Die Kirche als Heimat

Der heutige Welttag wirbt für eine familienfreundlichere Gesellschaft. Auch Kirche will dazu beitragen, dass Familien hier ein zweites Zuhause finden.

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Der heutige „Tag der Familie“ wirbt für eine familienfreundlichere Gesellschaft. Auch Kirche will dazu beitragen, dass Eltern und Kinder hier eine Heimat finden.

Die Zeit der Konfirmationen im April und Mai ist für Pfarrerin Friedrike Slupina-Beck immer ein Highlight ihrer Gemeindearbeit. „Zu diesem Fest kommen viele Familien und Menschen aller Generationen, die dann erleben können, wie vielfältig, bunt und lebendig Kirche ist“, sagt sie. Schon seit dreißig Jahren konfirmiert die Theologin Jugendliche in der evangelischen Kirchengemeinde Ronsdorf. Die vierfache Mutter, die sich selbst als überzeugte Familienfrau bezeichnet, lernt dabei auch deren Familien kennen und wünscht sich, dass Kirche für sie zu einer Heimat werden kann.

„Das Evangelium ist familienfreundlich“, betont sie. „Es setzt einen Kontrapunkt zum Optimierungswahn und dem Leistungsdruck, unter dem viele Eltern und Kinder heute stehen. Es entlastet, macht froh und schenkt uns die Freiheit, die wir für ein sinnvolles und zufriedenes Leben brauchen.“

Einladend offen für alle Familien

Kirche ist für Friederike Slupina-Beck ein Ort, an dem „jeder akzeptiert und respektiert wird und Spaß hat, auch wenn über ernste und anspruchsvolle Themen geredet wird“. So hat es ihre diesjährige Konfirmandengruppe in einem Dankesbrief an die Pfarrerin ausgedrückt. Einladend offen möchte sie für Familien sein, ob sie kirchennah oder -fern sind, als traditionelle, alleinerziehende, Patchwork- oder Regenbogenfamilie leben.

Ihr ist eine Gemeinschaft wichtig, in der alle Generationen einander unterstützen, zusammen feiern, über Gott und die Welt diskutieren, die Bibel aufschlagen und – so sagt sie lachend – „auch gern mal auf dem Kirchplatz ein Rad schlagen“. Von sogenannten „Zielgruppengottesdiensten“ für Familien in verschiedenen Lebenslagen hält sie wenig.

Ausprobieren, mitmachen: Kinder sind in der Gemeinde sehr willkommen.

„Natürlich gibt es bei uns auch Gottesdienste für Kinder, etwa die beliebten Schlafanzuggottesdienste meiner Kollegin Ruth Knebel oder Jugendgottesdienste, Freizeiten und Gruppenangebote, aber es soll auch genug Raum für Begegnungen aller Generationen und unterschiedlicher Milieus bleiben.“

Daher habe die Gemeinde auch Familien aus ihrem Stadtteil im Blick, die mit Einkommensarmut, Arbeitslosigkeit und Sprachproblemen zu kämpfen haben, erzählt die Pfarrerin. Die Kirchengemeinde engagiert sich im 2015 gegründeten Verein „Miteinander in Ronsdorf“ für Menschen mit Migrationshintergrund. Und leistet sich mit Rahel Kafka bewusst eine hauptamtliche diakonische Mitarbeiterin, die gleichsam als „moderne Gemeindeschwester“ auf dem Fahrrad im Stadtteil unterwegs ist, um Familien aufzusuchen und zu unterstützen.

Kirche im Quartier

Raus aus der Kirche, rein ins Quartier – das ist auch das Motto von Jugendleiter Holger Müller, der das Schülercafé SCOT der Gemeinde Gemarke-Wupperfeld leitet. Er hat mit vielen sozial benachteiligten Kindern und deren Eltern zu tun, die im SCOT ein zweites Zuhause gefunden haben. Dort gibt es nicht nur Mittagessen und Hausaufgabenbetreuung für Schüler:innen, sondern auch ein Elterncafé und Beratung sowie viele Freizeitangebote.

Ein Vater, wie ihn sich viele Kinder wünschen: Jugendleiter Holger Müller

„Wir sind Partner im Quartier und als Kirche nicht direkt sichtbar“, erklärt Müller. „Aber wir holen gottesdienstliche Angebote, Konfirmanden- und Jungschargruppen hierhin. Menschen mit unterschiedlichem sozialem Background begegnen sich bei uns und Kirche wird im Alltag erfahrbar.“

Der Jugendleiter wünscht sich, dass Kirche ihre vielen Räume öfter und länger öffnet, damit sich dort Menschen aus dem Stadtteil treffen können. Und zwar auch am Sonntag. „Da finden überall Gottesdienste statt und danach ist die Kirche zu“, bedauert er. „Wir haben hier oft den ganzen Sonntag auf und das wird von vielen Familien geschätzt und genutzt.“

Kirche und Familie

Die Mehrzahl der 13.200 evangelischen Kirchengemeinden in Deutschland bietet Veranstaltungen und sonstige Unterstützung für Familien an: Ungefähr jeder zehnte evangelische Gottesdienst wird als Familiengottesdienst gefeiert, pro Jahr rund 70.000. Über 50.000 Mitarbeitende engagieren sich ehrenamtlich in der evangelischen Kinder- und Jugendarbeit. Beinahe 100.000 Menschen nehmen an Eltern-Kind-Gruppen teil. Über eine halbe Million Kinder und Jugendliche werden in der kirchlichen Jugendarbeit begleitet.

Einblick in die kirchlich-diakonische Familienarbeitet bietet die im März 2023 veröffentlichte Orientierungshilfe „Mit Familien für Familien“ der EKD.

Text: Sabine Damaschke
Fotos: Slupina-Beck/Damaschke

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