10.07.2015

Zu Besuch im Dinotal

Wuppertal hat eine Vorgeschichte. Und die geht bis in die tiefste Vorvergangenheit, als die Erde nur zwei riesige Kontinente beherbergte: Laurasia und Gondwana.

01_Hönnetal_vor_130Mio_J(C)JohnSibbickFrüher, da residierte der König der Tyrannenechsen im Fuhlrott-Museum. In einem Glaskasten bot sich sein gewaltiger Schädel dar, über einen Meter lang, mit Zähnen wie Steakmesser. Nur hat der räuberische Riese mit den lächerlich kurzen Armen wahrscheinlich nie in unserer Region gelebt. T-Rex war ein Ami, mit Verwandten in China. Und der Schädel im selig entschlafenen Fuhlrott-Museum war auch nur eine Kopie.

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Aber lange bevor die ersten Tyrannen aus ihren Eiern schlüpften, lebten seine Vorfahren in unserer Region. „In der Unterkreide gab es hier bei uns Vorläufer der Tyrannosaurier der späten Kreidezeit. Das waren recht kleine Tiere mit langen Armen“ erklärt der Paläontologe Dr. Klaus-Peter Lanser vom LWL-Museum für Naturkunde. Er gräbt seit 2002 in Nordrheinwestfalen nach Fossilien. Von der Landschaft damals hat er ein klares Bild: „Das war eine von Flüssen durchzogene tropische Sumpflandschaft. Vor 125 Millionen Jahren lag unsere Zone wesentlich näher am Äquator.“ Den Flüssen verdankt der Forscher auch seine Fossilienfunde: „Die stiegen über die Ufer und spülten Ton, Gestein, Dreck und tote Viecher in Karsthöhlen.“

Damals lag der Ort, der einmal Wuppertal werden sollte, wesentlich näher am Meer. Die Küste befand sich vermutlich im nördlichen Münsterland. Diese küstennahe Sumpflandschaft der Kreidezeit war reich an Leben. Außer den knapp fünf Meter langen Tyrannosauroiden hat Lanser noch die Überreste drei weiterer Raubsaurier gefunden. Zum einen Dromaeosauriden, die kleinen schnellen Zweibeiner, die seit Jurassic Park als Velociraptoren (oder kurz Raptoren) bekannt sind. Zum anderen zwei unterschiedliche Sorten von Zahnfunden. Einen davon ordnet Lanser als Neovenator ein. Der etwa 7,5 Meter lange Zweibeiner ist zum ersten Mal in den 90er Jahren in England fast vollständig ausgegraben und beschrieben worden. Sein besonderes Merkmal ist ein riesiger Nasalknochen.

All diese Beutegreifer brauchten natürlich etwas zu beißen. Zahlreiche Funde von Backenzähnen von Iguanodon weisen darauf hin, dass die rund fünf Tonnen schweren Pflanzenfresser in den kreidezeitlichen Sümpfen zu Hause waren. Die richtig großen Tiere gab es auch, einen 20 Zentimeter durchmessenden Schwanzwirbel hat Lanser bereits gefunden: „Der ist wahrscheinlich von einem Titanosauriden.“ Dieser Gruppe von langhalsigen und langschwänzigen Vierbeinern gehören die größten bekannten Landtiere wie Argentinosaurus an, der um die 30 Meter maß. Geradezu winzig dagegen waren die Säugetiere der Unterkreide. „Da haben wir die Dryolestiden. Die Tiere gehören zu den Vorfahren der modernen Säugetiere, die sich im Lauf der Oberkreide entwickeln.“ erläutert Lanser das Verwandtschaftsverhältnis.

Die Nachfahren dieser Tiere werden 125 Millionen Jahre später Städte im Wuppertal bauen und Oberbürgermeister wählen. Ihre struppigen, rattenartigen Urahnen haben ein ganz schön großes Maul: „Die haben acht Molare“, sagt Lanser. Also insgesamt 32 Backenzähne, die nur in einem sehr langen und fragilen Kiefer Platz gefunden haben. Mit Dinosauriern und Säugetieren ist die urzeitliche Fauna noch nicht vollständig beschrieben Über den Sümpfen segelten Tiere aus der Gruppe der Ornithocheiriden. Lanser: „Das waren Flugsaurier mit einem reusenartigen Gebiss, die damit Fische aus dem Wasser geholt haben.“ Weitere Lebewesen waren Krokodile, Schildkröten und Süßwasserhaie.

Text: Fabian Mauruschat

Der Artikel ist ein gekürzter Auszug aus der neuen Ausgabe der talwaerts, Wuppertals Wochenzeitung. Den vollständigen Artikel lesen Sie in der neuen Ausgabe, die immer freitags erscheint. Überall, wo es Zeitschriften gibt und unter www.talwaerts-zeitung.de

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