Ein Muslim auf dem Jakobsweg

Der bekannte Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide liest am 11. September in der Johanneskirche aus seinem Buch über eine ungewöhnliche Pilgererfahrung - fernab vertrauter religiöser Pfade.

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Der bekannte Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide liest in der evangelischen Kirchengemeinde Elberfeld-Südstadt am 11. September aus seinem Buch über eine ungewöhnliche Pilgererfahrung: eine Reise ins eigene Ich – fernab vertrauter religiöser Pfade.

Mouhanad Khorchide leitet seit vielen Jahren den Lehrstuhl für Islamische Religionspädagogik an der Universität Münster. Er gilt als einer der bekanntesten islamischen Theologen im deutschsprachigen Raum und setzt sich für einen zeitgemäßen, dialogorientierten Islam ein. Neben seiner Lehrtätigkeit bildet er muslimische Religionspädagogen aus und engagiert sich in gesellschaftlichen Debatten um Integration, Glauben und Toleranz.

Nun kommt er im Rahmen der „Offenen Abende“ der Gemeinde Elberfeld-Südstadt in die Johanneskirche. Dort liest er aus seinem aktuellen Buch „Ein Muslim auf dem Pilgerweg“.

Ein Muslim auf dem Jakobsweg

Lesung mit Prof. Dr. Mouhanad Khorchide
11. September, 19.30 Uhr
Johanneskirche (Altenberger Straße 25)
Der Eintritt ist frei – im Anschluss führt Volker Niggemeier (Katholisches Bildungswerk) ein Gespräch mit dem Autor.

Öffentlich bekannt wurde Khorchide vor allem durch Bücher wie „Islam ist Barmherzigkeit“ oder „Scharia – der missverstandene Gott“, in denen er eine theologisch fundierte, aber offene Sichtweise auf den Islam entwickelt. Khorchide möchte zeigen, dass Religion nicht in starren Regeln gefangen bleiben muss, sondern dem Menschen Orientierung, Freiheit und Hoffnung schenken kann. Viele Christinnen und Christen begrüßen seine Thesen, während konservative muslimische Verbände ihm oft heftig widersprechen. Der Islamwissenschaftler lebt deshalb seit Jahren unter Polizeischutz – ein Hinweis darauf, wie brisant seine Arbeit im deutschen Religionsdiskurs wahrgenommen wird.

Ein Buch zwischen Reisebericht und Ratgeber

Sein neuestes Buch erzählt von einem Experiment: Obwohl er die muslimische Pilgerfahrt nach Mekka mehrfach absolviert hat, wollte er das christliche Pilgern kennenlernen. Ohne Vorbereitung machte er sich auf den Jakobsweg – allerdings in die „falsche“ Richtung. „Ich war schlecht vorbereitet und habe meine Erfahrungen aus Mekka auf diese Pilgerfahrt projiziert“, sagt er in einem Interview mit dem Domradio. Aus der anfänglichen Unsicherheit wurde eine innere Reise, die ihn nachhaltig veränderte.

„Auf dem Jakobsweg bin ich mir selbst nähergekommen, in Mekka Gott. Heute würde ich sagen, in Mekka habe ich mich selbst vermisst, auf dem Jakobsweg habe ich die innigen Gespräche mit Gott vermisst“, erklärt der Autor in einem epd-Gespräch. Wenn Pilgern ein Weg zu sich und zu Gott sei, dann, so betont er, “ ist es eine Haltung derjenigen, die aufgehört haben, sich selbst als unveränderlich zu sehen.“

Sein Buch fand ein breites Echo, auch weil es ungewöhnlich leicht zwischen Reisebericht, spiritueller Reflexion und theologischem Ratgeber changiert. Viele Leserinnen und Leser sehen darin einen mutigen Versuch, Religionen ins Gespräch zu bringen. Khorchide selbst denkt schon weiter: Er träumt davon, eine interreligiöse Pilgergruppe zu organisieren, in der Muslim:innen, Christ:innen und Jüd:innen gemeinsam den Jakobsweg gehen.

Zur Person:

Prof. Dr. Mouhanad Khorchide wurde 1971 im Libanon geboren und kam als Kind mit seiner Familie nach Saudi-Arabien, später nach Österreich. Heute leitet er das Zentrum für Islamische Theologie (ZIT) an der Universität Münster, wo er islamische Religionspädagogik unterrichtet und künftige Lehrerinnen und Lehrer ausbildet. Seine Biografie zwischen verschiedenen Kulturen prägt seinen Ansatz: Er verbindet klassische islamische Theologie mit modernen wissenschaftlichen Methoden und einer offenen, dialogorientierten Haltung.

Text: Sabine Damaschke/Gemeinde Elberfeld-Südstadt
Foto: Zentrum für Islamische Theologie der Uni Münster

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