31.07.2025evangelisch wuppertal
Kunst für den Frieden
"Wir haben keine andere Chance, als weiter für den Frieden zu arbeiten", sagt Arno Gerlach vom Wuppertaler Freundeskreis Be’er Sheva. Dazu sollen auch die israelischen Kunstwerke in der "Welcome Art" beitragen.

Arno Gerlach (rechts) mit Musiker André Enthöffer und der Kunstgenossenschaftsvorsitzenden Brigitte Baumann auf der Welcome Art.
„Wir haben keine andere Chance, als weiter für den Frieden zu arbeiten“, sagt Arno Gerlach vom Wuppertaler Freundeskreis Be’er Sheva. Dazu sollen auch die israelischen Kunstwerke in der Welcome Art-Schau beitragen.
Etwas ratlos steht Arno Gerlach, Vorsitzender des Wuppertaler Freundeskreises Be‘er Sheva, in der Alten Glaserei vor dem leeren Sockel, auf dem die Skulptur „Double Face“ des israelischen Künstlers Shlomo Hanai ausgestellt war. Gerlach hatte für die Ausstellung „Welcome Art“ die Künstler der israelischen Partnerstadt vermittelt. Nun ist die Skulptur verschwunden. Ob hinter dem Diebstahl eine politisch motivierte Tat steht oder es sich „nur“ um einen Kunstraub handelt, ist offen.
Welcome Art
Die Ausstellung „Welcome Art“ mit ihren nunmehr noch 106 Werken dauert noch bis Sonntag (03.08.). Das Programm mit Führung und Themenabenden wird fortgesetzt. Weitere Infos gibt es hier.
„Wie viele der Künstler, die hier ihre Werke ausstellen, engagiert sich auch Shlomo Hanai für Frieden zwischen Israelis und Palästinensern.“ Ein Frieden, der angesichts des Leids auf beiden Seiten in weite Ferne gerückt ist. „Seit so vielen Jahren setze ich mich für ihn ein. Doch es schmerzt mich sehr zu sehen, was gerade im Gazastreifen geschieht“, sagt Gerlach. „Ich werde immer an der Seite Israels stehen und mit Israel verbunden sein, aber ich sehe auch das Leid und die Not der Palästinenser, die hungern und in der Trümmerwelt keine Bleibe mehr haben. Das darf nicht sein!“

Arno Gerlach mit der Skulptur des Künstlers Tal Zfani
Besonders berührt hat den Vorsitzenden des Freundeskreises Be’er Sheva die Skulptur des Künstlers Tal Zfani. Sie stellt drei eng umschlungene Menschen einer Familie dar, die von Stacheldraht umgeben sind und verängstigt auf das Schreckliche warten. Rund um den Sockel der Skulptur schnitzte der Künstler die Worte „Botschaft an die Welt – Nie wieder!“
Arno Gerlach sieht in der Skulptur nicht nur vom Tod durch die Hamas bedrohte jüdische Familien, sondern auch die in Gaza eingeschlossenen, hungernden und sterbenden Palästinenser. Und ist sich sicher, dass Tal Zfani diese Interpretation zulässt.
Zufrieden mit Stellungnahme der Kirche
Als engagierter evangelischer Christ begrüßt der Vorsitzende des Freundeskreises Be’er Sheva die aktuelle Stellungnahme der rheinischen Kirche zum Krieg im Nahen Osten. Die Evangelische Kirche im Rheinland verurteilt die Blockade Israels von Hilfslieferungen nach Gaza und fordert ernsthafte Bemühungen um ein Ende der Besatzung und dass das humanitäre Völkerrecht von beiden Seiten eingehalten wird. Kritik übt die Kirche auch am Siedlungsbau radikaler jüdischer Siedler. „Die aggressiven Siedler in der Westbank hätte Benjamin Netanjahu längst stoppen müssen“, sagt auch Arno Gerlach.
Dass sich Deutschland jetzt von Jordanien aus an einer Luftbrücke mit Lebensmitteln und Medikamenten für die notleidenden Palästinenser im Gazastreifen beteiligt, hält Gerlach für ein „Zeichen des guten Willens“.
Das Trauma des Terroranschlags
Auf der weltpolitischen Bühne vermisst der ausgewiesene Kenner der Geschichte Israels und des Nahen Ostens aber den „konsequenten Druck auf die Hamas, die Waffen endlich niederzulegen und die israelischen Geiseln freizulassen“. Der Terroranschlag der Hamas am 7. Oktober 2023 sei ein absolutes Trauma für die Israelis und war für sie nach der jahrhundertelangen Verfolgung und dem Holocaust ein tiefer Schock.

Erinnerungsfoto: Arno Gerlach, Vorsitzender des Freundeskreises Be’er Sheva, bei einem Besuch mit dem Kulturmanager Yair Nagid am „Wuppertaler Platz“ (v.r.).
„Ein mit mir eng befreundetes Ehepaar im Kibbutz Holit ist vor den Augen ihrer drei Kinder von Hamas-Terroristen brutal ermordet worden. Die Familie hat sich wie viele andere für ein friedvolles Zusammenleben mit ihren palästinensischen Nachbarn engagiert und gute Beziehungen gepflegt“, erzählt Gerlach. Nach dem Terroranschlag sei die Verbitterung tief.
„Wohin sollen wir jetzt gehen?“
Aufgrund persönlicher Freundschaften fragten ihn Jüdinnen und Juden, die den Holocaust erlebt haben: „Wohin sollen wir denn jetzt noch gehen, wenn wir im Land unserer Hoffnung keine Bleibe mehr haben?“ Eine Frage, die sich auch jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger in Deutschland wieder stellen. „Wir erleben, dass der Antisemitismus signifikant erstarkt und, so wie der Gaza-Krieg, auch unsere Gesellschaft spaltet.“
Arno Gerlach möchte aufklären, indem er Hintergründe und Zusammenhänge erläutert, aber auch persönliche Begegnungen fördert. Deshalb engagiert er sich seit dem Bestehen der Städtepartnerschaft Wuppertal – Be’er Sheva (1977) und der Gründung der Freundeskreises Be‘er Sheva (1983) auf vielen Ebenen, unter anderem für den kulturellen und gesellschaftlichen Austausch zwischen beiden Städten.
Weiter Frieden „säen“
„Auch wenn es so aussieht, als wäre unsere Kraft zu klein und könnten wir nicht viel ausrichten. Es ist unser geschöpflicher Auftrag, uns für ein friedvolles Miteinander einzusetzen“, betont er. Und es gibt laut Gerlach bereits viele positive Beispiele einer guten Zusammenarbeit zwischen Israelis, Palästinensern und Beduinen in Be’er Sheva: in Forschungsgruppen der Universität, in der Praxis als Ärzte, Lehrkräfte, Ingenieure und Künstler.
„Wir dürfen uns nicht entmutigen lassen, sondern müssen weiter Frieden „säen“, auch wenn es nicht danach aussieht, dass wir auch die Früchte ernten könnten.“
Text: Sabine Damaschke
Fotos: Kevin Bertelt (WZ)/Freundeskreis Beer Sheva
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