Das Glück der Unvollständigkeit

Mehr als 200 Gäste erlebten am Montag eine unterhaltsame Vorlesung von Prof. Dr. Miriam Meckel im Kundenforum der Sparkasse.

Miriam Meckel lebte zwei Jahre in Wuppertal (Archivfoto).Miriam Meckel lebte zwei Jahre in Wuppertal (Archivfoto 2010).

In Wuppertal kennt sich Miriam Meckel aus. Die gebürtige Hildenerin hat immerhin zwei Jahre in der Schwebebahnstadt gelebt. Heute arbeitet die Kommunikationswissenschaftlerin, Autorin und ehemalige NRW-Regierungssprecherin an der Universität in St. Gallen. Leserinnen und Lesern bunter Blätter ist sie als Partnerin der ARD-Talkerin Anne Will bekannt.

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Die Gäste in der gut gefüllten Kundenhalle der Sparkasse erlebten eine rund einstündige Vorlesung, in der Meckel – mal witzig, mal etwas akademisch –  ihre Botschaft vom „Glück der Unvollständigkeit“ erläuterte. In Anbetracht der Tatsache, dass man ohnehin bestenfalls 90 Prozent seiner Ziele erreiche, solle man die Unvollständigkeit als Normalzustand akzeptieren.

Dies gilt für Miriam Meckel in besonderer Weise für die Kommunikation via Computer. „Das Leben ist nicht nur timeline“ erläuterte sie mit Blick auf das soziale Netzwerk Facebook, wo das ganze Dasein auf seine Wirkung nach außen reduziert werde.

Der Mensch habe sich vom Homo Erectus zum Homo Connectus entwickelt. Durch die moderne Technik vollziehe sich Kommunikation immer umfassender, gleichzeitiger, technikvermittelter und schneller. „Was macht das mit uns?“ fragte Meckel. Letztlich würden alle nur noch Nachrichten aussenden, echte Kommunikation finde kaum noch statt. Meckel machte dies an einem Werbevideo eines thailändischen Mobiltelefonherstellers deutlich, dessen Botschaft paradoxerweise lautete, das Handy gelegentlich auch einmal auszuschalten und sich dem Mitmenschen persönlich zuzuwenden:

Miriam Meckel rät, sich hin und wieder unerreichbar zu machen, sich „screenfreie“ Zeiten zu verordnen und „Mut zur Muße zu haben“. Schließlich sei es noch gar nicht so lange her, dass man ohne Handy und E-Mail miteinander kommuniziert habe: „Das hat auch funktioniert“. Die Wissenschaftlerin erzählte gegen Ende ihres Vortrages von einer US-amerikanischen Professorin, die jede an sie gerichtete E-Mail mit einer automatisierten Standardnachricht beantwortet: „I don’t read emails“.

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Foto: Aschmidt (Lizenz: CC BY 2.0)

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