15.12.2025Uli Schmidt
BUGA 2031 Wuppertal – Wettbewerbskultur zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Transparenzprolog: Dieser Text entstand nach einen „Selbstgespräch“ mit ChatGBT ohne einen Selbstgeschriebenen Text nur auf Rechtschreibung und Grammatik besser lesbar zu gestalten.
Mit der Bundesgartenschau 2031 steht Wuppertal vor einer der größten freiraumplanerischen Aufgaben der letzten Jahrzehnte. Bereits im Vorfeld wurden umfangreiche Machbarkeitsstudien, Gutachten und Vertiefungen erarbeitet. Diese haben Leitbilder, Flächenkulissen, Nutzungsbausteine, Kostenrahmen und zeitliche Abläufe definiert. Das Grundkonzept der BUGA ist damit weitgehend gesetzt.
Vor diesem Hintergrund wurden freiraumplanerische Wettbewerbe ausgelobt, die – formal korrekt – Qualität sichern, Vergleichbarkeit herstellen und Transparenz gewährleisten sollen. Gleichzeitig stellt sich die Frage, welche Rolle Wettbewerbe in einem derart vorstrukturierten Prozess tatsächlich noch spielen können.
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### Der Spannungsbogen: Wettbewerb bei weitgehend festgelegtem Konzept
Wettbewerbe entfalten ihre Stärke dort, wo Fragestellungen offen sind. Bei der BUGA 2031 hingegen bewegen sich die Teilnehmenden innerhalb eines engen Korridors:
* zentrale Leitideen sind vorgegeben,
* Flächenzuschnitte und Programmpunkte weitgehend festgelegt,
* Vorgaben der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft (DBG) setzen zusätzliche qualitative und gestalterische Rahmen.
Das Ergebnis ist weniger ein ergebnisoffener Suchprozess, sondern eine **Variantenbildung innerhalb definierter Grenzen**. Abweichende oder grundsätzlich alternative Ansätze haben kaum Chancen, selbst wenn sie fachlich plausibel wären.
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### Transparenz – formell vorhanden, inhaltlich begrenzt
Formal erfüllen Wettbewerbe hohe Transparenzstandards: Auslobungstexte sind öffentlich, Preisgerichte benannt, Entscheidungen dokumentiert. Was jedoch häufig fehlt, ist eine **inhaltliche Transparenz**:
* Welche politischen und konzeptionellen Entscheidungen sind bereits unumkehrbar?
* Welche Spielräume bestehen tatsächlich – und welche nur theoretisch?
* Welche Ideen sind ausdrücklich *nicht* erwünscht?
Ohne diese Klarheit investieren Büros erhebliche Ressourcen in Beiträge, deren grundlegende Ansätze von vornherein außerhalb des Erwartungshorizonts liegen.
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### Wer nimmt teil – und wer nicht?
Auffällig ist die relative Homogenität der Teilnehmerfelder. Gründe dafür liegen weniger im mangelnden Innovationswillen kleiner oder junger Büros, sondern in strukturellen Zugangshürden:
* hohe Referenzanforderungen,
* Erwartung von BUGA- oder LGS-Erfahrung,
* enge Bearbeitungszeiträume bei hohem Leistungsumfang,
* wirtschaftliche Risiken ohne Aussicht auf Weiterbeauftragung.
So reproduziert sich ein etablierter Kreis von Planungsbüros – mit hoher Professionalität, aber begrenzter Bandbreite an Denkansätzen.
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### Wozu der Wettbewerb dann noch dient
Unter diesen Bedingungen erfüllt der Wettbewerb vor allem drei Funktionen:
1. **Gestalterische Feinjustierung** eines bestehenden Konzepts,
2. **Absicherung von Entscheidungen** gegenüber Politik, Öffentlichkeit und Vergaberecht,
3. **Darstellung von Vielfalt**, ohne diese tatsächlich vollständig zuzulassen.
Das ist legitim – sollte aber auch offen benannt werden.
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### Wie es besser laufen könnte
Gerade für ein langfristig wirksames Projekt wie die BUGA 2031 lassen sich aus dieser Situation konstruktive Ansätze ableiten:
**1. Früher, offener Wettbewerb**
Wettbewerbe vor Festlegung des Masterplans – mit bewusst offen formulierten Leitfragen und mehreren Szenarien.
**2. Mehrstufige Verfahren**
Eine offene erste Phase mit geringem Aufwand, gefolgt von einer Vertiefung weniger Ansätze. Das senkt Einstiegshürden und erhöht die Ideenvielfalt.
**3. Trennung von Konzept- und Umsetzungswettbewerb**
Zunächst Ideenkonkurrenzen, später qualifizierte Umsetzungsverfahren innerhalb der gewählten Leitidee.
**4. Ehrliche Auslobungen**
Klare Benennung dessen, was feststeht – und was wirklich verhandelbar ist.
**5. Ergänzende Beteiligungsformate**
Parallel zu Wettbewerben diskursive Formate, die experimentelle oder nicht-konforme Ansätze sichtbar machen.
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### Die unbequeme Kernfrage
An diesem Punkt drängt sich eine grundlegendere Frage auf, die in der bisherigen BUGA-Diskussion kaum offen gestellt wird: **Wollten wir für die BUGA 2031 tatsächlich das bestmögliche Ergebnis – oder das bestmögliche Ergebnis *innerhalb eines vorab gesetzten Narrativs?**
Insbesondere die früh festgelegten Großinfrastrukturen wie die Hängebrücke und die daraus abgeleitete Notwendigkeit einer Seilbahn prägen das gesamte Projekt in erheblichem Maße. Sie sind nicht nur gestalterische oder touristische Elemente, sondern strukturieren:
* Flächenzuschnitte und Wegeführungen,
* Investitions- und Betriebskosten,
* Eingriffe in Landschaft, Wald und Topografie,
* Energie- und Ressourcenverbräuche über die BUGA hinaus.
Gleichzeitig stehen sie in einem offensichtlichen Spannungsverhältnis zu den programmatisch formulierten Zielen der BUGA 2031: Klimaanpassung, Ressourcenschonung, Zirkularität, ökologische Resilienz und langfristige Tragfähigkeit.
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### Hätte ein „Plan B“ überhaupt eine Chance gehabt?
Vor diesem Hintergrund stellt sich eine entscheidende – und unbequeme – Frage an das Wettbewerbsverfahren selbst:
**Hätte ein teilnehmendes Büro realistische Chancen gehabt, wenn es zu dem fachlich begründeten Schluss gekommen wäre, dass zentrale Projektelemente nicht mit den formulierten Klima- und Umweltzielen vereinbar sind – und deshalb bewusst nicht umgesetzt werden sollten?**
Oder anders formuliert:
> War der Wettbewerb offen genug, um nicht nur *Wie* wir etwas gestalten, sondern auch *Ob* bestimmte Elemente überhaupt sinnvoll sind, zur Disposition zu stellen?
Die Praxis vergleichbarer Verfahren legt nahe, dass ein solcher Ansatz kaum Aussicht auf Erfolg gehabt hätte. Nicht weil er fachlich schwach wäre, sondern weil er das implizite Grundversprechen des Projekts infrage stellt. Wettbewerbe honorieren in solchen Fällen selten den Mut zur Infragestellung – sondern die Eleganz der Anpassung.
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### Wettbewerb als Filter für Widerspruch
Damit wirkt der Wettbewerb weniger als Raum für kritische Reflexion, sondern eher als **Filter**, der systemkonforme Lösungen begünstigt. Radikale Vereinfachung, bewusster Verzicht oder infrastrukturelle Rückbaustrategien erscheinen in solchen Settings schnell als „nicht BUGA-tauglich“.
Die entscheidende Folge: **Der ökologische Diskurs wird auf Optimierung reduziert**, nicht auf Alternativen erweitert. Klimagerechte Planung wird zur Frage der Materialwahl, der Begrünung oder der Energieeffizienz – nicht aber zur grundsätzlichen Entscheidung, welche Eingriffe überhaupt notwendig sind.
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### Was daraus zu lernen wäre
Gerade wenn BUGAs als Reallabore für Zukunftsthemen verstanden werden, müssten sie sich auch die Freiheit nehmen, vermeintliche Attraktionen infrage zu stellen. Das bedeutet nicht, Visionen aufzugeben – sondern sie ernst zu nehmen.
Ein weiterentwickeltes Verfahren könnte daher:
* explizit Alternativszenarien ohne bestimmte Großinfrastrukturen zulassen,
* widersprechende Konzepte nicht als Regelbruch, sondern als Diskussionsbeitrag bewerten,
* Klimaziele nicht nur begleitend, sondern entscheidungsleitend formulieren.
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### Fazit
Die BUGA 2031 bietet die Chance, neue Maßstäbe für klima- und umweltgerechte Stadt- und Landschaftsentwicklung zu setzen. Diese Chance wird jedoch nur dann voll ausgeschöpft, wenn Wettbewerbe nicht ausschließlich bestätigen, was bereits entschieden wurde, sondern auch den Mut zum Zweifel zulassen.
Mehr Salz in der Wunde bedeutet in diesem Fall nicht Fundamentalopposition – sondern die ernsthafte Frage, ob wir bereit sind, unsere eigenen Ziele konsequent zu Ende zu denken.
Bei der BUGA2031 haben wir diese Chance vertan wenn nicht aus anderen gründen ein Plan B für Hängebrücke und Seilbahn kommen muss.
Uli
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