Wie rassistisch ist Innenminister Reuls Bericht an den Landtag?

Präsentiert werden Zahlen von Tatverdächtigen und nicht von überführten Tätern. Ein Teil der Zunahme kann also von einer negativeren Einstellung zu der Ethnie stammen, aus der die Tatverdächtigen stammen.

Die Jugendkriminalität nimmt in Deutschland allgemein zu. Wenn das bei jungen Syrer*innen nicht der Fall wäre, dann wäre es eine positive Ausnehme. Dass sie im Trend liegen, sollte eigentlich keine Schlagzeile wert sein. Wenn es nicht gerade Remigrationsbemühungen der Bundesregierung gäbe, könnte man bei einem solchen Bericht einfach mit den Schultern zicken. So aber könnte es sich hier um eine verfeinerte Fortführung der Merzschen „Stadtbild“-Agitation handeln. Diesen Verdacht nährt die Reul zugeschriebene Äußerung: „Also, wenn es abends mit der Clique rausgeht, wird das Messer ganz selbstverständlich in der Bauchtasche verstaut, allzeit bereit, immer dabei.“ Auf die regierungsamtliche Verbreitung solcher ethnienbezogener Klischees können wir eigentlich gut verzichten.
In Wuppertal gibt es eine große Zahl an Syrer*innen, die seit Ende 2015 hier her gekommen sind oder seitdem hier geboren wurden. Die Zerstörungen dort hat unser Außenminister Johann Wadephul (CDU) erst jüngst bei einem Syrienbesuch mit eigenen Augen gesehen. Unter deren Eindruck äußerte er, dass dort wohl in nächster Zeit ein menschenwürdiges Leben nicht möglich sei. In Kreisen der CDU/CSU führt das zu empörten Reaktionen der Abschiebungsbefürworter, und Wuppertaler könnten nun mit gutem Recht über diese Empörung selbst empört sein.
Neues Öl ins Feure könnte der WZ-Artikel „Reul: !“Mehr Gewalt durch junge Syrer“ vom 13.11.2025 gegossen haben. Weil eine solche Zunahme wohl vielen Wuppertalerinnen noch nicht aufgefallen war, braucht Wuppertal zur „Gleichschaltung“ mit der migrationspolitischen Linie der Bundesregierung anscheinend einen solchen Artikel. Die faktische Basis von Reuls Aussagen steht in einem Bericht an den Landtag. An den darin genannten Zahlen gibt es wohl nichts zu rütteln. Wohl aber an der Art der Darstellung.
Der positive Teil der Botschaft lautet: Im Bereich des organisierten Verbrechens wie z.B. der der Clan-Kriminalität spielt der syrische Anteil nur eine Nebenrolle. Diese Art der Kriminalität besser zu erforschen, war das Anliegen des Projekts „Euphrat“ bei seinem Beginn im Jahr 2020, und untersucht wurden Daten ab dem Jahr 2015.
Geschockt wird in dem WZ-Bericht zunächst mit der großen Zunahme von Straftatsverdächtigen der untersuchten ethnischen Gruppe seit dm Jahr 2015. Danach folgt die Relativierung, dass auch die Anzahl der Angehörigen dieser ethnischen Gruppe in diesem Zeitraum gewachsen ist. Dass das noch wirklich bei der Mehrheit der Leser*innen ankommt, könnte man bezweifeln.
Der beunruhigende Teil der Botschaft ist aber wohl Folgendes: „Die zum Teil exzessive Anwendung von Gewalt zeigt sich laut Analyse verstärkt schon bei syrischen oder syrischstämmigen Kindern und Jugendlichen.“ Ein Teil der absoluten Zunahme von Delikten kommt gewiss von der Zunahme dieser Altersgruppe in der untersuchten Ethnie. Wenn es eine überproportionale Zunahme gibt, sollten wir uns wohl fragen, welchen verderblichen Einfluss das bei uns herrschende gesellschaftlichen Klima auf diese Kinder und Jugendlichen hat.
Zu denken sollte in diesem Zusammenhang sein, dass anscheinend die Jugendkriminalität insgesamt zunimmt. Siehe
https://www.zdfheute.de/panorama/kriminalitaet/polizei-statistik-jugendgewalt-bericht-100.html
Wurm sollten Syrer bessere Menschen sein?

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Kommentare

  1. claudia Otte sagt:

    Ich zitiere:,, Die Zerstörungen dort hat unser Außenminister Johann Wadephul (CDU) erst jüngst bei einem Syrienbesuch mit eigenen Augen gesehen. Unter deren Eindruck äußerte er, dass dort wohl in nächster Zeit ein menschenwürdiges Leben nicht möglich sei.

    Die Momentaufnahme und Aussage des Herrn Wadephul in einem zerstörten Stadtteil von Damaskus, lässt den Trugschluss zu, ganz Syrien sei zerstört. Das dem nicht so ist, kann man ganz gut auf Google Earth sehen. Die Infrastruktur der meisten Städte ist intakt, man sieht Aufforstungen, bestellte Felder, intakte Städte mit geordnetem Autoverkehr.

    Die Bilder von GoogleEarth sind von 2024.

    Zum Lagebericht, es ist erstmal kein Lagebericht, sondern ein Zusammentragen von Erkenntnissen im Bereich der Clankriminalität, um zu erkennen, ob sich außer libanesischen, rumänischen, türkischen oder was auch immer Clans, auch syrische Clanstrukturen zeigen. Das, was seit Jahren verpennt worden ist, möchte man jetzt gar nicht erst aufkommen lassen. Gleichzeitig hat Reul erwähnt, dass die meisten Syrer hier in Deutschland friedlich leben. Rassismuss sehen hier nur wieder die linksgrünen Ideologen.

    1. Rüdiger Blaschke sagt:

      Vielen Dank für Ihre Informationen zum begrenzte Umfang der Zerstörungen in Syrien. Die Argumentation in Sachen Remigration sollte in dieser Hinsicht also differenzierender sein. Mit dem Ende er Zerstörung ist aber vermutlich nicht für alle Syrer Sicherheit von Leib und Leben eingekehrt. Welche rassistischen Bedrohungen gibt es für Kurden? Wie steht es mit der Verfeindung zwischen schiitischen und sunnitischen Teilen der Bevölkerung?
      An den Patriotismus von Syrer*innen zu appellieren, würde etwas seltsam wirken, weil man bei unseren eigenen jungen Leuten nicht daran appellieren kann. Wie erscheint, sind große Teile von ihnen nicht einmal bereit, im Falle eines militärischen Angriffs für ihre eigene Freiheit zu kämpfen.
      Regierungsseitig wird bei Treffen im Ausland anerkannt, dass wir aus wirtschaftlichen Gründe brauchen. Aber im Inland wird mit dem von manchen als bedrohlich empfundenen „Stadtbild“ argumentiert. Bedroht fühlen sich nicht nur (möglicherweise fremdenfeindliche) Deutsche, sondern auch Migrant*innen. Da liegt die Vermutung nahe, dass mit unserem Staat etwas nicht stimmt.

      1. Claudia Otte sagt:

        Sie haben Recht, mit unserem Staat stimmt schon lange Vieles nicht.

        ,,Mit dem Ende er Zerstörung ist aber vermutlich nicht für alle Syrer Sicherheit von Leib und Leben eingekehrt. Welche rassistischen Bedrohungen gibt es für Kurden? Wie steht es mit der Verfeindung zwischen schiitischen und sunnitischen Teilen der Bevölkerung?“

        Dafür sind die Syrer selber zuständig. Wir können und sollten uns aus diesen religiösen Problemen anderer Länder raushalten. Ob die nun rassistisch sind oder nicht. Wir haben im eigenen Land genug zu tun.

        1. Rüdiger Blaschke sagt:

          Ganz so einfach ist es wegen des Asylrechts wohl nicht. Beamte oder Politiker, die ein Herkunftsland gegen besseres Wissen als sicher erklären, halte ich für „Schreibtischtäter“. Über eine Rückkehr sollte im Sinne des Betroffenenwohls entschieden werden. Für diese Zwecke gibt es zwei Institutionen:
          https://germany.iom.int/de/zirf-beratung
          und
          https://www.frnrw.de/fileadmin/frnrw/media/Asylpolitisches_Forum_2018/05_Eckeberg_Kurzpraesentation_-_Verankerung_des_integrierten_Rpueckkehrmanagement_-_APF_2018.pdf
          Wie es scheint, versuchen CDU und CSU im Trumpschen Stil ihre Kompetenzen zu überschreiten, indem sie ohne Abstimmung in Länderzuständigkeiten eingreifen.
          Die CDU/CSU-Fraktion sollte vermutlich in ihre Grenzen verwiesen werden, bevor es zu spät ist.

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