hängebrücke zwischen Königshöhe und Kaiserhöhe nun als virtuellen Spaziergang im digitalen Zwilling. Offiziell soll das Projekt Bürger:innen ein Gefühl dafür geben, wie das Bauwerk später wirken könnte. Was auf den ersten Blick innovativ klingt, entpuppt sich bei näherem Hinsehen eher als einseitige Werbevorstellung: glänzende Bilder, spektakuläre Perspektiven – aber keinerlei kritische Auseinandersetzung mit den Folgen für Umwelt und Klima.

Smart City – Anspruch und Wirklichkeit
Ein digitaler Zwilling könnte ein mächtiges Werkzeug sein: Er könnte Szenarien durchspielen, den Energiebedarf einer Brücke berechnen, den Materialverbrauch analysieren, die CO₂-Bilanz sichtbar machen oder die ökologischen Auswirkungen auf Flora und Fauna darstellen.
Genau das passiert aber nicht. Stattdessen wird das Instrument hier vor allem genutzt, um Zustimmung zu einem umstrittenen Projekt zu generieren – ohne die Bürger:innen mit den vollständigen Fakten zu konfrontieren.

Titan-RT als Vorbild – und als Limit
Dass der Erbauer der Titan RT-Brücke beratend tätig war, ist kein Geheimnis. Die Parallelen sind deutlich sichtbar – von der Stahl-/Beton-Konstruktion bis zur Traglastberechnung. Dabei wird die Wuppertaler Brücke länger, soll mehr Personen gleichzeitig tragen und barrierefrei sein. Technisch bedeutet das: mehr Material, mehr Gewicht, mehr Bauaufwand.
Von „innovativen Textilmaterialien“, wie sie in politischen Statements mal in Aussicht gestellt wurden, ist nichts zu sehen – weder im realen Planungsstand noch in der Simulation.

Klimaschutz? Unsichtbar in der virtuellen Welt
Wer durch den digitalen Zwilling spaziert, sieht kein einziges Anzeichen dafür, wie sich der Bau auf das Tal, den Baumbestand oder das lokale Mikroklima auswirken könnte. Keine Simulation von Rodungen, keine Abschätzung von Bauverkehr, kein Blick auf CO₂-Emissionen oder Lebenszyklus-Analysen.
Die Fraktion Linkes Bündnis Wuppertal hat diese Lücken mehrfach moniert und in großen Anfragen detaillierte Fragen zu Materialkreisläufen, Primärenergiebedarf und Ökobilanz gestellt. Viele Antworten stehen bis heute aus.

Eine vertane Chance
So bleibt der Eindruck: Hier wird ein High-Tech-Werkzeug vor allem für Hochglanz-Marketing eingesetzt.
Das ist nicht nur eine vertane Chance, sondern widerspricht dem Anspruch einer klimagerechten Smart City. Denn wer digitale Modelle nutzt, ohne Klima- und Umweltschutzdaten zu integrieren, macht am Ende nichts anderes, als schöne Bilder zu zeigen – und kritische Aspekte konsequent auszublenden.

Fazit
Der digitale Zwilling könnte Bürgerbeteiligung auf ein neues Niveau heben – wenn er transparent, vollständig und faktenbasiert eingesetzt würde.
In seiner jetzigen Form ist die virtuelle Hängebrücke jedoch mehr Werbefilm als Planungsinstrument. Smart City ist das nur auf dem Papier.

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Uli 

 

Quellen: 

Virtuelle Hängebrücke: DigiTal Zwilling macht BUGA-Projekt für alle erlebbar | Wuppertal

Titan RT – Wikipedia

SessionNet | Antwort zur Großen Anfrage der Fraktion Linkes Bündnis Wuppertal vom 13.06.2025 – BUGA31: Soziale und ökologische Vergabekriterien für die Hängeseilbrücke

SessionNet | BUGA31: Soziale und ökologische Vergabekriterien

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