Harte Zeiten – Wunderbare Menschen

Vorgestern war ich beim Waffel-Verkauf der Seebrücke Wuppertal am Café Tacheles. Bei strahlendem Sonnenschein und viel Publikumsverkehr gingen die Waffeln schneller weg, als alle gedacht hatten.

Wir leben in unsicheren Zeiten, sowohl für uns selbst, als auch für unsere Kinder und den Planeten. Der Kapitalismus hat sich so sehr zugespitzt, dass wir alle nun die Folgen zu spüren bekommen. Vor allem leiden allerdings die Menschen im globalen Süden unter dem Klimawandel, der zur Fluchtursache Nummer 1 werden wird. Und während sich also die Bedingungen, unter denen Menschen leben müssen, immer weiter verschärfen, werden gleichzeitig Grenzen geschlossen und die Menschen, die Leben retten wollen, werden mit Repressionen und Gewalt unterdrückt. Der Faschismus im Kapitalismus wird immer deutlicher sichtbar und fordert weltweit immer mehr Opfer. Gleichzeitig wird auch hier bei uns in Deutschland der Sozialstaat seit Jahren abgebaut und der Gewinnmaximierung großer Konzerne zum Fraß vorgeworfen. In Erwartung der Proteste verschärft man dann noch mal das Polizeigesetz und erfindet das Wort „katastrophisch“, um die Bundeswehr nun auch jederzeit im Inneren einsetzen zu können.

Waffeln für die Seenotrettung

Während zunehmend alles um uns herum in Trümmern liegt, entsteht an vielen kleinen Orten aber bereits eine neue Welt. Sehen kann sie nur der, der sie sucht. Es sind Orte, wie das Café Tacheles, die uns zeigen, wie diese neue Welt aussieht. Solidarität, Menschlichkeit und der Wunsch es besser zu machen sind keine Plattitüden, sondern Begriffe, die mit Leben gefüllt werden können. Im Tacheles versuchen Menschen genau das seit nun bereits 25 Jahren und am Sonntag war das wieder einmal sehr deutlich spürbar.

Ein solidarischer, herzlicher und ehrlicher Umgang miteinander erfordert viel Mut und bringt oft genug auch Konflikte mit sich, aber er ist ansteckend und gibt Kraft. Und ich beobachte vor allem Frauen und junge Menschen, die sich zunehmend für ein konkurrenzloses Leben in Solidarität interessieren. So war es auch kein Wunder, dass die Proteste der #FridaysForFuture-Schüler auch bei uns am Sonntag auf der Trasse ein großes Thema waren. Seit einigen Jahren lässt sich wieder vermehrt beobachten, dass Themen und Kämpfe miteinander verbunden werden, weil sie eben auch zusammen gehören. Der Kapitalismus wirkt auf vielen, verschiedenen Ebenen und Einzelkämpfer-Mentalität wird uns nicht weiterbringen, wollen wir dieses System wirklich abschaffen.

Und so freute ich mich auch sehr darüber, dass es vor allem Frauen waren, die in Erscheinung traten, koordinierten und mit Interessierten sprachen. Eine Entwicklung, die auch bei den Schüler-Protesten erkennbar ist. Die Befreiung der Frau und die Vernichtung des Patriarchats haben sowohl mit der Situation Geflüchteter auf dem Mittelmeer zu tun, als auch mit der jungen Generation, die für mehr Klimaschutz streikt. Zu sehen, dass ein themenübergreifendes Netzwerk entsteht, in dem man sich wieder über gemeinsame Werte definiert, anstatt sich über Labels gegenseitig voneinander abzugrenzen, empfinde ich als wunderbar und große Chance für Bewegungen in Deutschland.  

 

Die Solidarität, die uns als Seebrücke Wuppertal am Sonntag auf der Trasse entgegengebracht wurde, war groß und hat zumindest bei mir dafür gesorgt, dass ich trotz des traurigen Themas mit einem guten Gefühl nach Hause gefahren bin. Wir werden immer mehr und wir werden die Welt nicht ändern, wir tun es bereits.

 

Wer auch nicht länger tatenlos zusehen will, kommt am 7.3.2019 um 19 Uhr ins Café Tacheles an der Nordbahntrasse und wird Teil der Seebrücke Wuppertal. Wir wollen gemeinsam überlegen, wie wir die Welt der Geflüchteten und Retter besser machen können. Anwesend sein wird Dean, der die letzten acht Monate in Velika Kladuša in Bosnien verbracht hat, um dem Faschismus der Europäischen Regierungen gegen Geflüchtete etwas entgegen zu setzen. Er wird über seine Erlebnisse berichten.

 

Kommt!

Hört zu!

Schaut nicht länger weg!

Werdet aktiv!

Jeder kann etwas tun!

 

Eure Vicky

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