Buch des Monats: Eine Topographie der „Gartenstadt“ Ronsdorf

Sorgfältig erarbeitet, vielschichtig, großzügig bebildert: Band 9 von „Wuppertals grüne Anlagen“ ist erschienen.

Mal wieder ein großer Wurf: Brigitte Alexander und Antonia Dinnebier haben einen weiteren Band über die großen Wuppertaler Parks und Anlagen herausgebracht. Über ein Dutzend Autorinnen und Autoren beschreiben – so lauten die Hauptkapitel – Vereinsgeschichten (150 Jahre Ronsdorfer Verschönerungsverein), Parkgeschichten (Ronsdorfer Anlagen), Waldgeschichten (Saalbachtal), Gärtnergeschichten (Pflanzen und Züchter) und Grüngeschichten (Parks und Plätze).

Gut, von Georg Arends hat schon jeder gehört, immerhin sind die Enkelin Anja Maubach und ihre Stauden nicht nur bundesweit, sondern in ganz Europa bekannt. Aber wer weiß schon, dass er sich 1888 mit einem Ernst Pfeifer zusammentat und den Grundstein für das heutige Erfolgsunternehmen setzte? Und dann kommt noch die Familie Carnap ins Spiel, die die meisten Wuppertaler von der nach ihr benannten Hauptzufahrtsstraße vom Barmer Zentrum zur Autobahn 46 und die einen oder die anderen aus der Philosophiegeschichte kennen, in der ein gewisser Rudolf Carnap als Erkenntnistheoretiker bekannt wurde.

In diesem Zusammenhang: Mit Liebe zum Detail haben die Macher des Buchs historische und aktuelle Fotos zusammengetragen, die sehr oft eigene Informationen transportieren und keine reinen Illustrationen sind. Manches Piktogramm und etliche Faksimiles steigern den Reiz des Lesens und vielleicht erstmaligen Durchblätterns.

Gleich zu Beginn wird das Hohelied des Ronsdorfer Verschönerungsvereins gesungen, der auf 150 Jahre zurückblicken kann. Ohne sein bürgerschaftliches Engagement wäre das meiste von dem, was das „Dorf“ zur Gartenstadt machte, nicht entstanden.

Auf den Seiten 118/119 ist eine Karte abgedruckt, auf welcher die grünen Eckpunkte eingezeichnet sind, wozu immerhin vier Friedhöfe gehören: der Städtische (gewissermaßen für alle), der Katholische, der Evangelische und dann noch speziell der Reformierte. Die Karte gibt es auch separat – also zum Herausnehmen aus einer (das ist hervorzuheben: stabilen) durchsichtigen Tasche auf der Rückseite des Bandes.

Klaus-Günther Conrads und Arno Mersmann stellen den Stadtgarten vor – mit seinen fünf Denkmälern, die ein beredtes Zeugnis abgeben für den Wandel der Erinnerungskultur: das „Kriegerdenkmal“ für Weltkrieg I (eingeweiht 1930), das Denkmal für die Kriegsgefangenen und Vermissten von Weltkrieg II, der Naturstein für dessen Opfer („Es genügt nicht zu sagen: ‚Wir dürfen keine Kriege führen’. Wir müssen bereit sein, den Frieden zu lieben und für ihn Opfer zu bringen. Martin Luther King“), das Mahnmal für erschossene Deserteure und das Friedensdenkmal „Nie wieder Krieg“.

Darf man sagen, was sich der Rezensent zusätzlich wünscht? Erstens ein Titelblatt, zweitens ein Vorwort, in dem auf die vielen Highlights hingewiesen und die Konzeption der Veröffentlichung erläutert wird, den vielleicht flüchtigen Leser neugierig machend, drittens ein Personenregister (der Name Carnap beispielsweise taucht mehrfach auf) und viertens eine halbe Seite, auf der Autorinnen und Autoren und die Herausgeberinnen kurz vorgestellt werden.

Denn sie haben, den Verleger Thomas Helbig eingeschlossen, einen guten Job gemacht. Buch des Monats: So viel grünes Ronsdorf war noch nie.

Matthias Dohmen

Brigitte Alexander/Antonia Dinnebier (Hrsg.), Ronsdorfer Anlagen, Wuppertal: Köndgen 2020 (= Wuppertals grüne Anlagen, 9), ISBN 978-939843-20-7, 121 S. plus Karte, 14,95 Euro, www.edition-koendgen.de.

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