„Sprich mal Belgisch“
Unter den Vorbemerkungen findet sich ein Hinweis auf die „Legitimation für dieses Buch“, dass er nämlich in Belgien seine Kindheit verbracht hat und seinen Militärdienst absolvierte. Und im Kursivdruck der Satz, dessen Bedeutung dem Rezensenten erst beim zweiten Lesen bewusst wurde: „Wir sind ein Königreich.“

Geboren aber ist er in Köln, aufgewachsen im belgisch-deutschen Grenzland, zwei-, drei- oder gar viersprachig, wie immer man da zählt, nämlich Deutsch und Französisch, Wallonisch und Kölsch. Der Leser erlangt zahlreiche Erkenntnisse über die katholische Kirche und deren Päpste, über fromme und weniger fromme Menschen, Sitten und Gebräuche. Selbstverständlich hat Foxius seinen Hochhuth gelesen.
Wer weiß schon, dass Lüttich das „Suffraganbistum“ von Köln ist? Man liest die unterschiedlichsten Dinge in diesem schmalen Buch, etwa über den Militärdienst in Belgien, den Foxius als Zimmerältester gut bewältigt, indem er seinen Kameraden „beim Briefeschreiben, bei Liebeskummer“ und bei der so wichtigen Fußpflege hilft. Über eine längere Passage, beginnend mit S. 116, berichtet, zitiert und resümiert Foxius des Guten aber zu viel, und zwar über Briefe aus der Kaserne oder den Inhalt des „Kartons Nr. 02“. Das ufert aus. Irritierend ist auch, dass wir drei Namen eines Königs erfahren, nämlich Baudouin, Boudewijn und „Balduin“, und zwar wörtlich identisch auf S. 155 und zuvor S. 13.
Doch am Schluss dreht Foxius wieder voll auf. Das letzte Kapitel beschäftigt sich mit Ostende (niederländisch Oostende), dessen Bahnhof Foxius kennt wie keinen anderen, dessen Restaurants und Lokale er uns vorstellt, Bier und Genever. Aber der Lehrer Armin Foxius wird alt, und so muss er erleben, wie die eine oder andere Gastwirtschaft geschlossen wird oder das Haus ganz abgerissen: „Das hat man nicht gern, wenn die Ankerpunkte für das kleine Glück verschwinden“ (S. 169). Ein wenig rührend der Nachruf auf die gute alte Telefonzelle. Man erfährt das eine oder andere über Maler, die der Autor liebt, und schließlich kurzrezensiert er zwei Bücher über Ostende, nämlich das bekannte von Volker Weidermann und das weniger bekannte von Jochen Schimmang.
Man blättert gern in den Büchern Foxius‘, der so anschaulich erzählt und dessen Porträts so lebendig sind. Über seinen begnadeten, ihn über Jahrzehnte inspirierenden Deutsch- und Geschichtslehrer Heinz Küpper, der wiederum eine Zeit lang bei den Bölls aus und ein ging, hat Foxius selbst mehrfach berichtet. Den hier besprochenen Band schließen eine Vita und eine Bibliographie der Foxiusschen Werke ab, die weitgehend bei Amazon gelistet sind und dort bestellt werden können. Dem 1949 geborenen Autor seien ein langes Leben und noch viele Bücher zu gönnen.
MATTHIAS DOHMEN
Armin Foxius, Sprich mal Belgisch. Lebenszeiten in Belgien, Ahrensburg: tredition 2025, ISBN 978-3-384-67042-7, 199 S., Euro 14,99 (mit abweichender ISBN und anderem Preis auch als Hardcover und E-Book erhältlich), www.foxius.de.
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