Lieber heute als morgen: Gärtnern im Stadtgarten Lederstraße

Mit rund 30 Gästen fand die Auftaktveranstaltung zum Stadtgarten Lederstraße am vergangenem Samstag in der alten Feuerwache statt. Dass das Thema überregional interessiert, dokumentierte die Anwesenheit einer Reihe von Düsseldorfern, die sich in eigenen Gartenprojekten in der Landeshauptstadt engagieren und den Austausch mit den Wuppertaler Gartenaktivisten suchten.

Trotz strahlendem Wetter fanden sich etwa 30 Personen in der alten Feuerwache ein, um an der Auftaktveranstaltung zum Stadtgarten Lederstraße teilzunehmen. Das Interesse für das Kommen der einzelnen war durchaus gemischt. Vom Nachbarn der wissen wollte was vor seinen Augen geschehen wird, wenn er demnächst aus seinem Wohnzimmer schaut, über das Interesse an einer Dokumentation über die Entwicklung des Gartens, dem Austausch von gärtnerischem Wissen, oder dem Wunsch nach Kontakt zu den Nachbarn und dem Anbau von Gemüse und Beerenobst, waren viele, unterschiedlichste Wünsche dabei. Die Mutter von fünf Kindern war ebenso vertreten, wie auch ein älteres russisches Ehepaar, für die das Gärtnern und die Selbstversorgung in ihrer Heimat schon immer zu Ihrem Alltag gehörte und die sich jetzt darauf freuen, auch in Wuppertal wieder aktiv werden zu können. Die anwesenden Düsseldorfer schwärmten vom Elan und der Vielfalt der Wuppertaler Gruppen, die sie in Düsseldorf so nicht fänden. Auf die Vorstellungsrunde folgte der 10 minütige Film „Nomadisch grün: Der Prinzessinnengarten in Berlin-Kreuzberg“. Er führte in die Besonderheiten des „Urbanen Gärtnerns“ ein.

Auf 6000 Quadratmetern ist der Prinzessinnengarten in Berlin das bisher bekannteste und erfolgreichste Projekt der Urban Gardening Bewegung in Deutschland. Die Initiatoren Robert Shaw und Marco Claussen, erzählen was aus ihrer Sicht einen urbanen Garten ausmacht. Gemüse ist für sie ein „universales Vehikel“ für ein soziales Projekt. Es geht ihnen darum Kulturen zusammenzubringen, Stadtraum umzunutzen und ein neues Konzept für eine effiziente, mit der städtischen Umgebung interagierende mobile, urbane Landwirtschaft zu entwickeln. Gemüse wird beispielsweise in Bäckerkisten, Milchtüten und Reissäcken angebaut – für einige Anwesende sicher ein ungewohnter Anblick. So kann schnell umgezogen werden, wenn das Grundstück in Folge eines Beschlusses durch den Grundstückseigentümer anders genutzt werden soll. Auch der ökonomische Aspekt spielt eine Rolle. Christine Nordmann vom Verein Neue Arbeit neue Kultur hat die beiden kennen gelernt und erzählte in der Runde, dass Claussen und Shaw inzwischen von ihren Gartenaktivitäten leben können.

Im Anschluss an den Film berichtete Christine Nordmann weiter, dass die Stadtverwaltung Wuppertal die Idee der Stadtgärten unterstützt. Das Grünflächenamt hat insgesamt sechs Flächen für die mobile Gärtnerei zur Verfügung gestellt und am Parkdeck Lederstraße in Abstimmung mit dem Verein erste vorbereitende Arbeiten durchgeführt. Auf dem terrassenartigen Gelände kann direkt in den mit Erde gefüllten Betonwannen gepflanzt werden. Die versiegelten Flächen können zusätzlich mit mobilen Hochbeeten zum Anbaugebiet erweitert werden. Die ersten Fragen aus dem Publikum waren überwiegend praktischer Natur. Woher kommt das Wasser, wie wird das ganze finanziert, wie schützt man sich vor Vandalismus und Hundekot, woher kommt der Strom, wo können die Gartengeräte untergestellt werden. Auf alle diese Fragen wird die Gruppe demnächst gemeinsam die Antworten finden. „Es gehört eine gehörige Portion Kreativität dazu“, meinte Christine Nordmann und fügte an, „aber nichts ist unlösbar, beispielsweise hat die Feuerwehr schon bei der Bewässerung geholfen. Kooperation ist gefragt und die gegenseitige Unterstützung.“ Dass die Unterstützung auch zu diesem Anlass funktioniert hat, zeigte sich in der nachfolgenden Pause. Das Catering in Form von Gebäck, Brötchen und Broten wurde von der Bäckerei Myska und der Bäckerei Schüren gespendet.

Ein an die Pause angeschlossener Miniworkshop ergab ein erstes Bild, was die Aktiven in ihrem Garten konkret tun wollen. Die Vorstellungen und Wünsche reichten von der Kulturveranstaltung, dem gemeinsamen Grillen, einem Insektenhotel, Sitzbänken für gemütliches Beisammensein, dem Anbau von bestimmten Gemüsesorten wie Tomaten, Bohnen – weil sie so schön ranken – und Salat, oder von Graffitis an den Betonwänden, bis zur Firma Kärcher, die ins Boot geholt werden soll, um die Wände zu reinigen.

Als Abschluss und Abrundung wanderte die Gruppe, ausgestattet mit einer Reihe von Gartengeräten, zur ersten gemeinsamen Aktion in die Lederstraße. Dort wartete schon ein Anhänger voller Mist, der gemeinschaftlich in einer der Betonwannen eingearbeitet wurde. Der Anfang ist gemacht, der erste Elan entfacht, so dass der eine oder andere lieber heute als morgen loslegen würde.

Alle weiteren Termine und Informationen unter:
Facebookgruppe: Wandelgärten Wuppertal

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