„Wuppertal 2025“: Seilbahn zur Uni, Bürgerdialog zur City-Gestaltung, mehr Grün

Eine Kabinenseilbahn vom Bahnhof zur Universität, mehr Grün, Leben und Wohnen an der Wupper und Innenstadtentwicklung im Dialog mit den Bürgern - das sind die Projektvorschläge im Kapitel "Facettenreiche urbane Lebensräume" im Zukunftskonzept "Wuppertal 2025". Blühende Fantasie oder realistische Visionen?

 

Wuppertal 2025

Das Strategiekonzept „Wuppertal 2025“ soll Projekte definieren, die unsere Stadt in Zukunft lebenswerter und wettbewerbsfähiger machen. Ein Steuerungsgremium, dem die Rathausführung, die Universitätsleitung sowie die Spitzen von WSW und Sparkasse angehören, hat auf der Basis von Vorschlägen der Bürger 13 Schlüsselprojekte vorgestellt, die sich in die Kategorien „Innovation und Wirtschaftskraft“, „Facettenreiche urbane Lebensräume“, „Bewegung und Begegnung“ und „Faszinierende Kulturszene“ gliedern.

Eine Analyse von njuuz-Herausgeber Georg Sander.

w2025lebensraum

1. Qualitätsoffensive Innenstädte: im Dialogprozess mehr erreichen

Die Bürger wollen mitreden, wenn es um die Gestaltung ihrer Innenstädte geht. Das zeigt sich aktuell bei der Diskussion um den Döppersbergumbau und die mögliche B7-Sperrung sowie bei den Erweiterungsplänen für die Elberfelder City-Arkaden. Auch die Immobilienstandortgemeinschaft Barmen war von Bürgern, in diesem Fall Immobilieneigentümern, initiiert worden. Um dieses Engagement aufzugreifen und Konflikte frühzeitig zu entschärfen, plant die Stadt eine „Dialogplattform“ für Elberfeld und Barmen, auf der sich „Investoren, Projektträger und Planer, Experten, Mitglieder der Stadtverwaltung und Bürger“ austauschen können.

AmpelRealisierungschancen: Auf Erfahrungen kann aufgebaut werden

Das Rathaus hat in den letzten Jahren mehrfach Online-Plattformen eingerichtet, auf denen die Bürger sich einbringen konnten, etwa zum städtischen Haushalt oder jetzt beim Zukunftskonzept „Wuppertal 2025“. Auf diesen Erfahrungen kann die Verwaltung aufbauen. Technisch stellen sich keine unüberwindbaren Hürden. Das Projekt kann dazu dienen, jene Bürgern, die sich konstruktiv zu Stadtentwicklungsprojekten äußern möchten, zu Beteiligten und damit zu Mitstreitern zu machen. Damit die Plattform langfristig zum Erfolg wird, müssen die Anregungen aus der Bevölkerung aber auch ernst genommen werden.

 


 

2. Die Großstadt im Grünen: lebenswerte, aktive und grüne Stadtquartiere

Wuppertal sei schon heute Deutschlands grünste Großstadt, heißt es im Konzept „Wuppertal 2025“. Aus der Bevölkerung hat die Verwaltung viele Vorschläge erhalten, die auf mehr Grün und mehr Sauberkeit setzen. Das Rathaus will den Grün-Anteil weiter steigern und vorhandene Parks miteinander verbinden. „Gemeinsam soll der unschlagbare Wuppertaler Mehrwert der ‚grünsten Großstadt Deutschlands‘ weiterentwickelt werden“ schreiben die Verfasser von „Wuppertal 2025“ und meinen damit, dass Bürger und Initiativen wie der Utopiastadtgarten, das Mirker Freibad und die Wuppertal Bewegung einen Teil der Pflege der Anlagen übernehmen sollen.

Ampel2Realisierungschancen: Gemeinsam können Stadt und Bürger es schaffen

Dem Wunsch des Stadtmenschen nach mehr Grün in der näheren Umgebung nachzukommen, ist machbar und wird die Lebensqualität in Wuppertal zweifellos erhöhen. Doch in Anbetracht der Kassenlage kann das nur gelingen, wenn – wie es das Konzept vorsieht – die Pflege der Anlagen zu einem erheblichen Teil „privatisiert“ wird, also die Bürger selbst mit anpacken. Diese werden dazu sicher auch bereit sein, sofern die Stadt nicht nur ihre Arbeitskraft schätzt, sondern sie auch darüber mitentscheiden lässt, wo und wie das Grün künftig sprießen soll. Die Erfahrungen mit der Nordbahntrasse zeigen jedoch, dass man sich im Rathaus mit partnerschaftlichem Miteinander noch schwer tut. Ein Einstellungswandel in der Verwaltung ist also die Voraussetzung dafür, dass das Projekt nicht nur im wahrsten Wortsinn blühende Fantasie bleibt.

 


 

3. Nicht über, sondern an die Wupper: ein Perspektivwechsel

Die renaturierte Wupper wird im Konzept als „Lebensader der Stadt“ bezeichnet. Der gesamte „Stadtraum Wupper“ soll aufgewertet werden, sowohl als innovativer Wohn- und Lebensraum als auch als Ökosystem mit vielfältigen Erlebnis- und Erholungsmöglichkeiten“:

  • Das Quartier Gaskessel Heckinghausen/Waldeckstraße, der historische Teil der Friedrich-Engels-Allee und das Areal Hammerstein, Sonnborn sollen zu Beispielen für das „Arbeiten und Wohnen an ungewöhnlichen Orten“ werden.
  • Die Wupper soll ökologisch aufgewertet und durch Treppen und Wege erlebbar werden, auch aus der Perspektive der Schwebebahn. Inszenierungen wie die Illumination von Bauwerken oder die Installation von Kunstobjekten sollen die Lebensader Wupper in den Fokus rücken.
  • Ein „Verschönerungsverein“, dem Anrainer, Institutionen und Bürger angehören, soll die Stadt unterstützen.

AmpelRealisierungschancen: Ehrgeizige Ziele, die langfristig erreicht werden können

Das Beispiel der „Regionale 2006“ und auch die aktuellen Renaturierungsmaßnahmen des Wupperverbandes zeigen beispielhaft, dass die Wupper das Potential hat, stärker als bisher zur Lebensader zu werden. Die Vorschläge in „Wuppertal 2025“ setzen an diesen positiven Vorbildern an und denken sie auf ambitionierte und zugleich realistische Weise nach vorne. Wie auch an anderer Stelle setzt das Konzept an der aktiven Mitwirkung der Wuppertaler („Verschönerungsverein“) an. Wenn die Stadtverwaltung die Bürger nicht nur als Arbeitskräfte und Geldgeber sieht, sondern sie als Partner begreift, kann der Perspektivwechsel erfolgreich gewuppt werden.

 


 

4. Zweimal im Leben durch Wuppertal schweben – eine Kabinenseilbahn für Wuppertal

Die ersten drei Projektvorschläge im Kapitel „Facettenreiche urbane Lebensräume“ waren ehrgeizig, bewegten sich aber im konventionellen Rahmen, was nicht negativ sein muss. Die vierte Idee ist jedoch ein „Knaller“, der in der Öffentlichkeit reges Interesse findet: eine Kabinenseilbahn soll die Studierenden der Bergischen Universität vom Hauptbahnhof zum Campus bringen. Mit Blick auf die Schwebebahn bezeichnen die Autoren das als „eine nachhaltige Verkehrslösung nach Wuppertaler Art“. Im Konzept werden die ökologischen Vorzüge dieser Variante und die hohe Effizienz gegenüber anderen Verkehrsmitteln betont. Man sieht außerdem „ein gewisses Maß an touristischem Potenzial (z.B. Sambatrasse)“.

AmpelRealisierungschancen: Die Bahn wäre ein Knaller, doch der Teufel steckt im Detail

Eine Kabinenseilbahn in der Stadt der Schwebebahn – das wäre ohne Frage eine spektakuläre Attraktion mit Strahlkraft weit über die Grenzen der Region hinaus. Außerdem wäre die Seilbahn ökologisch sinnvoll und in Bezug auf die Beförderungskapazität herkömmlichen Transportmitteln überlegen. Das Projekt ist anspruchsvoll und viele Fragen sind noch offen. Über wessen Grundstücke führt die Trasse? Wie finden es die Anwohner, unter oder neben einer Seilbahn zu wohnen? Wer trägt die Baukosten? Wer sorgt für den Unterhalt? Wer betreibt die Bahn? Wird sie nur bestaunt oder auch von einer nennenswerten Zahl von Passagieren genutzt? Es gibt noch viel zu klären.


 

>> Teil 1: Innovation und Wirtschaftskraft

 


Transparenzhinweis:
Der Autor war von 2005 bis 2008 Geschäftsführer der Wuppertal Marketing GmbH

Weitere Informationen:
>> Wuppertal 2025 auf der Homepage der Stadt Wuppertal

Grafiken:
Jeanete Ehab und bluedesign – Fotolia.com

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Kommentare

  1. Andreas Schneider sagt:

    Zur Seilbahn.. es gibt bereits zwei ziemlich ausgearbeitete Konzepte von Uni und Pro Bahn. Vielleicht mal anlesen, klingt alles sehr vernünftig, inklusive Zahlen 🙂

    1. Fast Foot sagt:

      Und sogar mit Finanzierungsvorschlag als Teilprojekt des Döppersberg (lediglich geringe Mehrkosten).

      Es existiert auch ein muskulöser Alternativvorschlag hierzu. Ähnlich der Wupperüberquerung im Brückenpark (sehr umweltfreundlich).

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