31.08.2014

Hausbesetzungsversuch am Ölberg

„Endlich ist das Haus mal besetzt worden …“ Erklärung der Unternehmer/innen für die Nordstadt e.V. zur kurzzeitigen Besetzung eines Hauses auf dem Ölberg.

Hausbesetzung_August2014.

Am 30.8. in den Abendstunden wurde in der Marienstraße auf dem Ölberg in der Elberfelder Nordstadt das Haus mit der Nr. 41 von 7 jungen Leuten besetzt. Sie wollten damit auf den langandauernden Leerstand aufmerksam machen und forderten, dass das Haus ebenso gut als soziokulturelles Zentrum bzw. als Willkommensort für Flüchtlinge dienen könnte. Damit wurde auf einen Missstand aufmerksam gemacht, der vielen Bewohnern und Bewohnerinnen des Ölbergs seit langem ein Dorn im Auge ist. Noch in der Nacht wurde das Haus durch einen unverhältnismäßigen Einsatz der Polizei mit drei Hundertschaften wieder geräumt. Die Bewohner und Bewohnerinnen des Ölbergs sahen sich die ganze Nacht hindurch einem Belagerungszustand durch die Polizei ausgesetzt.

Hier wird eine Immobilie heruntergewirtschaftet, weil die Eigentümer Teil des internationalen Finanzkapitals sind, die keinen Bezug zu den konkreten Lebensumständen in unseren Quartieren und Kommunen haben. Immobilien sind hier nur Verschiebemasse in Bilanzen und Renditeberech¬nungen. Jede andere Dimension von Eigentum, etwa soziale Verpflichtungen gegenüber der Gesellschaft, wie sie unser Grundgesetz vorsieht, wird völlig ausgeblendet.

Konkret gehört diese Immobilie der DDT 38. VV GmbH, die über zwei weitere Immobilienzweckgesellschaften eine Tochter der insolventen Treveria Immobilienholding ist. Das Ergebnis ist, dass die Hauptgläubiger, die ABN AMRO Trustees LTD mit Sitz in London nun faktisch Eigentümer der Immobilie ist und sie durch eine Düsseldorfer Verwaltungsgesellschaft mehr schlecht als recht verwalten lässt.

Ein Bewirtschaftungs- oder Verkaufsinteresse besteht nicht. Nach jetzigem Stand steht die Immobilie mit 140.000 € in der Bilanz, weit über ihrem tatsächlichen Marktwert, der höchstens bei 50.000 € liegen dürfte. Bei einem Verkauf würde also der Gläubiger, die ABN AMRO einen Verlust realisieren. Dementsprechend lässt man lieber die Immobilie vergammeln, um Bilanzen zu schönen. Millionenfach und weltweit praktiziert werden auf diese Art und Weise Finanz- und Immobilienkrisen produziert, zuletzt 2008.

Die Wohnungsgenossenschaft Ölberg eG hat bereits versucht, diese Immobilie zu erwerben und einer Nutzung zuzuführen, sah sich aber mit einer überzogenen Kaufpreisforderung konfrontiert. Sie machte dann das Angebot, für das Haus Zwischennutzungen zu organisieren, damit durch eine Nutzung die weitere Verwahrlosung verhindert werden kann. Vielfache Anfragen an den Verein „Unternehmer/innen für die Nordstadt e.V.“, ob man das Ladenlokal nutzen könnte, machen deutlich, dass es einen Bedarf nicht nur für Wohnraum gibt, sondern ebenso für Ladenlokale. Eine Nutzung durch kreative Akteure, Sozialinitiativen oder kleine Einzelhändler würden alle Bewohnerinnen und Bewohner des Ölbergs begrüßen.

Obwohl das denkmalgeschützte Haus an der Schaufensterfront erhebliche Schäden aufweist und nicht wirklich verkehrssicher ist, ist die Stadt Wuppertal bisher nicht tätig geworden. Das Gebäude sei verkehrssicher, so das Bauordnungsamt der Stadt. Auch die zunehmende Verwahrlosung und das damit verbundene negative Erscheinungsbild für diesen zentralen Platz des Ölbergs machen der Stadt Wuppertal zwar Sorgen, handlungsfähig sieht sie sich aber nicht.

Der Verein „Unternehmer/innen für die Nordstadt e.V.“ fordert die Stadt Wuppertal auf, alle gesetzlichen Mittel auszuschöpfen, um die Eigentümer entweder zur Bewirtschaftung oder zum Verkauf zu einem bereinigten Wert zu zwingen. Städte wie Bremerhaven oder Gelsenkirchen, machen es vor. Die marode Haushaltssituation der Stadt Wuppertal ist kein Argument für Tatenlosigkeit. Die soziale Entwicklung in unseren Quartieren und Kommunen darf nicht dem internationalen Finanzkapital überlassen werden.

Vorstand des Vereins „Unternehmer/innen für die Nordstadt e.V.“
Wuppertal, 31.8.2014

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Kommentare

  1. Ulrike Mös sagt:

    Wuppertal muss endlich kapieren, dass die alten Gebäude ihr Kapuital
    sind. Und nicht nur die stuckverzierten Gründerzeithäuser, auch die
    alten backsteienen Fabrikgebäude oder auch Häuser aus den 50ern.
    Wuppertal ist werder eine bürgerfreudliche, noch eine autofreundliche
    noch eine fahrradfreundliche Stadt. Warum nicht?

    Plätze sind mit Menschen zu füllen, nicht mit Buden oder Parkplätzen.
    Wuppertal hat in den letzen Jahren 150.000 Einwohner verlohren,
    hauptsächlich wegen massivem Arbeitsplatzabbau. Die Menschne sind zu
    recht deprimiert. Warum gibt die Stadt ihnen nicht Lebensfreude und zwar
    ohne Konsumzwang, den sich hier viele einfach nicht mehr leisten können.

    Architektur wirkt auf die Psyche. Unsere Stadt soll schöner werden.
    Eine neue Konsummeile lockt keinen hinter dem Ofen hervor.

    Leere Räume haben die Tendenz sich zu füllen. Hierzu gehört auch, dass ein Stück alternativer Kultur und ein städetebaulich wertvolles Gebäude in der Markomannenstr. geschützt wird. Das AZ deckt einen Kulturbereich ab, für dass sich von keine anderen Organisation hier im Quartier zuständig fühlt.

    Vielfalt macht den Reiz von Wuppertal aus. Wir solten uns über die Initiative der Hausbesetzer freuen, gemäß GG Art. 14 Abs. 2 „Eigentum verpflichtet.“

    Viele Grüße
    Ulrike

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