Kirche auf Augenhöhe gestalten

Mit viel Freude hat Judith Denker 22 Jahre lang Religionsunterricht an einer Wuppertaler Schule gegeben. Am Sonntag (12.10.) wird sie als Pfarrerin der Kirchengemeinde Heckinghausen eingeführt.


Mit viel Freude hat Judith Denker 22 Jahre lang Religionsunterricht an einer Wuppertaler Schule gegeben. Jetzt wird sie als Pfarrerin der Gemeinde Heckinghausen eingeführt.

Mit Tafel und Kreide hat sie am Ganztagsgymnasium Johannes Rau angefangen, mit Aktiv-Boards und IPads ihren Religionsunterricht beendet: 22 Jahre lang war Judith Denker Schulpfarrerin in Wuppertal und hat in dieser Zeit nicht nur den digitalen Wandel und seine Folgen hautnah miterlebt, sondern auch die zunehmende multikulturelle Vielfalt und den Bedeutungsverlust von Kirche.

„Ob evangelisch, muslimisch, orthodox oder atheistisch: In meinem Unterricht hatte ich eine Vielzahl von Schülerinnen und Schülern unterschiedlichen Glaubens“, erzählt die 55-jährige Theologin. „Und leider im Laufe der Jahre auch immer weniger.“ Religion ist als Lehrfach deutlich in den Hintergrund gerückt. Und damit auch das Basiswissen über christliche und religiöse Inhalte.

Schule als Spiegel der Gesellschaft

„Schule ist ein Spiegel der Gesellschaft“, betont Judith Denker. „Als Schulpfarrerin war ich immer nah dran an den Veränderungen, die sich auch auf die Kirche auswirken. Das war eine Herausforderung, die mir gefallen hat.“ Dabei war die Theologin vor 22 Jahren eher „aus pragmatischen Gründen“ in den Schuldienst gegangen.

Nach dem Studium in Wuppertal, Heidelberg und Bochum und ihrer praktischen Ausbildung als Pfarrerin in den Gemeinden Elberfeld-Nord und -West entschied sie sich aus familiären Gründen gegen eine Gemeinde-Pfarrstelle. „Mit zwei kleinen Kindern war es einfacher, in den geregelten Schulalltag als in eine Gemeinde mit vielen unterschiedlichen Arbeitszeiten zu gehen“, erzählt sie.

Streitkultur im Religionsunterricht

Doch schnell wurde das Unterrichten zu einer „großen Leidenschaft“. „Ich habe die Vielfalt der Schülerschaft sehr gemocht und es geliebt, mit ihnen im Religionsunterricht über eine Vielzahl christlicher und ethischer Themen zu diskutieren.“ Dabei musste die Theologin in den letzten Jahren mit ihren Schüler:innen immer öfter das Diskutieren selbst einüben: Erst Informationen sammeln, dann Pro und Kontra erarbeiten, Argumente sachlich und verständlich formulieren. „Zur Demokratie gehört eine gute Streitkultur und die zu erlernen, habe ich auch als eine Aufgabe meines Unterrichts gesehen.“

Diskutieren will gelernt sein: Auch dafür ist der Reliunterricht ist da, meint Judith Denker.

Vermisst an ihrer Stelle als Pfarrerin im Schuldienst hat Judith Denker allerdings das, was sie vor vielen Jahren in den Beruf geführt hatte: Ihr Interesse an Seelsorge und Verkündigung. „In der Institution Schule war wenig Platz und Zeit für persönliche Gespräche mit Schülerinnen und Schülern, wenn man sie nur zwei- oder dreistündig in der Woche unterrichtet“, erzählt sie. „Und wir haben nur einmal im Jahr einen Schulgottesdienst gefeiert. Das war allerdings immer schön, weil wir ihn im Team der Reli-Lehrer:innen und mit den Schüler:innen gemeinsam vorbereitet haben.“

Freude auf Seelsorge und Verkündigung

Nun darf sie in der Gemeinde Heckinghausen wieder regelmäßig Gottesdienst feiern und Menschen jeglichen Alters in den verschiedensten Lebenssituationen begleiten. Einander auf Augenhöhe begegnen, ist ihr dabei sehr wichtig. „Ich möchte nicht ‚die Macherin‘ sein, die vorgibt, was zu tun ist, sondern gemeinsam mit Anderen Gemeinde gestalten und den Glauben feiern und leben“, betont sie.

In Heckinghausen ist das nun möglich, denn dort gibt es zwar nur eine Pfarrstelle, aber ein multiprofessionelles hauptamtliches Team und viele engagierte Ehrenamtliche – sei es im Bildungs- und Begegnungszentrum der Krawatte, im CVJM mit seiner Jugend- und Konfirmandenarbeit oder im Café Johannis und dem Senior:innen-Treff. „Ich wollte schon immer gabenorientiert im Team arbeiten“, betont Judith Denker. „Deshalb bin ich hier genau an der richtigen Stelle.“

Einführung von Judith Denker

Pfarrerin Judith Denker wird am 12. Oktober um 14 Uhr im Paul-Gerhard-Haus (Rübenstraße 25) von der Skriba des Kirchenkreises Wuppertal, Eva von Winterfeld, in ihren Dienst als Pfarrerin der Gemeinde Heckinghausen eingeführt.

Text: Sabine Damaschke
Foto: privat/pixabay

Anmelden

Kommentare

Neuen Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert