02.02.2025N. Bernhardt
Dicke Luft statt „DigiTal Daten Wuppertal“
Statt „DigiTal Daten Wuppertal“ (nur echt mit den Leerzeichen) erlebt der Besucher mit 08/15-Browser nur ein Hintergrundbild mit Schwebebahn (Symbolfoto). Auch die hat ja mit digitalem Stillstand (namentlich Funkverlust) zu kämpfen, daher zieht der Autor lieber eine dünne Berguhr vor.*
Radio Wuppertal berichtet über eine neue Website der Stadt Wuppertal, auf der eigentlich nützliche Dinge wie freie Ladestationen und freie Parkplätze abrufbar sind.
Leider fällt der Stadt Wuppertal nichts anderes ein, als das gesamte Projekt über die US-amerikanische Firma „Cloudflare“ laufenzulassen. Was heißt, daß man sich als erstes einem US-Unternehmen gegenüber nackig macht, sondern daß der Gebrauch eines normalen Webbrowsers bereits der Darstellung einer verschwommenen Schwebebahn (Titelbild) endet. Cloudflare dient hier als sogenanntes „Content Delivery Network“, hängt also im Prinzip mit seiner Nase inhaltlich in jedem übertragenen Byte mit drin, weil die Transportverschlüsselung („https://“) nicht bei der Stadt Wuppertal, sondern (erst) bei Cloudflare stattfindet.
Nicht nur das: das erste, was neben dem Hintergrundbild „Schwebebahn“ geladen wird, ist Programmcode von „Cloudflare Insight“. Die Firma gibt selbst mit der umfangreichen Spionagemöglichkeit an, unabhängig von aktiviertem Javascript, Cookies, Adblocker und so weiter „einen beispiellosen Einblick in den Datenverkehr“ [1] zu erhalten. – Ist es eigentlich bei der Stadt Wuppertal möglich, Daten abzurufen, ohne selbst als Datenobjekt Opfer von Datenspionage zu werden? Das ist jeder Javascript-Code, der ohne Zutun und ausdrückliches Einverständnis auf dem Webbrowser des Besuchers geladen und aufgerufen wird. Nichts anderes ist Cloudflares „Beacon“ (Bake), die ständig Daten erhebt und nach Hause funkt, was der Besucher am Webbrowser genau macht und wie lange welche Seite aufruft.
Was würde wohl Herr Müller sagen, wenn der gerufene Handwerker seinen eigenen kleinen „User Experience“-Trupp mitbringt, der erst einmal anfängt, Herr Müllers Bankauszüge der letzten drei Monate durchzublättern? Natürlich nur damit Herr Handwerker eine optimale Nutzererfahrung bieten kann, woll? – Herr Müller würde wohl den Handwerker samt Anhang direkt vor die Tür setzen. Warum lassen sich hingegen Website-Besucher jeden Mist aus dem Netz in den Browser laden? Weil Cloudflare ihnen vorheult, doch Javascript und Cookies anzumachen?
Screenshot: Cloudflare heult bei etlichen Websites zuerst etwas von Javascript und Cookies, bevor es überhaupt etwas vom Inhalt der gewünschten Website anzeigt.
Das alte Geoportal hatte doch (fast) alles nützliche. Man konnte Lärmkarten abrufen, Luftbilder von 1928, Verkehrsbelastungen einzelner Straßenabschnitte, Tempo-30-Zonen. Es funktionierte mit jedem 08/15-Browser. Aber leider mußte die Stadt Wuppertal diese nützliche Plattform ja unbedingt abschalten.
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[1] Cloudflare Insight
Zitat: »Internet requests for millions of websites run through Cloudflare’s network, giving us unprecedented insight into our customers’ web traffic. Our edge sees all requests made to a website, regardless of whether it’s cached or uncached, the user has adblock, or they turned off JavaScript. This enables us to provide actionable insights to our customers.«
Zu der „legalen“ Datenschieberei zwischen EU-Firmen bei US-Cloudanbietern, siehe:
US-Cloud bald illegal? Trump schlägt erstes Loch in EU-US-Datenabkommen: PCLOB-Mitglieder der demokratischen Partei wurden gegangen und ihre E-Mail-Konten geschlossen. Das PCLOB ist das einzige relevante „Aufsichtselement“ des Abkommens zwischen vdL-EU und Biden-USA.
https://noyb.eu/de/us-cloud-soon-illegal-trump-punches-first-hole-eu-us-data-deal
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* Ein uralter Witz: Kommt ein Mann in ein Uhrengeschäft und verlangt eine dünne Berguhr. Der Verkäufer hat das nicht im Angebot und fragt, wie der Mann darauf kommt. Der antwortet: „Mein Freund hat eine dicke Taluhr, die geht immer nach.“
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