Pelzer Acoustic Products übernimmt Wuppertaler Unternehmen Happich

Land sagt Bürgschaft über sieben Millionen Euro zu. Hunderte Arbeitsplätze gerettet.

Die Happich Fahrzeug- und Industrieteile GmbH (HFI) und die Happich Profile GmbH (HP) in Wuppertal sowie mehrere europäische Tochtergesellschaften sind gerettet. Die seit Juli 2009 insolvent gemeldeten Autozulieferer-Unternehmen werden von der Pelzer Acoustic Products GmbH, einem Unternehmen der Pelzer Swiss Holding AG (PSH) übernommen. Möglich wurde dies durch die Volksbank Bochum Witten eG und die Bürgschaft des Landes Nordrhein Westfalen über sieben Millionen Euro.

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Monika Beck, Projektleiterin NRW.INVEST, Helmut König, Direktor Firmenkundenbetreuung der Volksbank Bochum Witten, Marc Pelzer, geschäftsührender Gesellschafter Happich GmbH, Sascha Papies, Betriebsratsvorsitzender, Peter Jung, Oberbürgermeister.Monika Beck, Projektleiterin NRW.INVEST, Helmut König, Direktor Firmenkundenbetreuung der Volksbank Bochum Witten, Marc Pelzer, geschäftsührender Gesellschafter Happich GmbH, Sascha Papies, Betriebsratsvorsitzender, Peter Jung, Oberbürgermeister.

Die Arbeitsplätze von 100 Mitarbeitern am Standort Wuppertal bleiben erhalten. Nach Einschätzung der IG-Metall Wuppertal bleiben damit auch weitere 500 Arbeitsplätze in Zuliefererbetrieben gesichert. Gesichert bleiben auch der renommierte Name und das Happich-Logo, das jetzt um den Zusatz ‚A Pelzer Family Company’ ergänzt ist. Die übernehmende Pelzer Acoustic Products GmbH entwickelt und produziert akustisch und thermisch abschirmend hoch wirksame Produkte für die Branchen Luftfahrt, Schiffsmotorenbau, Spezialfahrzeugbau, Maschinenbau und wird eine Plattform innerhalb der Happich GmbH.
Aufatmen in der Belegschaft der Happich Fahrzeug- und Industrieteile GmbH und der Happich Profile GmbH. Alle 100 Arbeitsplätze in Wuppertal bleiben bestehen, die Zitterpartie seit der Insovenzmeldung im Juli 2009 hat ein gutes Ende gefunden. „Nach der schwierigen Lage vor der Insolvenz und der langen Zeit in der Insolvenz ist es für die Beschäftigten gut, wieder eine klare Perspektive zu haben. Der Prozess war schmerzlich, weil er auch mit Personalabbau verbunden war, aber jetzt kann der Blick nach vorne gehen“, fasst Sascha Papies, Betriebsratsvorsitzender der übernommenen Happich Fahrzeug- und Industrieteile GmbH (HFI) und die Happich Profile GmbH (HP) den Prozeß zusammen.

Der ehemalige Happich Konzern mit zahlreichen Tochterunternehmen im In- und Ausland hatte mit einem Umsatz von 1,3 Milliarden DM in 1998 seine besten Zeiten gesehen. Unlukrative Verlagerungen ins Ausland und erhebliche Intercompany-Verflechtungen hatten die Gruppe komplex und schwer steuerbar gemacht. Eine klare Strategie war zuletzt nicht erkennbar. Forschung und Entwicklung hatten keine speziellen Produkte hervorgebracht, die sich deutlich vom Wettbewerb abhoben. Schwächen im Vertriebsbereich und unrentable Produktlinien, z.B. Caravan-Türen, führten zu Verlusten. Die erheblichen Auftragseinbrüche infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise trafen dann den Konzern, der ehemals zu den größten Allround Fahrzeuginnenausstattern gehörte, besonders hart. Hatten die Happich Betriebe in Wuppertal im Jahr zuvor noch mit 300 Mitarbeitern 80 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet, so brach der Umsatz in 2009 um 60 Prozent ein. Im Juli 2009 musste Happich daher Insolvenz anmelden.

„Die Unternehmen der Pelzer Swiss Holding AG und die neu hinzu gekommenen Happich Unternehmen sind jetzt zukunftsfähige Teile eines gesunden Ganzen“, so Marc Pelzer (34), Vorstand der Pelzer Swiss Holding AG und jetzt zugleich geschäftsführender Gesellschafter der Happich Fahrzeug- und Industrieteile und Happich Profile GmbH. „Ich möchte ausdrücklich allen Beteiligten, dem Oberbürgermeister, seinem Wirtschaftsförderer, dem Land Nordrhein Westfalen und der Insolvenzverwaltung Kübler danken. Unser Dank gilt auch der finanzierenden Volksbank Bochum Witten eG, die sich als verlässlicher Partner erwiesen hat. Als regional ansässiges Institut ist sie Mittelständler und hat es sehr gut verstanden, sich einzubringen, was ich in Zeiten der Kreditklemme ausdrücklich hervorheben möchte. Doch nicht zuletzt danke ich unseren Beschäftigten für Ihr Vertrauen und ihr Engagement bei unserer Übernahme der Happich Unternehmen.“

Der neue Happich-Chef Marc Pelzer ist der Sohn des Familienunternehmers Helmut Pelzer, der sein 1969 in Witten gegründetes Hinterhof-Unternehmen zur HP Pelzer Gruppe, einem weltweit führenden Anbieter von Akustik-Systemen im Innen- und Außenbereich von Fahrzeugen ausbaute. Als dann 2007 die US-Investmentbank Goldman Sachs die HP Pelzer Gruppe übernahm, geriet der Konzern in Turbulenzen. Erst jetzt, Anfang 2010, mußte Goldman Sachs sich im Zuge der Finanzkrise mit hohen Verlusten wieder von seinen Anteilen trennen, was einen Neuanfang für die HP Pelzer Gruppe darstellt.

„Mein Vater Helmut Pelzer und die Happich Brüder waren gleichermaßen erfolgreiche Konzernlenker, die sich persönlich kannten und einander schätzten. Das soll uns ein Ansporn und eine Verpflichtung zugleich sein“, so Marc Pelzer. Unternehmensausgründungen wie die Pelzer Acoustic Products GmbH von Marc Pelzer waren jedoch vor dem Zugriff der Investmentbank verschont geblieben und sind heute in der komplett eigenständigen Pelzer Swiss Holding AG zusammengefasst. Die Unternehmen sind hoch spezialisierte Nischenanbieter in den Branchen Automotiv, Luftfahrtindustrie, Industrieanwendungen und Bauakustik und schreiben inmitten der Weltwirtschaftskrise allesamt schwarze Zahlen.

Als die Großkunden der Autohersteller-Industrie (OEMs) hörten, dass Happich von der Pelzer Acoustic Products GbmH, einem Unternehmen der Pelzer Swiss Holding AG, übernommen werden soll, verpflichteten sie sich für drei Jahre zur Abnahme der Happich Fahrzeug- und Industrieteile. Diese Zusicherung der OEMs, aber auch die Solidität der familiengeführten Pelzer Swiss Holding AG sowie ihre langfristige Anlagestrategie und Herkunft aus der Autozuliefererbranche überzeugten auch den eingesetzten erfahrenen Insolvenzverwalter, Dr. Bruno M. Kübler, welcher der Pelzer Acoustic Products GmbH den Zuschlag für den Kauf gab: „Einen Investor zu finden, der über die nötigen Finanzmittel bzw. über die Unterstützung seiner Banken verfügt, ist in diesen Zeiten insbesondere bei Automotive-Zulieferern mehr als schwierig. Umso mehr freut es mich, dass dies hier gelungen ist. PAP ist ein innovatives, strategisch orientiertes Unternehmen, dessen Produkte sich hervorragend mit dem HAPPICH-Portfolio ergänzen.“

Dass Happich gerettet werden konnte, dafür sorgten aber auch die Akteure aus Politik und Wirtschaftsförderung der Stadt und des Landes NRW mit seiner Tochtergesellschaft NRW.INVEST. Alle hatten sich seit der Insolvenz der Happich Gruppe im Juli 2009 für eine Fortführung des Traditionsunternehmens am Wuppertaler Standort eingesetzt. Dass dies jetzt gelang, ist für den Wuppertaler Oberbürgermeister Peter Jung eine große Freude: “Die Firma Happich ist fester Bestandteil der Wuppertaler Wirtschaft und wichtiger Baustein im ökonomischen Schwerpunkt Automobilindustrie. Das Invest von Pelzer Swiss bietet die hervorragende Chance, eine starke Marktposition zu besetzen. Wir freuen uns besonders darüber, dass sich der Investor für Wuppertal entschieden hat und so die lange Tradition von Happich in eine neue Entwicklungsphase geführt wird. Mit großer Erleichterung erfüllt mich zudem die Tatsache, dass die 100 Mitarbeiter von Happich jetzt wieder eine gesicherte Zukunft vor sich haben.“

Schlankeres Management und flachere Strukturen, Auslagerung der Produktion, Aufbau eines modernen EDV-gestützten Vertriebes inklusive eines neuen Online-Shops und vor allem Investition in Forschung und Entwicklung – das sind die Vorzeichen, unter denen es jetzt mit Happich unter neuer Führung in Wuppertal weiter geht. Dazu gehört auch, dass das Unternehmen innerhalb Wuppertals umzieht. Schon im August verlagert Happich seinen Sitz von der Konsumstraße in Wuppertal Barmen ins Delphi-Gebäude im Technologiepark in Wuppertal-Elberfeld, direkt an der Technologieachse Süd, in Nachbarschaft zu anderen namhaften Autozulieferern wie Brose, Vorwerk und weiteren technologieorientierten Unternehmen. Die hervorragende Verkehrsanbindung dort paßt zu dem Vorhaben, Happich zur Europazentrale der Pelzer Swiss Holding AG auszubauen sowie zur geplanten Verlagerung des Zentrallagers nach Deutschland. „Wir wollen uns zügig weiterentwickeln und werden weitere Arbeitsplätze schaffen“, so Marc Pelzer, der so klingt, als wolle er seinem Vater nacheifern, jetzt, wo dessen Konzern aus der Umklammerung der Hedgefonds befreit ist. Der Finanzkrise sei Dank.

Quelle: RUDAT PR

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