Gagfah: Obi-Gutscheine für „handwerklich begabte Mieter“

Die Immobiliengesellschaft Gagfah, deren marode Wohnungen immer wieder für traurige Schlagzeilen sorgen, will mit einer neuen Marketingstrategie "handwerklich begabten Mietern" ihre sanierungsbedürftigen Behausungen schmackhaft machen: Neumieter in Ronsdorf erhalten einen Obi-Gutschein in Höhe von bis zu 1.000 Euro.

Unter dem Titel „Hammer-Wohnung“ bietet die Gagfah in Ronsdorf Domizile für Selbstrenovierer an. Wer abenteuerlustig genug ist, eine der Hammer-Wohnungen zu beziehen, wird mit einem Obi-Gutschein in Höhe von bis zu 1.000 Euro „beschenkt“.

Sebastian Hiese, Gagfah-Kundencenterleiter im Bezirk Westfalen, findet das ungewöhnliche Angebot offenbar kein bisschen zynisch, sondern ist ernsthaft der Meinung, den Wuppertalern damit einen großen Gefallen zu tun. Im Branchenmedium „Property Magazine“ wird er wie folgt zitiert: „„Wir wissen, dass in Wuppertal viele handwerklich begabte Bürger ihre neue Wohnung gerne nach ihren Wünschen herrichten und dafür lieber eine günstige Miete zahlen möchten. Diesem Wunsch entsprechen wir mit unserem neuen Angebot in Ronsdorf.“

Im gleichen Magazin äußern sich auch die Obi-Märkte in Wuppertal und Remscheid hellauf begeistert. Man begrüße das Angebot der Gagfah, preiswerten Wohnraum in Wuppertal anzubieten: „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen den Wohnungssuchenden bei allen Fragen rund um die Renovierung und Verschönerung ihres neuen Heims zur Seite“

Eine mögliche „Verschönerung“ ihrer vier Wände war allerdings bislang nicht das größte Problem vieler Gagfah-Mieter. Eine 72jährige Mieterin hatte 2010 laut „Financial Times Deutschland“ Probleme ganz anderer Art: „Wenn es schlimm regnet, läuft (…) das Wasser die Treppe runter bis in die Wohnung.“ Der Beitrag trägt den Titel „Mieterschreck Gagfah“.

„Der Spiegel“ berichtet im Mai 2011 unter der Überschrift „Einstürzende Altbauten“ über die Gagfah und schreibt von verschimmelten Badezimmern, überteuerten Nebenkostenberechnungen und abstürzenden Fassadenteilen.

Die Ursache für die Misere in den Wohnungen sehen Branchenexperten in der Geschäftsstrategie der Gagfah-Eigentümer. „Die Lage ist prekär, weil die Gagfah von Fortress beziehungsweise deren Anlegern ausgeschlachtet wird im Rahmen von Heuschrecken-Tätigkeiten“, behauptet Bernhard von Grünberg, Vorsitzender des Deutschen Mieterbundes in NRW im WDR.

Daniela Schneckenburger MdL, wohnungspolitische Sprecherin der Grünen: „Offenbar ist die Gagfah nicht mehr bereit, die notwendigen Instandhaltungsarbeiten in ihren Mietwohnungen selbst durchzuführen. Deshalb ködert sie jetzt Mieterinnen und Mieter mit Baumarktgutscheinen über 1.000 Euro. Das ist nichts anderes als der Versuch des Unternehmens, seine Lasten mit Lockangeboten auf den Schultern von Wohnungssuchenden abzuladen.“

Anmelden

Kommentare

  1. Robert Silber sagt:

    „Wir wissen, dass in Wuppertal viele handwerklich begabte Bürger ihre neue Wohnung gerne nach ihren Wünschen herrichten und dafür lieber eine günstige Miete zahlen möchten. Diesem Wunsch entsprechen wir mit unserem neuen Angebot in Ronsdorf.“
    Unglaublich. Bei so viel Hohn und Dummheit fehlen einem die Worte..

Neuen Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert