Walker legt mit Chef de Police Bruno eine neue Runde ein
Bruno sei längst mehr als eine Figur und ein „literarischer Archetyp geworden – der integre Ermittler mit Kochbuch, Jagdhund und Fahrradhelm“, heißt es irgendwo im Netz. In dieser Folge findet man bei einem verfallenen Schlösschen ein Grab, das drei Skelette enthält.

Das Erfolgsrezept Walkers besteht nicht zuletzt darin, dass seine Leser über die Jahre mit den Hauptfiguren der Romanserie vertraut geworden sind, ob es die Frauengestalten Fabiola, Isabelle, die diesmal nur kurz auftritt, oder Florence sind, Ahmed oder Albert von der Feuerwehr, der Baron, und wie sie alle heißen, so dass oftmals nur noch der Vorname genannt zu werden braucht. Bruno ist wie gewohnt ein Alleskönner, der tausend Dinge nicht nach-, sondern nebeneinander bewältigt oder mal eben ein Dutzend Leute aus dem Stand heraus bewirtet und übernachten lässt.
Noch deutlicher als beim 16. Fall nimmt Walker eine scharfe Position im Ukrainekonflikt ein – er ficht quasi literarisch dort weiter, wo die britische und die französische Politik Waffen liefern und die Kriegsrhetorik befeuern. Galten bislang die Kämpfer der Resistance als Frankreichs Helden, stellt sich jetzt heraus, dass die meisten von ihnen irrten, denn der wahre Krieg begann nach 1945, und zwar gegen die Sowjetunion. Wohlwollend werden Überlegungen von Admiral Canaris wiedergegeben, wonach Mitte der 1940er-Jahre das Ziel plötzlich hieß, Hitler solle Frieden mit Briten und Amerikanern schließen, mit ihnen „die Sowjetunion niederringen und den Kommunismus für immer aus der Welt schaffen“ (S. 263, siehe auch S. 389).
Ärgerlich sind sprachliche Schnitzer oder falsche Wortkoppelungen etwa auf den Seiten 162, 232 oder 325, die über das gewohnte Maß deutlich hinausgehen.
Ansonsten wird die Landschaft liebevoll gezeichnet. Gourmands werden mit immer neuen Gerichten und Rezepten verwöhnt, und die Leichtfüßigkeit des Erzählten versöhnt – vielleicht – mit den politischen Hammerschlägen. Es sieht jedenfalls alles danach aus, dass Martin Walker und der Diogenes-Verlag die erfolgsverwöhnte Serie fortsetzen. Bis zum Band 20 sind es ja nur noch drei Fälle.
MATTHIAS DOHMEN
Martin Walker, Déjà-vu. Der siebzehnte Fall für Bruno, Chef de Police, Zürich: Diogenes 2025, ISBN 978-3-257-07334-8, 392 S., Euro 26,00, www.diogenes.ch.
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Lieber Herr Dohmen,
es wäre erfreulich gewesen, wenn Sie passend zum lokalen Forum njuuz auf folgenden, passenden Umstand bezüglich der Neuerscheinung hingewiesen hätten: Der langjährige Übersetzer Walkers, Michael Windgassen, ist in Wuppertal beheimatet.
Liebe Grüße!
Anna Stratmann
Bei der nächsten Rezension hole ich das nach. Ich kenne ihn auch persönlich und habe ihn in meinem Buch „Männer im Tal“ porträtiert.