Von der Fabrik zur Gedenkort

Wie kann ein Gedenkort auf dem Gelände des KZ Kemna aussehen? Superintendentin Ilka Federschmidt erhielt Antworten von Bauforscherin Barbara Schulz.

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Wie kann ein Gedenkort auf dem Gelände des KZ Kemna aussehen? Eine Studie der Berliner Bauforscherin Barbara Schulz gibt erste Antworten. Sie wurde jetzt in Kemna an Superintendentin Ilka Federschmidt übergeben.

Umgebaut, angebaut, überbaut: Nur ein gutes halbes Jahr gab es das Bergische Konzentrationslager Kemna in einer ehemaligen Putzwollfabrik an der Beyenburger Straße in Wuppertal. Bis zu 3000 politische Gegner des Naziregimes waren dort zwischen Juli 1933 und Januar 1934 inhaftiert. Schon damals war das Fabrikgelände zu klein für die vielen Menschen. Es wurde um- und angebaut und danach von vielen Firmen gewerblich genutzt, so dass es zu weiteren baulichen Veränderungen kam.

Keine einfachen Voraussetzungen, um auf dem 4.000 Quadratmeter großen Gelände einen Gedenkort zu errichten, der anschaulich an das ehemalige Konzentrationslager und die Leiden der Inhaftierten erinnert. „Als der Kirchenkreis das Gelände vor vier Jahren gekauft hat, war allen klar, dass wir zunächst eine gründliche bauhistorische Untersuchung brauchen“, erklärt Superintendentin Ilka Federschmidt.

Machbarkeitsstudie prüft Gebäude

Die sogenannte „Machbarkeitsstudie“ liegt nun vor und wurde ihr am Wochenende bei einer Begehung des Geländes übergeben. Fast zwei Jahre haben die Berliner Bauforscherin Barbara Schulz und ihr Kollege Axel Drieschner in Archiven nach alten Grundbucheintragungen und Bauplänen gesucht. Sie haben altes Fotomaterial der Firmen gesichtet, die das Gebäude nach dem Krieg umbauten, und Zeugenberichte ehemaliger Inhaftierter studiert.

Wie standen die Mauern des KZ? Bauforscherin Barbara Schulz zeigt es.

In mühsamer Kleinarbeit hat Barbara Schulz in der ehemaligen Fabrik Wände und Böden nach historischen Mauerresten untersucht, fotografiert und Pläne angelegt. Zwei Aktenordner und eine Kiste wertvoller Dokumente kamen so zusammen. Mitfinanziert wurde das umfangreiche Gutachten vom Landschaftsverband Rheinland.

Die Architektin konnte nachweisen, wo genau die Wachstube mit der Wand, an die sich alle neuangekommenen Häftlinge stellen mussten, war. Auch die Küche und der Verschlag unter der Treppe, der als Zelle für die Haftverschärfung missbraucht wurde, sind nun bauhistorisch belegt. Hilfreich sei dafür vor allem der im August 1934 niedergeschriebene Bericht des Wuppertaler Malermeisters Fritz Brass gewesen. „Ich habe noch nie erlebt, dass die Erinnerungen eines Häftlings so exakt mit der Bauhistorie übereinstimmten. Selbst seine geschätzten Maße der Wachstube ließen sich genauso nachweisen.“

Versagen der evangelischen Kirche

Die Berliner Experten für bauhistorische Forschung und Denkmalpflege sind überzeugt, dass aus dem Fabrikgebäude ein historisch anschaulicher Gedenkort entstehen kann. Bis es soweit ist, wird es aber noch einige Jahre dauern. „Dafür brauchen wir nicht nur architektonisch, sondern auch historisch und pädagogisch ein gutes Konzept“, sagt Ilka Federschmidt. Daran wird nun mit der Kemna-Projektgruppe des Kirchenkreises und weiteren Experten gearbeitet.

Aus diesem Fabrikgebäude soll ein Erinnerungsort werden.

Der evangelischen Kirche sei es ein besonderes Anliegen, Kemna zu einem Erinnerungsort zu machen, weil sie damals in ihrem gebrochenen Verhältnis zu Sozialdemokraten, Sozialisten, Kommunisten und zur Arbeiterbewegung keine Partei für die Inhaftierten ergriffen habe, erklärt Ilka Federschmidt. „Wir wollen beitragen zu einem Lernen für eine gelebte Demokratie, für Menschenrechte und Menschlichkeit mit konkreten Bezügen zu der Rolle dieses frühen Konzentrationslagers.“

Dazu dient auch die neue Webseite des Kirchenkreises www.kemna-erinnern.de mit vielen Informationen, Bildern und Links zum ehemaligen Konzentrationslager Kemna, die laufend ergänzt werden.

Text: Sabine Damaschke
Fotos: Barbara Herfurth

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