Auf ein Wort: Die Fahrgastentwicklung in den letzten 60 Jahren

Der Oberbürgermeister begründet die Reduzierung des Nahverkehrsangebot am 24. März mit geringeren Fahrgastzahlen aufgrund der gesunkenen Einwohnerzahl. Doch stimmt das überhaupt?

Als im vergangenen September die WSW erst die Fahrplananpassungen, die am 24.März 2013 wirksam werden, vorstellten und der Rat der Stadt diese im selben Monat beschloss, begründete Oberbürgermeister Jung diesen Schritt in seiner Kolumne „Auf ein Wort“ so:

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„Allerdings – und dies ist auch unbestritten, dieses Nahverkehrssystem verursacht erhebliche Kosten, die wir letztlich alle zu bezahlen haben. Jetzt allerdings ist es an der Zeit, dieses System an die sich in den vergangenen rund 20 Jahren zu verzeichnenden Entwicklungen anzupassen. Denn mit den rückläufigen Einwohnerzahlen, die wir leider zu verzeichnen haben, ist auch die Zahl der Fahrgäste gesunken. Dies führt letztlich dazu, dass bei bestimmten Linien und zu bestimmten Zeiten Busse praktisch leer sind.“

Es soll an dieser Stelle gar nicht bestritten werden, dass es Anpassungsbedarfe gibt. Aber die Begründung ist unhaltbar. Unser Oberbürgermeister begründet die Einstellung von Linien, bzw. Linienästen und Taktstreckungen mit einem den Einwohnerverlust begleitenden Verlust an Fahrgästen. Das ist falsch. So sieht die Entwicklung des Verhältnisses zwischen Einwohnern und Fahrgästen in den letzten 60 Jahren aus.

Fahrgäste pro Einwohner Fahrgäste pro Einwohner 1949-2009

(Die Grafik in einer größeren Auflösung gibt es hier)

Während die Einwohnerzahl in Wuppertal seit den 1960er Jahren (ca. 420.000) kontinuierlich sinkt, (heute: ca. 350.000), steigt seit dem Ende der 80er Jahren die Zahl der Fahrgäste von 68.852.000 auf über 90.000.000. Die Argumentation des Oberbürgermeisters ist somit haltlos.

Auch darüber sollten wir reden: Am Mittwoch, 13. März 2013 veranstaltet das Bündnis Unsere Stadtwerke eine BürgerInnen-Versammlung im Rathaus. Mehr Infos hier.

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Kommentare

  1. J.N.Kirschbaum sagt:

    Die Nutzungszahlen der Schwebebahn sind von 15.250.000 (1984) auf 23.645.000 (2009) gestiegen. Leider werden die Nutzungszahlen anderer Linien nicht veröffentlicht, sodass man nachvollziehen könnte, warum die Entscheidungen getroffen wurden. Es wurden leider auch kaum Linien anders geführt, sondern nur Kürzungen durchgesetzt. Ich bin vor einigen Tagen mit dem CE 65 zu einer Zeit gefahren, die nun nicht mehr bedient wird (Vormittags), der Bus war gut ausgelastet.
    Es soll gar nicht bestritten werden, dass es Handlungsbedarfe gibt, aber es fehlt an Transparenz. Und wenn der Oberbürgermeister nicht konkreter wird (z.B.: In diesem Viertel leben nun weniger Menschen, deshalb müssen wir dort nicht mehr so oft fahren), muss er sich an dem Messen lassen was er sagt. Und dieser Satz: „Denn mit den rückläufigen Einwohnerzahlen, die wir leider zu verzeichnen haben, ist auch die Zahl der Fahrgäste gesunken.“ ist auf die Gesamtheit des Nahverkehrsangebot bezogen grundfalsch. Für einzelne Bereiche mag er stimmen, aber nicht generell. Ich habe ihn ehrlich gesagt auf die Gesamtheit des Angebots bezogen.

  2. Xaver Busch sagt:

    Ich finde die Erklärung in der Kolumne eigentlich recht nachvollziehbar, wenn man sie ganz liest und nicht nur den hier dargestellten Ausschnitt. Auch wenn der Erklärungsansatz vielleicht ohne nähere Erläuterungen etwas „steil“ wirkt. Allerdings trägt die Grafik hier auch nicht unbedingt zur Nachvollziehbarkeit bei: Der OB bezieht sich explizit auf bestimmte Buslinien, die untersucht wurden – also auch Fakten. Sind hier in der Grafik auch die Fahrgastzahlen der Schwebebahn, die bestimmt in den vergangenen Jahren eher gestiegen sind, berücksichtigt – und wenn ja, würde das nicht die hier gegenüber dem OB geführte Argumentation schon in ein anderes Licht rücken?

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